Breyell: Vom Steckling zum Korb

Was man aus Weiden alles herstellen kann, zeigen Handwerker bei einer Börse auf dem Hof Baerlo.

Breyell. Seinen 70. Geburtstag hätte Bernd Rosenkranz, Leiter des Landschaftshofes Baerlo, nicht passender feiern können- gestern, bei der sechsten Niederrheinischen Weidenbörse. 13 verschiedene Kulturweidensorten sind hier heimisch, der Landschaftshof beliefert sogar Deutschlands einzige Korbfachschule in Lichtenfels am Main.

Gestern waren diejenigen gekommen, die sich das Korbflechterhandwerk einmal aus nächster Nähe anschauen oder ein Rutenbund für den heimischen Garten erwerben wollten. "Es ist wunderschön hier", waren sich die Eheleute Reiners aus Mönchengladbach einig. Sie entschieden sich bewusst für den Landschaftshof als Ziel ihres sonntäglichen Ausflugs, denn immerhin gibt es hier viel zu bestaunen und zu lernen.

Doch der romantische Eindruck trügt: Früher war das Korbflechten vor allem für arme Bauern eine willkommene Möglichkeit, Geld nebenher zu verdienen. An langen Winterabenden flochten sie Körbe und andere Dinge des täglichen Bedarfs, heute gibt es NRW-weit nur noch vier hauptberufliche Korbflechter.

Karl-Heinz Hensen zeigte interessierten Zuschauern, wie ein Korb entsteht. Das Material Weidenrute hat dabei mehrere Vorteile: Es riecht gut, ist flexibel, leicht und wächst nach.

Gleich bündelweise wurden die Ruten von Benjamin Paterson (16) verkauft. "Einfach die Rute tief in die Erde stecken, dann schlagen die bis zu 3,30 Meter hohen Zweige an", erklärt der junge Mann, der gerade beim Kolpingbildungswerk beschäftigt ist und einmal Garten- und Landschaftsbauer werden möchte. Ob Rutenzelt für den Kindergarten oder eine natürliche Zaunalternative für den Immobilienbesitzer - die Fans der Weidenrute sind so zahllos wie auch deren Verwendungsmöglichkeit.

Momentan setzt sich der Landschaftshof für die Rückkehr des Weißstorchs an den Niederrhein ein. So werden Grundgerüste für einen Storchenhorst geflochten, die in mehreren Metern Höhe Meister Adebar anlocken sollen. "1996 brütete nach mehreren Jahrzehnten das erste Weißstorchpärchen wieder hier in der Region", weiß Rosenkranz zu berichten.

Aber auch Korbflechterlehrgänge erfreuen sich hier immer größerer Beliebtheit. Viele Besucher entdecken für sich das Romantische an dieser Arbeit und erhalten so eine Tradition. Natürlich standen auch Körbe zum Verkauf.