Buchvorstellung im Kempener Kolpinghaus Die Geschichte eines Klinikschiffs: Rettung für tausende Menschen

Kempen · Der Kempener Verlag L100 legte ein neues Buch vor: „Ein Schiff für den Frieden“ versteht sich als Hommage an den 2016 verstorbenen Rupert Neudeck.

Ein Abend für den Frieden mit Christel Neudeck (Mitte rechts), links neben ihr Moderator Klaus-Peter Hufer.

Foto: Norbert Prümen

(evs) 2018 gründeten Hans-Jürgen van der Gieth, Geschäftsführer des Buchverlags Kempen, und der frühere RTL-Sportmoderator und Autor Ulli Potofski den Verlag L100. „Wir haben das Ziel, 100 Bücher gemeinsam zu veröffentlichen“, erklärte Hans-Jürgen van der Gieth. Und ergänzte: „20 haben wir schon geschafft.“ Das neueste Buch aus ihrem Verlag stellten sie im Kolpinghaus vor. Es heißt „Ein Schiff für den Frieden“ und versteht sich als Hommage an den 2016 verstorbenen Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Sozialwissenschaftler Klaus-Peter Hufer aus Kempen. Im Publikum befanden sich Mitglieder der örtlichen Amnesty-Gruppe und aus der Ukraine geflüchtete Frauen. Vorgestellt wurde das Buch von der Autorin Christina Bacher aus Köln, die kürzlich als Journalistin des Jahres ausgezeichnet wurde. Sie zeigte sich fasziniert davon, „wie präsent“ Rupert Neudeck immer noch sei. Das von dem Benediktinermönch Lukas Ruegenberg illustrierte Buch richte sich ausdrücklich auch an Kinder und Jugendliche, sagte sie. Es erzählt die Lebensgeschichte Neudecks, berichtet vom Beginn des Hilfseinsatzes 1979 mit einem zum Klinikschiff umgebauten Frachter, der gemeinsam mit einem weiteren Schiff insgesamt 11 300 Menschen rettete, die in „Nussschalen“ auf dem Südchinesischen Meer trieben. Auch von der Unterstützung durch Heinrich Böll, der gesagt habe: „Jemanden, der vom Ertrinken bedroht ist, den frage ich nicht nach seiner politischen Einstellung.“

Zu Gast in Kempen war Christel Neudeck, die Witwe Rupert Neudecks. Als nach einer Fernsehsendung 1,3 Millionen ­D-Mark an Spenden kamen, habe sie zunächst einmal einen „Riesenschrecken“ bekommen. Doch sie habe die nun anlaufende Hilfsorganisation voll unterstützt. „Rupert war immer ein Workaholic. Ich wusste, wofür er das tat, ich fand es fantastisch“, sagte sie. Woher ihr Mann den Mut genommen habe?, fragte Hufer. „So war er halt“, kam die Antwort. „Er war auch nicht allein, man braucht gute Freunde“, fügte sie hinzu.

Eindrücklich geriet die Schilderung von Kim Nguyen, die 1981 als Neugeborene von der Kap Anamur gerettet wurde. Ihre Eltern befanden sich mit den vier Kindern auf einem 12,50 Meter langen Boot, auf dem sich rund 100 Personen drängten. Ohne Nahrung und ohne Orientierung.

Am sechsten Fluchttag kam die Rettung. Heute lebt die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin mit ihrer Familie in Essen. „Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei unserem verstorbenen Retter“, sagt sie. Und an Christel Neudeck gerichtet: „Hinter einem starken Mann steht immer eine starke Frau.“