Offene Gartenpforte in Kempen-Tönisberg Gartenglück auf über 2000 Quadratmetern

Kempen · Vor sechs Jahren kauften Heike und Uwe Frohnhoff ein Haus mit einem großen Garten in Kempen-Tönisberg. Nach und nach verwandelten sie ihn in ein blühendes Paradies, das nicht nur Insekten, sondern auch Besucher begeistert.

Heike und Uwe Frohnhoff an dem Brunnen, den die Gartenbesitzerin im Internet entdeckte. Keiner wollte ihn haben – sie schon. Heute steht der Brunnen inmitten eines Beets mit spanischen Gänseblümchen.

Foto: Norbert Prümen

Schon ihr Haus am Rand von Tönisberg, nahe der Grenze zur Gemeinde Kerken, ist ein Eyecatcher. Es besteht aus zwei Gebäudeteilen aus Backstein, die in Weiß und Anthrazit gehalten sind und durch ein kräftiges Dunkelrot akzentuiert werden, das sich an den Giebelbalken oder an der Haustür findet. Vor den Fenstern blühen knallrote Geranien. Heike Frohnhoff kommt gerade aus dem Garten, die Hände noch voller Erdspuren. „Ich muss die Kartoffeln ausmachen, sonst fressen mir die Wühlmäuse alles weg“, erklärt sie. Die beiden Hunde werden ins Haus bugsiert. Ihr Mann Uwe erscheint kurz, und ist dann auch erst mal wieder weg. Im Nebengebäude, einer ehemaligen Käserei, hat er sich seine Werkstatt eingerichtet. Es ist halt immer was zu tun.

Die beiden ergänzen sich hervorragend. Während seine Frau die Pflanzen im Auge hat, ist der Diplom-Ingenieur für die technische Umsetzung ihrer Ideen zuständig. An diesem Samstag haben die Frohnhoffs zum zweiten Mal in diesem Sommer ihren Garten zur Offenen Gartenpforte angemeldet. Doch der Tag beginnt regnerisch. Der Sommer macht ein wenig Pause, der Garten nicht. Auch Heike Frohnhoff macht das Wetter nichts aus. Sie ist ein Draußen-Mensch. Voller Enthusiasmus präsentiert sie das 2600 Quadratmeter große Gelände. Erst vor sechs Jahren hat das Ehepaar Haus und Grundstück in der Nähe der A 40 gekauft. Die beiden wohnten zuletzt in Solingen, suchten ein Objekt in ländlicher Lage, in dem sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten. Und gleichzeitig mit der aufwendigen und geschmackvollen Sanierung des Hauses, wurde auch der Garten neu angelegt. „Hier war nichts außer Efeu und kaputten Tannen“, erzählt Heike Frohnhoff.

Die wurden gefällt, die Fläche neu konzipiert. „Mit Schläuchen haben wir die geplanten Parzellen ausgelegt, um ein Gefühl für die Größe zu bekommen“, erinnert sie sich. Denn von Anfang an war geplant, den großen Garten in verschiedene Räume aufzuteilen. Direkt am Haus etwa befindet sich der Schattengarten. Sein Herzstück ist eine mehr als 100 Jahre alte Magnolie, die vor kurzem über und über mit rosa Blüten bedeckt war und weithin bekannt ist. „Ach, Sie sind die mit der schönen Magnolie“, heißt es dann. Darunter wächst der seltene Waldgeißbart mit seinen langen, fedrigen weißen Blüten. Heike Frohnhoff ist ein Fan alter, fast vergessener Sorten, die sie immer wieder aufstöbern und zum Leben erwecken kann. Auch Farne und Funkien finden sich hier. Die Blätter der Funkien zeigen Schneckenspuren. Gespritzt wird nicht. „Wenn man Nützlinge haben will, braucht man auch die Schädlinge“, sagt Heike Frohnhoff. „Das pendelt sich ein“, so ihre Erfahrung.

Eine gemauerte Treppe führt in den tiefer gelegenen Hauptteil des Gartens. Auf der Hälfte des Kieswegs sprudelt ein Brunnen in einem Meer aus spanischen Gänseblümchen. Wie so vieles in diesem Garten kommt er aus zweiter Hand. Die beiden sind Recycling-Fans, lagern Baumaterial, Holz, Steine ein und finden oft kreative Möglichkeiten der Wiederverwendung. „Den Brunnen habe ich im Internet entdeckt, den wollte absolut keiner haben“, erzählt die Gartenbesitzerin. Die vielen Wasserhähne im Garten sind auf Dachbalken montiert, die beim Hausumbau übrig blieben. Pflaster haben sie aus Solingen mitgeschleppt. Es sollte nach dem Umbau der Grundschule des Sohnes – heute ein erwachsener junger Mann – entsorgt werden.

Im Rosarium stehen die eisernen Gartenmöbel der Vorbesitzer, die noch aufgearbeitet werden sollen. Der kleine Sitzplatz befindet sich inmitten duftender alter Rosensorten. Kleine geschwungene Rasenwege umrunden ihn. Ein „Nachbarschaftstörchen“ steht für den Plausch immer offen. Die prachtvollen Staudenbeete „machen nur im Frühjahr viel Arbeit“, versichert Heike Frohnhoff. Dann wird geschnitten und gemulcht. Mittlerweile stehen die Stauden so dicht, dass kaum Unkraut dazwischen wächst und auch kaum gewässert wird.

Heike Frohnhoff achtet sehr darauf, dass ihre Stauden insektenfreundlich sind. Aus einem alten Bienenhaus wurde ein Insektenhotel. Ein Stückchen Teichfolie in einer Vertiefung verwandelte sich zu einem Mini-Tümpelchen, in dem tatsächlich zwei kleine Frösche wohnen. Weite und Ruhe mit Blick auf die angrenzende Pferdekoppel vermittelt der großzügige Freundesgarten mit Teich und Sitzgruppe auf einer gepflegten Rasenfläche. Ein roter Zaun aus alten Dachlatten grenzt den Obst- und Nutzgartenbereich ab. Entlang von Wildstreifen stehen Obstbäume, alles alte Sorten, deren Früchte nirgendwo im Handel erhältlich sind. Drei Bienenkästen sind von Brummern umschwirrt. „Der Honig ist nur für unseren eigenen Bedarf“, erzählt Heike Frohnhoff.

In den Nutzbeeten wachsen alte Gemüsesorten, etwa die gelbe Zucchini Rugosa Friulana, Kohlrabi, Grünspargel und eine rote Kartoffel, die bei allen Umzügen des Ehepaars mitgewandert ist. „Das ist die tollste Kartoffel, die es überhaupt gibt“ sagt Heike Frohnhoff.