Reparicafé in Grefrath Ein neues Leben für alte Schätzchen

Grefrath · Von Elektronik bis zum Stuhl: Im Grefrather Repair-Café wird versucht, fast alles zu reparieren, was in der Mehrzahl der Fälle auch gelingt. So leisten die Helfer einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Unterschiedlichste Geräte, ganz egal ob elektrisch oder einfach aus Holz, werden im Grefrather Repair-Café in der Werkhalle repariert. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter können in zwei Drittel der Fälle helfen.

Foto: Norbert Prümen

Elektrische Messgeräte und diverses Werkzeug liegen auf der Werkbank vor Christian Camps. „Dann wollen wir mal versuchen, dem Akku wieder Leben einzuhauchen“, sagt der gelernte Mechatroniker und verbindet zwei Kabel mit dem ausgebauten Akku, der normalerweise in dem daneben liegendem Staubsauger steckt. Frank Schmits verfolgt jeden Arbeitsschritt mit Interesse. „Irgendwie lädt er nicht mehr richtig. Ich finde es zu schade, den Akkustaubsauger wegzuwerfen. In der Zeitung habe ich vom Repair-Café gelesen und dachte mir, einen Versuch ist es wert“, sagt Schmits. Er ist nicht der einzige der diesen Gedanken hat.

Es ist Samstagnachmittag und in der Werkhalle der Schule an der Dorenburg in Grefrath herrscht rege Betriebsamkeit. Das Repair-Café ist gestartet. Einmal im Monat steht reparieren statt wegwerfen auf dem Programm.

Bürger aus den verschiedenen Berufsgruppen engagieren sich ehrenamtlich und helfen anderen Menschen, Dinge zu reparieren, die sonst in der Mülltonne landen würden – ein Stück gelebte Nachhaltigkeit. „Wir erfreuen uns reger Nachfrage und können voller Stolz sagen, dass die Reparatur in rund zwei Drittel der Fälle gelingt“, sagt Georg Fasselt vom insgesamt 20-köpfigen Team des Repair-Cafés. Dabei sind es aber nicht nur elektrisch betriebenen Geräte, die repariert werden, auch wenn sie das Gros ausmachen.

Heiner Lietz, Sabine Kreutz und Jochen Berns bilden das Holzteam. Alle drei sind vom Fach. Berns und Kreutz tüfteln gerade über die Instandsetzung eines Stuhls, den Rainer Naujok mitgebracht hat.

Die antiquarische Schönheit aus französischer Wildkirsche hat einen rauen Umgang nicht verkraftet. „Es hat sich jemand mit so viel Schmackes gegen die Lehne geworfen, dass am kunstvoll verarbeiteten Rückenteil Stücke abgebrochen sind und es sich irgendwie verzogen hat“, sagt Naujok. Die abgesplitterten Holzteile hat er dabei alle sorgsam aufgesammelt und in einer kleinen Kunststofftüte mitgebracht. Nach längeren Beratungen entscheiden sich der Tischler und die Tischlerin dafür, ein Stückchen Furnier in den Zwischenraum einzubringen, es zu verleimen und so die Verbindung wieder herzustellen.

Die Fehlstellen selber sollen ebenfalls aufgeleimt werden, wobei das „wie Puzzle spielen ist“, sagt Kreutz, die Stückchen für Stückchen der abgesplitterten Holzteile korrekt zusammenfügt. Des Weiteren gehen die Überlegungen der beiden Fachleute dahin, von unten zwecks Stabilisierung Schrauben einzubringen, diese tiefer einzubohren und die Bohrlöcher sorgfältig mit Wachskitt zu schließen. Ein Vorschlag, dem Naujok zustimmt, denn schließlich soll der Stuhl wieder als Sitzmöbel genutzt werden und nicht nur zur Zierde irgendwo stehen.

Im Einsatz für
eine alte Nähmaschine

Ein Stück weiter heult die Dekupiersäge auf. Lietz ist mit einer versenkbaren Pfaff-Nähmaschine im Holzschrank beschäftigt. Er kümmert sich um das Gehäuse, Günter Ladda um die Maschine selbst. „Ich werde sie allerdings mit nach Hause nehmen. Dort habe ich die entsprechenden Ersatzteile und es wird Zeit brauchen, sie instand zu setzen“, sagt der Fachmann. Es ist in diesem Fall die Nähmaschine der Großmutter von Camps. Wenn sie wieder läuft hat die Nähmaschine noch eine weite Reise vor sich: als Teil eines Sozialprojektes nach Afrika.

Ob der Toaster, mit defektem Auswurf, die streikende Heckenschere, der kaputte Flachbildschirm oder der Diaprojektor, der nach einigen Bildern hakt – an den Werkbänken wird fleißig gearbeitet. Wilfried Weidenfeld holt gerade seinen über 40 Jahre alten Radiowecker aus dem Beutel.

„Wenn er mich morgens weckt und ich ihn abschalte, geht er kurz darauf wieder an. Ich schalte wieder aus und das Ganze wiederholt sich insgesamt dreimal“, beschreibt er sein Problem.

Hans Montreal erklären, dass das allerdings kein Defekt sei, sondern an der Einstellung liege. Dafür bräuchte der Helfer allerdings eine Bedienungsanleitung, denn die Bezeichnungen, die an den Tasten stehen sind „durch 40 Jahre streicheln“, wie er die Benutzung lächelnd beschreibt, nicht mehr lesbar.