Kempen Dornbusch steckt tief in der Krise

Das Traditionsunternehmen hat beim Amtsgericht Krefeld die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Das ist ein echter Paukenschlag. Das Amtsgericht Krefeld hat am Montag das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der Kempener Firma Dornbusch Gravuren angeordnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Düsseldorfer Rechtsanwalt Peter Houben.

Foto: Lübke

„Die Geschäftsführung führt die Insolvenz auf Liquiditätsschwierigkeiten und einer damit einhergehenden drohenden Zahlungsunfähigkeit zurück“, teilte Jacqueline Dornbusch von der Geschäftsleitung gestern Nachmittag in einer schriftlichen Erklärung mit. Hinzu kämen erheblicher Kostendruck und zunehmende Konkurrenz, vorwiegend aus dem asiatischen Raum.

Die 55 Arbeitnehmer seien auf einer Belegschaftsversammlung über den Insolvenzantrag und die ihnen zustehenden Ansprüche und Rechte unterrichtet worden. Sie hätten die Bereitschaft zur weiteren Unterstützung des Unternehmens bekundet. Der Geschäftsbetrieb soll mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters „in vollem Umfang aufrechterhalten werden“. „Gleichzeitig hat der vorläufige Insolvenzverwalter in Abstimmung mit der Geschäftsführung und der Unterstützung einer Unternehmensberatung die Suche nach potenziellen Investoren initiiert“, so Jacqueline Dornbusch.

Diese Entscheidung sorgte für große Überraschung. „Ich bin platt. Nach meinen Informationen war die Auftragslage in den zurückliegenden drei Monaten so gut wie nie“, sagt Ralf Köpke, der als Gewerkschaftssekretär der IG Metall auch für die Kempener Unternehmen zuständig ist. Er hoffe, dass in der Insolvenz auch eine Chance für das Unternehmen stecke, so Köpke. Diese Einschätzung teilt der Betriebsratsvorsitzende von Dornbusch, Michael Bauer: „Keiner weiß, warum“, sagte er gestern Vormittag auf Anfrage der WZ. Er sprach von „Arbeit satt“. Seine Kollegen hätten ihm einen „sehr guten Auftragsbestand“ bestätigt. Insolvenzverwalter Peter Houben kam gestern zu Gesprächen mit der Firmenleitung nach Kempen. Der WZ stand er für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.

Die Krise des Unternehmens kommt auch deshalb so überraschend, weil sich die Firmenleitung noch im Herbst des vergangenen Jahres optimistisch gezeigt hatte. Damals hatte Dornbusch an der „Langen Nacht der Industrie“ teilgenommen. Alles deutete daraufhin, dass die Arbeitsplätze der 55 Mitarbeiter sicher sind. Es war davon die Rede, dass der Umsatz seit Jahren um drei bis fünf Prozent steige. 2014 soll er rund sechs Millionen Euro betragen haben.

Das Unternehmen hat sich weltweit bei der Herstellung von Prägewalzen und -platten einen Namen gemacht, durch die Gebrauchs- und Luxusgüter veredelte und strukturierte Oberflächen erhalten. Die Handarbeit, die ausschließlich in Kempen entsteht, macht dabei den Unterschied.

Zu den Auftraggebern gehören bekannte Autohersteller und Zulieferer — darunter BMW. International bekannt wurde das Unternehmen durch die Fußball-Weltmeisterschaft 2014. Damals schoss Mario Götze Deutschland mit dem Ball „Brazuca“ zum WM- Titel. Die Mitarbeiter von Dornbusch hatten im Auftrag von Adidas die Oberfläche des Balles leicht verändert, nachdem die Flugeigenschaften der ersten Bälle unbefriedigend waren. Sie „flatterten“ und waren schwer zu kontrollieren.