Kempen Fraktionen wollen die Burg haben

Die Idee, ein Rathaus im Denkmal unterzubringen, kommt bei der Politik gut an. Die Kosten müssten aber im Rahmen bleiben.

Kempen: Fraktionen wollen die Burg haben
Foto: Reimann

Kempen. Nach der Sondersitzung zu den Kita-Gebühren am Mittwochabend haben sich die Mitglieder Rates in die politische Sommerpause verabschiedet. In diesem Jahr wird aber ein Thema auch die Ferien über diskutiert werden. Die Rede ist von der Zukunft der Kempener Burg. Wie berichtet, wird nun geprüft, ob die Stadt Kempen das Denkmal, das sich im Besitz des Kreises Viersen befindet, als zweites Rathaus nutzen könnte. Das Dortmunder Planungsbüro Assmann soll eine Expertise anfertigen. Und schon in der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause am 4. Oktober möchte Bürgermeister Volker Rübo (CDU) von den Fraktionen eine Entscheidung haben: Soll die Stadt Kempen das Ziel, die Burg zu übernehmen, um sie selbst zu nutzen, ernsthaft verfolgen?

„Ja“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Wilfried Bogedain. „Grundsätzlich finden wir die Idee gut, dass die Stadt Kempen die Burg selbst nutzen möchte. Wir können uns das gut vorstellen.“ Bogedain hält es für sinnvoll, wenn „publikumsnahe Ämter“ die Burg beziehen würden. Zum Beispiel das Standesamt, das vor Ort auch ein schönes Trauzimmer einrichten könnte.

Letztlich müsse man jetzt aber abwarten, bis konkrete Antworten und vor allem Zahlen auf dem Tisch liegen. Was soll eine Sanierung kosten? Was möchte der Kreis als Kaufpreis haben? Diese und andere Fragen müssen aus Sicht von Bogedain geklärt werden. Beim Kaufpreis setzt der CDU-Fraktionschef auf ein Entgegenkommen des Kreises Viersen: „Der Betrag dürfte eigentlich nur symbolischen Charakter haben.“

Das sieht der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Gareißen ähnlich. Im Gespräch mit der WZ bringt er den symbolischen Betrag von einem Euro ins Spiel. „Diesen Betrag hat auch Landrat Andreas Coenen schon genannt. Daran werden wir ihn erinnern“, so der Sozialdemokrat. Grundsätzlich ist auch die SPD von der Idee angetan, dass die Stadt das Denkmal übernimmt. „Der Bürgermeister hat bei solchen Überlegungen unsere Unterstützung“, sagt Gareißen.

Der Fraktionsvorsitzende sieht allerdings das Thema Kreisarchiv mit der Zukunft der Burg verknüpft. Wenn die Stadt Kempen die Burg übernehmen würde, sollte auch das Kreisarchiv in Kempen bleiben, so Gareißen. Bekanntlich wird für das Kreisarchiv eine neue Bleibe gesucht, weil die Unterbringung in der Burg laut einem Gutachten nicht mehr adäquat ist. Im Gespräch sind weiterhin die Städte Willich und Viersen, die Gemeinde Grefrath — und eben Kempen (siehe Kasten).

„Wir können uns ein Rathaus in der Burg gut vorstellen“, sagt Joachim Straeten, Fraktionsvorsitzender der Grünen. „Die Burg ist ein wichtiges Bauwerk für Kempen. Es ist uns viel lieber, wenn sie in der Hand der Stadt ist als in der irgendeines Investors.“ Bei der Umsetzung von Ideen sei es wichtig, dass die Burg für die Bürger geöffnet wird. Wie auch die anderen Fraktionsvorsitzenden findet Straeten die Idee für eine Gastronomie im Erdgeschoss gut. Dort könnte es auch Platz für Veranstaltungen geben. „Historie und Kultur erlebbar machen“, lautet der Arbeitstitel der Grünen.

„So sehr wir uns einen Teil des Rathauses in der Burg wünschen, stellt sich doch hier die Frage, wie sinnvoll es für Verwaltung und Bürger werden könnte“, sagt Irene Wistuba, Fraktionsvorsitzende der FDP. „Wir favorisieren eine Gastronomie im Erdgeschoss, da es die touristische Attraktivität um das Franziskanerkloster abrunden und die Burg für die Bevölkerung erlebbar erhalten würde.“ Allerdings tritt die FDP bei allen Überlegungen auf die Bremse: „Wir müssen die Fakten abwarten, welche Kosten auf uns zukämen und wie viele Verwaltungsnebenstellen in der Burg untergebracht werden könnten.“

Positiv gestimmt sind die Freien Wähler Kempen (FWK). „Einen Verwaltungssitz verbunden mit einem gastronomischen Angebot können wir uns gut in der Burg vorstellen“, sagt Fraktionschef Udo Kadagies. Bei allen finanziellen Fragen gehöre allerdings der Kreis Viersen mit ins Boot. Das könne die Stadt Kempen nicht alleine stemmen. Und auch die Archiv-Frage möchte Kadagies im Zusammenhang mit der Burg beantwortet haben. „Das Archiv ist für Kempen wichtig. Schulen profitieren von der Arbeit und es bedeutet Arbeitsplätze vor Ort. Das Archiv muss in Kempen bleiben.“

„Die Überlegungen des Bürgermeisters sind in unserem Sinne“, sagt Günter Solecki, Fraktionschef der Linken. „Alles ist besser als ein privater Investor.“ Mit Blick auf die Finanzierung der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen setzt Solecki auf Landesmittel. „Diese sind ja vom Landesamt für Denkmalpflege in Aussicht gestellt worden.“