Gesamtschule Breyell: Schauspiel für den Lebensweg
Elf Schüler lernen die Kunst der Schauspielerei in einem Kurs des Niederrhein Theaters.
Breyell. "Schauspielerei ist körperlich anstrengende Arbeit." Das will Schauspieler Michael Koenen gleich klarstellen. Es dennoch leicht aussehen zu lassen, ist die Kunst. Und das ist den Theaterschülern des Niederrhein Theaters am vergangenen Freitag in der Mensa der Gesamtschule Nettetal gut gelungen.
Dabei hatten sie sich keinen leichten Stoff ausgesucht, um zu überzeugen: Ausschnitte aus "Drei Schwestern", "Der Kirschgarten" und "Die Möwe" des russischen Schriftstellers Anton Tschechow. Die Jugendlichen spielten überzeugend engagiert, doch keineswegs überzeichnet. Zungenbrecherische Texte kamen flüssig über die Lippen.
Für zwei von ihnen war es eine besondere Herausforderung: Fabienne Karmanns und Julia Dentges besuchen die Gesamtschule in Breyell, spielten also vor den eigenen Mitschülern. "Meine Freunde kamen nach der Vorstellung zu mir und haben gesagt: Das hast du toll gemacht", sagte Fabienne nach der Aufführung.
Die elf Jugendlichen haben in den Sommerferien am Theaterkurs des Niederrhein Theaters teilgenommen und unter der Leitung von Michael Koenen und Verena Bill die Grundlagen des Schauspiels gelernt. "Das wichtigste war zuerst, dass man gemeinsam Hemmschwellen abbauen konnte", erzählt Kevin Schäfgen. Denn auf der Bühne zu stehen und Gefühle zu zeigen, ist nicht so einfach. "Man denkt erst, alle gucken einen an", erzählt er.
Ein paar Übungen helfen, die Scheu zu überwinden. Zum Beispiel musste ein Kissen für die Aggression der jungen Schauspieler herhalten. "Man muss versuchen, in das Gefühl reinzukommen. Daher macht man sich erst mal richtig lächerlich, um dann auf Null zu kommen", erklärt Florian Tröger, der als Jahrespraktikant beim Niederrhein Theater ist und auch Teil des Jugendprojektes war.
Die meisten Teilnehmer machten bei diesem Projekt die ersten Schauspielerfahrungen. Dabei war es für sie wichtig, zunächst den eigenen Körper als Instrument zu betrachten und richtig einzusetzen. "Die wenigsten stehen gleich richtig", so Koenen.
Dafür muss das Kreuzbein trainiert werden - ungewohnte Übungen. "Sie haben sehr diszipliniert gearbeitet", bescheinigt Verena Bill. "Am Ende waren sie aber oft sehr erschöpft."
Fabienne kann sich vorstellen, dass sie das Erlernte auch in ihrem Leben einsetzen kann. "Das ist hilfreich, zum Beispiel für Bewerbungsgespräche." Sie hat gelernt, wie wichtig Körpersprache ist.
"Dann kann ich gleich beim Reingehen ausstrahlen, dass ich motiviert bin." Dass die Schauspielschüler auch Wochen nach dem Workshop auf der Bühne in der Gesamtschule noch alles umsetzen konnten, sieht Verena Bill als Zeichen für den Erfolg. Die meisten wollen nun beim Theater ihre Fähigkeiten ausbauen.