Giftstoffe im Klassenzimmer

Messungen: PCB und Formaldehyd belasten die Luft in der Grundschule Oedt. Gute Lüftung und eine Sanierung sollen Abhilfe schaffen.

<strong>Oedt. PCB (Polychloriete Biphenyle) und Formaldehyd haben Messungen in den Klassenräumen der Oedter Grundschule ergeben. Dies bestätigt Grefraths Bauamtsleiter Michael Räppel auf WZ-Anfrage. Auslöser für diese Messungen waren Raumluftuntersuchungen im Lehrschwimmbecken. "Schulleiter Heinz Wiegers hat uns gebeten, diese auch in seiner Schule vorzunehmen", sagt Räppel. Nachdem die Ergebnisse bekannt waren, wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Es liegt seit den Sommerferien vor.

Eine besondere Sanierungmethode soll schnell und günstig helfen

Als Konsequenz wurde laut Räppel der Werkraum vorläufig geschlossen, da dort die Konzentration von Formaldehyd in der Raumluft knapp unter der für Industrie-Arbeitsplätze erlaubten ist: 570 Milliliter pro Kubikmeter (ml/m³). "Das liegt vor allem daran", so Räppel, "dass dieser Raum klein ist und dort viele Hölzer lagern. Außerdem wurden auch die Werkbänke als Verursacher ausgemacht." In den anderen Räumen wurden Werte über 300 ml/qm³ gemessen. Laut MAK-Wert (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration) sind 200 ml/qm³ erlaubt. Die gemessenen PCB-Werte liegen unter dem Vorsorgewert von etwa 300 Nanogramm pro Kubikmeter (ng/qm³). "Als Sofort-Maßnahme haben wir die Lamellen aus den Oberlichtern entfernen lassen. Sie waren besonders Formaldehyd-belastet. In der Turnhalle ist es die Abhangdecke", berichtet Räppel. Als nächstes testet die Gemeinde in einer nicht genutzten Klasse eine neuere Methode der Schadstoffbeseitigung. Räppel: "Dabei wird ein keratinhaltiges (Protein, in diesem Fall aus der Schafswolle, Anmerk. der Red.) Wollvlies zwischen Holz- und Klassenzimmerdecke eingezogen. Das bindet das Formaldehyd." Klappt’s, wird die Stadt die Arbeiten ausschreiben. Ein andere Möglichkeit, so Räppel, wäre, alle Holz- und Faserstoffe heraus zureißen und zu ersetzen. "Eine teure Variante", so Räppel. Für die elf Klassen rechnet er dann mit über 100 000 Euro. "Ich hoffe aber, dass das andere Verfahren funktioniert." Er rechnet damit, das die Sanierung Ende des Jahres abgeschlossen sein wird.

Regelmäßiges Lüften hilft, die Luft zu reinigen

"Die Eltern unserer Schule werden jetzt bei den Elternabenden über die Messungen und das weitere Vorgehen informiert", sagt Wiegers im WZ-Gespräch. Das Gutachten könne eingesehen werden. "Aber die Eltern sind ganz ruhig, weil sie sich gut informiert fühlen." Wiegers betont, dass regelmäßig quergelüftet werde. "Unsere Schule wurde jetzt 40 Jahre alt, da kann man sich vorstellen, wie hoch die Belastung damals gewesen sein muss. Als "grotesk" bezeichnet Wiegers die Tatsache, dass die gemessenen Werte im Lehrschwimmbecken deutlich geringer sind.

Die Giftstoffe

Polychlorierte Biphenyle: (PCB) sind geruchlose chemische Chlorverbindungen, die giftig und krebsauslösend sind. Sie werden als Weichmacher u.a. in Lacken, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet. Sie sind seit 2001 weltweit verboten.

Formaldehyd: Die chemische Verbindung ist ein farbloses, intensiv riechendes Gas, das als krebserregend eingestuft wird. Es ist eines der wichtigsten organischen Grundstoffe der Chemie- Industrie und ist u.a. zu finden in Textilien, Kosmetika, Holzwerkstoffen oder Bodenbelägen.