Burg: „Kreisweit unsere beste Adresse“
Führende Wirtschafts- Förderer wollen das Kempener Wahrzeichen endlich touristisch erschließen.
Kempen. Die Wirtschaftsförderer wollen aus der Burg einen Touristen-Magneten machen und sähen in dem 600 Jahre alten Wahrzeichen der Thomasstadt lieber ein Hotel und/oder eine Gastronomie denn ein Archiv.
"Das Thema muss endlich sachlich diskutiert werden", fordert Rolf Adolphs, der Geschäftsführer der Wirtschafts-Förderungs-Gesellschaft im Kreis Viersen, kurz WFG. Im WZ-Gespräch macht Adolphs deutlich, dass das Gerangel um die Eigentümerfrage zwischen Kreis Viersen - seit 1928 Eigentümer der Burg - und Stadt Kempen endlich ein Ende haben müsse. "Statt dessen müssen wir ernsthaft prüfen, ob ein Hotel überhaupt im Bereich des Darstellbaren liegt." Falls ja, dürfte sich auch zügig ein Investor finden.
Unterstützung bekommt Adolphs von Kempens Bürgermeister Karl Hensel, ebenfalls Geschäftsführer der WFG. Hensel kritisiert seit Jahren, dass sich das markante Denkmal am Nordzipfel der Altstadt weit unter Wert verkauft und es für das momentan dort installierte Kreis-Archiv Alternativ-Standorte in Kempen gäbe - beispielsweise der umgewidmete Komplex des ehemaligen Krankenhausbetten-Herstellers Arnold am Bahnhof.
Laut Adolphs, auch Geschäftsführer der Firma Niederrhein-Tourismus, wäre ein niveauvolles Hotel in der Burg eine Chance nicht nur für Kempen mit seiner attraktiven Altstadt, sondern für die gesamte Region: "Das wäre dann kreisweit unsere beste Adresse." Wobei der 60-Jährige nicht verhehlt, dass beispielsweise in Straelen, Kalkar oder Kevelaer die Chance Tourismus als Wirtschaftsfaktor weitaus beherzter angegangen werde als im Kreis Viersen - "auch was gute Hotels angeht."
Das häufig von Kempener Hoteliers ins Feld geführte Argument, dass man bereits jetzt nicht ausgelastet sei bei Übernachtungen, sei zu kurz gedacht: "Ein gut aufgestelltes Spitzenhotel würde viel mehr Touristen anziehen und die gesamte Hotellandschaft auf ein höheres Niveau heben."
Konkret könnte Adolphs sich vorstellen, dass die Kempener Burg als Anker fungiert und ein angebauter Bettentrakt das Ensemble komplettiert - ähnlich wie seinerzeit Schloss Krickenbeck, wo die West LB das Schloss saniert und einen Kongressteil angebaut hat.
"Es stehen viele unbewiesene Behauptungen im Raum. Wir müssen sachlich prüfen, was planbar ist und was nicht", sagt Karl Hensel zu diesem Vorstoß in Richtung Kreisverwaltung, wo derartige Vorschläge mit Hinweis auf den Denkmal-Charakter der Burg bislang immer verworfen worden sind.