Altstadt-geflüster: Liebes Bänkchen vorm Haus
Die City hat zig Bänke, aber den Möhlenwall-Wurf gab’s noch nie! Ferner: Lauffieber, flottes Radieschen, frische Beere.
Kempen. Die Altstadt ist voller Bänke und voller Liebe. Aber eine Liebesbank gibt’s nur einmal. Die steht vor dem Haus von Hans Baltes und Sybille Remigius am Möhlenwall 13. "Wir haben lange gesucht und sind im St. Huberter Gartencenter Siemes fündig geworden", beschreibt Sybille Remigius mit liebevollem Blick ihre Errungenschaft, auf der sie nun fast täglich mit der Nachbarin Anne Thiesen ein Tässchen Kaffee trinkt. Die Bank aus eloxiertem Aluminium strahlt gülden gebrochen. Der Clou: Auf der Bank hocken die Sitzenden zwar nebeneinander, blicken aber in entgegengesetzte Richtungen. "Das schafft ganz neue Perspektiven und belebt jedes Gespräch", hat Sybille Remigius ihr gutes Stück gleich ins Herz geschlossen. Liebesbank eben.
Eine schöne Idee der Organisatoren ist es, den morgigen Altstadtlauf mit einem Konzert der Fälscher ausklingen zu lassen. Um 17 Uhr legt Kempens wohl berühmteste Coverrockband auf der Bühne Buttermarkt los. Fälscher-Fans können auf Tuchfühlung gehen zu den neuen Gesichtern in der sechsköpfigen Formation: Frontmann Steve Lecaro und Gitarrist Tobias Janssen. Und zum Thema Altstadtlauf: Bereits heute von 14 bis 18 Uhr können Sportler ihre Startunterlagen (Chip etc.) im Rathaus abholen - morgen dürfte spätestens ab 11 Uhr der Teufel los sein rund ums Rathaus - es werden wohl 1500 Läufer antreten!
Heute ist im Kolpinghaus Fete angesagt. Die Robert-Jungk-Gesamtschule Hüls lädt zur After-Holiday-Party. Um 20 Uhr geht’s im Tanztempel an der Peterstraße 23 los. Tickets kosten fünf Euro bei Schreibwaren Beckers oder Dahmen, an der Abendkasse sechs Euro.
An der Burgstraße 22 bleibt die Pforte noch ein paar Tage geschlossen. Dort befindet sich bekanntlich der beliebte Awo-Treff. Die Kempener Arbeiterwohlfahrt ist mit 46 Personen in Urlaub gefahren, und zwar in den Thüringer Wald nach Schmalkalden.
Drei Dinge wollten wir Ihnen flüstern mit Blick in den neuen Kultur-Kalender der Stadt über das Programm 2007/08, der vor einigen Tagen erschienen ist. Das Heft im Pocket-Format ist 13 Seiten schmaler als sein Vorgänger - Ausdruck dessen, dass der Rotstift des Kämmerers einer schuldengeplagten Stadt wie Kempen auch nicht vor den hehren Künsten Halt macht. Dafür - Punkt zwo - verkündet der Prospekt mit der am 14. Oktober startenden Hundertwasser-Ausstellung im Kulturforum Franziskanerkloster einen Höhepunkt in der Ausstellungsreihe dieses Hauses; schließlich zählt der anno 2000 verstorbene Wiener Jugendstil-Künstler Friedensreich Hundertwasser (Foto) weltweit zu den populärsten Kreativen des 20. Jahrhunderts. Und, zum Dritten: In dem Heft lernen wir auch, wann die Fußball-Europameisterschaft 2008 losgeht: am 7. Juni. Heureka!
Überraschend groß war die Resonanz auf die Burgturm-Besteigung der CDU vor einigen Tagen. Mehr als 250 Gäste kletterten nacheinander auf die Burgzinnen des 28 Meter hohen Turms und blickten bei strahlendem Sonnenschein bis nach Düsseldorf. "Wir hatten nur mit insgesamt sechs Besteigungen gerechnet", sagt Jürgen Otten vom CDU-Stadtverband. Wegen des Andrangs wurden es dann aber doch zehn Touren auf den Turm - aus statischen Gründen dürfen nicht mehr als 25 Personen gleichzeitig die Burg besteigen. "Die überwältigende Resonanz ist ein Grund für uns, demnächst regelmäßig Turmbesteigungen anzubieten", so Otten. Vorerst sollen jedoch ein bis zwei Termine im Jahr reichen, denn "bei schlechtem Wetter würde so eine Veranstaltung schnell zur Pleite." Auch über Besteigungen anderer Kempener Bauwerke wie Kuhtor, Mühle oder Thomaeum wird nun in Unions-Kreisen nachgedacht.
Zwei Jahre lang verkaufte Ursula Breuer schicke Mode für starke Frauen in ihrem Geschäft auf der Judenstraße 17. Nun ist Räumungsverkauf bei "Mode für Sie"; am 15. September macht der Laden dicht. "Ich hätte gerne weiter gemacht, aber nicht mehr allein", sagt die 67-jährige Inhaberin. "Mein Vertrag war aber von vorneherein auf zwei Jahre befristet. Und eine potenzielle Nachfolgerin hat sich stattdessen für Familienplanung entschieden." Was man so hört, wird im Herbst ein Schuhgeschäft in das Ladenlokal einziehen.
Was früher Brustolons Zweigstelle war, steht heute leer. Aber: An der Burgstraße 24 wird fleißig gewerkelt. Jetzt ist der Laden, der aus 37 m2 Verkaufsfläche, WC und einem kleinen Lager im Keller besteht, wieder auf dem Markt. Besitzer Herbert Thiesen könnte sich als Nachmieter gut einen Telefon-Laden, einen Goldschmied oder ein Versicherungsbüro vorstellen. "Aber keine Gastronomie. Die erzeugt Gerüche und für die Bewohner viel Lärm bis spät in den Abend hinein."
In der Altstadt wird viel geredet. Zuweilen werden Gerüchte in die Welt gesetzt, die jeglicher Grundlage entbehren. Ein solches Gerücht kam uns jetzt zu Ohren: Möller macht dicht. "Quatsch", winkt Walter Möller in seinem Lädchen für gehobene und sportive Damen- und Herrenmode ab. Die Pforte am Studentenacker 8 ist seit 25 Jahren offen. "Und sie soll es auch bleiben", betont der 56-Jährige.
Seit kurzem hat der Thomaskeller an der Peterstraße 6 seinen Herd angeworfen - der Flüsterer berichtete. Gekocht wird nach dem Konzept: moderne Steak-Gastronomie im Stil der Zeit. Das Gewölbe im Keller präsentiert sich in renovierter Eleganz: Dunkle Ledersessel und weiß eingedeckte Tische bestimmen die Optik zwischen dem rötlichen Steinmauerwerk - und in der Mitte lockt eine helle Holztheke zu einem Gläschen. Hausherr Ali Kchouk, der auch das spanische Spezialitäten-Restaurant Ali Cante an der Peterstraße 2 betreibt, knüpft an leckere Traditionen an: In den 80er-Jahren war der Keller unter den Familien Quast und Funken ein kulinarisches Highlight in Kempen - nun möchte Familie Kchouk im Steak-Stil diese Linie wieder aufnehmen. Kostproben aus der Standardkarte: Von allerlei Schweinesteaks wie "Schweizer Art" geht die Gaumen-Reise hin zu diversen Rumpsteaks (wie "Thomas"), "Holzfällersteak", allerlei Filetsteaks bis hin zu Schnitzeln sowie Hähnchen und Pute.
Der Laden heißt wie ein Gemüse und doch gibt es dort alles fürs Kind. Die Rede ist vom Radieschen an der Judenstraße 7. Inhaberin Silke Zander (Foto), die bisher ausschließlich Second-Hand-Kleidung verkauft hat, bietet ab heute auch Neuware an. Allerdings keine Klamotten. "Wir haben Kinderwagen, -autositze, -stühle und -betten sowie Rückentragen in unser Programm aufgenommen", erzählt Silke Zander. Der Grund: "Sonst musste ich die Leute immer nach Krefeld oder anderswohin schicken, weil es solche Sachen in Kempen nicht gab."
Sie heißen Pearl oder Flamenco. Und es gibt sie immer noch: frische, hiesige Erdbeeren an der Engerstraße, schräg gegenüber Tchibo. Es sind späte hiesige Sorten, die kleinen Fonken-Gewächse aus St. Hubert, und mindestens eine Woche werden sie noch an den Mann oder die Frau gebracht.
Noch ein Traditionsgeschäft hat geschlossen: Statt Optik Frische ist nun Kind Hörgeräte an der Judenstraße 1 zu finden. Der Branchenriese mit über 400 Filialen hat die Ausrüstung komplett modernisiert - aber der Service ist der gleiche geblieben. "Wir passen immer noch Hörgeräte an", erklärt Andreas Verstegen, der bereits zu Optik-Frische-Zeiten dort gearbeitet hat. Brillen kann man in dem Geschäft nahe des Buttermarkts nämlich schon seit Jahren nicht mehr kaufen. Veränderungen wird es in den nächsten Monaten trotzdem geben: Ein Auszubildender soll das zurzeit aus zwei Personen bestehende Team verstärken. Beratungstermine können unter Tel. 02152/2649 vereinbart werden.
Das Ellen-Poort an der Ellenstraße 35 wird ab nächstem Samstag zur Galerie. Die Künstlerin Gudrun Beier stellt in Wintergarten und Restaurant Ölgemälde von Stillleben bis Porträts aus. Zwischen vier bis sechs Wochen sollen die Werke der Oedterin zu sehen sein.
Sie ist in der Thomasstadt zur Schule gegangen, war lange in Afrika, lebt mittlerweile in Berlin und sorgt mit ihrem Afro-Jazz für Furore: Sonja Kandels. Die 37-Jährige hat ihr Projekt "The Power of Voice" um die Jahreswende 2005/2006 in Krefeld und Kempen mit vielen begeisterten Schülern durchgeführt. Jetzt entdecken im Zuge dieser mehrfach geförderten Initiative 100 Viersener Schüler ihre Stimme. Das Ergebnis wird Sonja Kandels am 23. September beim Viersener Jazz-Festival präsentieren.