La grande Passion: Der Wahnsinn unterm Dach

Kabarett: Mit politischer Satire und Alltagskomik kommt „la grande passion“ gut an – schwarzer Humor inklusive.

Lobberich. Alles hat seinen Preis, da macht der Wahnsinn keine Ausnahme. Aber wieviel Wahnsinn kann man für welchen Preis verlangen?"Wir haben ja nur ein kleines Budget", entschuldigte sich Björn Rudakowski gleich zu Anfang des Programms "Der Wahnsinn hat seinen Preis" beim Publikum im ausverkauften Pavillon des "Theaters unterm Dach". Damit könne man natürlich weniger Wahnsinn produzieren als die großen Bühnen - der Bundestag zum Beispiel.

Politisches Kabarett und Alltagskomik versprach die siebenköpfige Kabarettgruppe "la grande passion" am Freitagabend - und löste das Versprechen auch ein. Sehr zur Erleichterung der Zuschauer, denen zunächst angedroht wurde, selbst Witze erzählen zu müssen. Zum Glück blieb das eine leere Drohung, denn an das komische Talent von Rudakowski und seinen Mitstreitern, die vom "Arbeitnehmer der Herzen" bis zur Tomatenscheibe im Baguette fast alles darstellen konnten, hätte wohl kein Publikumswitz herangereicht.

Mitdenken durften die Zuschauer aber trotzdem, etwa wenn es darum ging, sich den achtjährigen Guido Westerwelle auf dem Spielplatz vorzustellen oder den "Reichtum der Sprache" wahrzunehmen. Mit letzterem spielte Dirk Mast beinahe virtuos, redete wie ein Wasserfall und ließ dabei nach und nach immer mehr Buchstaben einfach aus - einfaches Zuhören wurde zur Gehirnakrobatik.

Den kabarettistischen Höhepunkt des Abends stellte die futuristische Szene dar, in der ein kölscher Cäsar (Rudakowski) die letzten Europäer in Andorra regiert und sich vergiftet, bevor ihn die Amerikaner zwingen, der UN beizutreten. Sein Adlatus (Christian Krumm) lässt sich jedoch mit Kugelschreibern und Sammelaufklebern kaufen.

Das ist surrealer Wahnsinn vom Feinsten, aber gleichzeitig nicht ohne Bezug zur Realität, etwa wenn der absolutistische Herrscher das einzige Radioprogramm selbst moderiert und dabei die Kultursendung glatt vergisst.

Gegenüber solchen satirischen Spitzen wirken andere Teile des Programms etwas blass, so das unvermeidliche Pärchen im Restaurant und auch die Nazis auf Gauleiter-Suche. Doch selbst wenn nicht jede Pointe zündete, war es doch ein Abend voller überraschender Ideen und mit teilweise rabenschwarzem Humor.

Die Gruppe Das Kabarett-Programm stammt größtenteils aus der Feder von Björn Rudakowski. Außerdem gehören Dirk Mast, Ute und Marco Löwe, Monika und Ronald Dieck und Christian Krumm zum Ensemble.

Auftritte Nach der erfolgreichen Premiere von "Der Wahnsinn hat seinen Preis" in der Kulturrampe Krefeld trat "la grande passion" am Wochenende erstmals in Nettetal auf.