Sommer-Open-Air: Schriller als die Polizei erlaubt

Kay Ray bezaubert als schräger, aber perfekter Musiker.

Kempen. Das Kulturprogramm hatte schräge, schrille Unterhaltung versprochen. Und genau das boten Kay Ray und die Spacemakers am Freitagabend. Trotz drohender Regenwolken hatte sich das Kulturamt entschlossen, das Konzert im Innenhof des Kulturforums stattfinden zu lassen - genau die richtige Entscheidung.

Kay Ray und seine Musiker boten eine bunte Mischung aus Coverprogramm und Musikparodie. Sie bezaubern hierbei ihr großes Publikum mit hervorragender, ausgesprochen professioneller Musikalität. Dabei nimmt Kay Ray musikalisch perfekt die Eigenheiten der Künstler aufs Korn. Joe Cocker, Tina Turner, Cindy Lauper - kaum etwas, was in seinem Repertoire fehlt.

Und Kay Ray spielt von Anfang an mit seinen sehr bewussten und offensichtlichen, manchmal obszönen Bewegungen - im Laufe des Abends durchaus auch angeregt durch das eine oder andere Glas Wein - mit der Reaktion der Zuschauer.

Seine Musiker gehen hervorragend auf ihn ein und die Spielfreude ist ihnen allen durchweg anzumerken. Kay Ray und seine Band spielen mit der Musik, improvisieren nach Herzenslust und zeigen dabei, dass sie Vollblutmusiker sind. Und das kann dann auch zum Unwillen der Anwohner bis Mitternacht dauern. Und hätte nach Wunsch des Publikums auch noch viel länger dauern können.

Songs der 70er und 80er Jahre leben auf, zum Beispiel herrlich und bewusst tuntenhaft zelebriert im "Pulce d’aqua" von Angelo Branduardi. Voller Freude reagieren die Musiker auf die Wünsche des Publikums. Beatles, Take That oder Rolling Stones - jeder Wunsch wird erfüllt. Und wenn der Bruch einmal nicht so klappt, sind sie Profis genug, um durchaus auch über sich selbst lachen zu können.

"Vorbei, Vorbei" mit herrlich süßer Melancholie dieses Rio Reiser-Songs klingt dieser Abend aus. Stünde nicht um Mitternacht die von erbosten Anwohnern herbeigerufene Polizei in der Tür, hätte er ewig dauern können.