Breitensport: Im Laufschritt durch die Altstadt
Über 1300 Teilnehmer machen die Veranstaltung zu einem großen Volksfest.
Kempen. An das Jahr 1984 erinnern sich Detlev Schürmann, Dieter Aupperle und Lothar Bunzel noch sehr gut. Es war das Jahr, in dem ihr Verein, die Vereinigte Turnerschaft Kempen (VTK), 125. Geburtstag feierte. Mit einem großen Fest - und mit einem Lauf. Es war das erste Mal, dass sich Athleten durch Kempens enge Altstadtgassen quälten.
Gestern rannten, joggten und walkten die Sportler beim dritten Griessson-de Beukelaer-Altstadtlauf erneut durch den historischen Kern der Thomasstadt. Veranstalter war in Zusammenarbeit mit Verkehrsverein und Stadt nach Jahren der Abstinenz wieder die VTK. Allen voran: Vorsitzender Schürmann, Leichtathletikwart Bunzel und Vorstandsmitglied Aupperle.
Zusammen mit über 100 Helfern stellten die drei eine Veranstaltung auf die Beine, die Rekorde brach. Neun Läufe in verschiedenen Alters- und Leistungsklassen standen auf dem Programm. Mit 1326 Aktiven gingen rund 300 Läufer mehr an den Start als im Vorjahr. "Ein wunderbares Ergebnis. Wir sind rundum zufrieden", freute sich Bunzel.
Voll wurde es aber nicht nur auf, sondern auch entlang der Strecken, die quer durch die Altstadt führten. Vor allem der Buttermarkt, gleichermaßen Start und Ziel, war bestens gefüllt.
Bereits die Auftakt-Veranstaltung, der Prinzen-Schülerlauf der Jahrgänge 1996 bis 1999 fand hunderte Zuschauer. Sie sahen einen klaren Sieg des elfjährigen Sebastian Bosseray vom Kempener Leichtathletik Club. "Ehrlich gesagt habe ich schon damit gerechnet", erklärte der haushohe Favorit nach dem Triumph. Trotzdem fand er lobende Worte für seine Mitstreiter: "Die waren auch super."
Weniger erfolgreich, aber genau so glücklich präsentierte sich auch Sebastians Laufkollege Lauritz (9, VTK): "Ich bin ganz hinten gestartet und im vorderen Mittelfeld angekommen." Auch wenn er nicht gewonnen habe - dabei sein sei alles.
Die Floskel mag abgedroschen klingen; beim Altstadtlauf wird sie trotzdem gelebt. "Wir veranstalten einen klassischen Volkslauf, bei dem der Spaß im Vordergrund steht", brachte es Bunzel auf den Punkt. Bewusst sei auf die Einladung von Spitzensportlern verzichtet worden. "Es haben uns einige Anfragen von Athleten erreicht, die gegen Bezahlung starten wollten. Das haben wir aber nicht mitgemacht", betonte Bunzel.
Im Rampenlicht standen daher nicht die großen Namen, sondern die Breitensportler. Etwa beim Walking und Nordic Walking-Lauf, der ebenso wie die Jedermann-Läufe über fünf und zehn Kilometer Sportler aus der ganzen Region anlockte. Zwei von ihnen: Claudia Jansen und Petra Ploenes vom TV Breyell. Sie waren voll des Lobes für die Veranstalter: "Ein tolles Sportfest, das bestens organisiert wurde."
Zusätzlich zu den Läufen wurde auf dem Buttermarkt ein umfangreiches Programm geboten. Auf einer Bühne wurden neben Siegerehrungen die verschiedenen Abteilungen der VTK vorgstellt. Die Bambini-Handballer stellten ihre Dribbel-Künste unter Beweis, die Bauchtanzgruppe überzeugte zu Klängen von Shakira. Der Verkehrsverein versorgte Läufer und Zuschauer mit kalten Getränken. Mit Bananen stellte die AOK den Vitaminhaushalt der geschundenen Sportlerkörper wieder her. Auch die WZ-Verlosung erfreute sich großer Beliebtheit.
An die aktiven Sportler richtete sich die Löwen-Apotheke. Dort konnten die Athleten mit einem kleinen Stich in den Finger ihren Laktat-Wert bestimmen lassen.
Weniger schmerzhaft ging es beim Physioteam Stefelmanns zu. Bei einer Sportmassage konnten die Läufer abschalten und jeden Muskel einzeln spüren. Fast wie beim Laufen - nur entspannter.
Toller Sport, zufriedene Läufer, begeisterte Zuschauer. Der dritte Griesson-de Beukelaer-Altstadtlauf ließ kaum Wünsche offen. Sogar das Wetter hielt. Trotzdem trübte ein Gerücht die Stimmung der Organisatoren: Angeblich werde der Altstadtlauf nicht vom Deutschen Leichtathletik-Verband gewertet. "Das stimmt nicht", dementierte Detlev Schürmann, Vorsitzender der Vereinigten Turnerschaft Kempen (VTK), im WZ-Gespräch. "Alle Läufe werden gewertet, die Sportler werden sich wie gewohnt auf den Listen des Leichtathletik-Verbands wiederfinden", versprach er.
Eine Erklärung, wie es zu den Gerüchten kommen konnte, hatte Schürmann auch: "Damit ein Lauf offiziell gewertet werden kann, muss die Strecke genau vermessen werden. Wenn alle Maße stimmen, erteilt der Verband eine Lizenz."
Eine solche gebe es natürlich auch für den Altstadtlauf. Und zwar aus dem Jahr 2005. Damals war jedoch noch der Kempener Leichathletik Club (KLC) Hauptorganisator. Schürmann: "Die Lizenz läuft fünf Jahre. Somit ist auch der diesjährige Lauf abgedeckt."
Nach Meinung des KLC gelte diese aber nur, so lange der Veranstalter nicht wechselt. Da nun die VTK Hauptorganisator sei, hätte diese die Lizenz abkaufen müssen.
"Damit hat sich der KLC aber nicht an uns gewendet", ist Schürmann sauer, "stattdessen haben sie direkt dem Verband geschrieben." Dieser habe die VTK am Freitag - zwei Tage vor dem Lauf - über die Affäre informiert.
"Der KLC hat sich vollkommen kleinkariert verhalten", echauffierte sich Schürmann. "Das ist nicht nur ein Affront gegen uns, sondern gegen alle Kempener Sportler. Aber davon lassen wir uns den Spaß nicht verderben."
Durchkommen werde der KLC mit seinem Vorhaben ohnehin nicht. "Der Lauf wird definitiv gewertet. Notfalls lassen wir die Strecke nochmal nachträglich vom Leichtathletik-Verband vermessen", sicherte Schürmann zu.