Fachsimpeln bei der US-Cars & Bikes Show in Grefrath „Ich fahr‘ in keine Waschstraße“
Grefrath · Zum 17. Mal fand am Wochenende die US-Cars & Bikes Show im Eissport- und Eventpark Grefrath statt.
Sich mal eine Auszeit nehmen von den Zwängen und Einschränkungen des Alltags, die Vernunft mal in Kurzurlaub schicken, sich in die 1950er Jahre hineinversetzen lassen: Das und noch viel mehr ist einmal im Jahr auf der US-Car & Bike Show in Grefrath die Alternative zum Eissport. Die 17. Ausgabe war wieder ein voller Erfolg. Wo sonst sieht man schon auf einer vergleichsweise kleinen Fläche Autos mit Motorhauben so groß wie Tischtennisplatten und fesche Frauen in geblümten Kleidern, die Erinnerungen wecken an die Zeiten, als Elvis Presley noch kein übergewichtiger, kranker Mann war?
Ein Harley-Fahrer sorgte
für einen peinlichen Moment
Was immer wieder auffällt: Auf der US-Cars & Bikes Show kommen keine Neidgefühle auf, wenn Autos wie eine alte Corvette oder ein Cadillac in Lila-Metallic über den roten Teppich gleiten, um sodann einem interessierten Publikum vorgestellt zu werden. Gerrit Hillen aus den Niederlanden und Norbert Rennen aus Willich – er ist stolzer Besitzer eines Oldsmobile von 1954 – gehörten zu den Juroren des etwas anderen Schönheitswettbewerbs. Beim „Show & Shine Contest“ werden die Fahrzeuge präsentiert, eine Jury prämiert die schönsten Exemplare. Frauen in leuchtend blauen Kleidern mit einer großen Gürtelschnalle in Weiß und einem Dauerlachen im Gesicht rasten auf ihren Rollschuhen über den roten Teppich, eine als Polizistin gestylte Rollschuhfahrerin lehnte sich lässig zu einem Oldtimerfahrer ins Fenster.
Was Gerrit Hillen nicht so ganz gefiel: „Es sind zu viele jüngere Autos hier.“ Tatsächlich waren viele US-Cars noch nicht einmal Youngtimer. Für Veranstalter Günter Zaluskowski, der gemeinsam mit Sohn Lars die US-Cars & Bikes Show in Grefrath organisiert, war das kein Problem – und für die Besucherinnen und Besucher übrigens auch nicht.
Die Veranstaltung ist nicht das richtige Pflaster für Zeitgenossen, die nicht gerne auffallen. Auffallen konnte man zum Beispiel, wenn man kein sichtbares Tattoo hatte. Eine ältere, aber gut erhaltene Harley Davidson ist ja schon mal für sich genommen eine Attraktion. Für den wohl peinlichsten Moment am Samstag sorgte ein Harley-Fahrer, der wohl deutlich älter gewesen sein dürfte als seine schöne Maschine. Auf einmal bekam er eine Imponierattacke, drehte wilde Kreise mit seiner Maschine, um dann jäh zu Boden zu krachen.
Unter der Maschine stand wenig später eine Schüssel, in der das tropfende Öl aufgefangen wurde. Der Unglücksfahrer wischte sich mit einem Taschentuch das Blut aus seiner Stirnwunde ab. Ob er sich in dem Moment überlegt hat, dass ein Integralhelm doch mehr Sicherheit bietet? Wohl eher nicht, sähe ja nicht cool genug aus.
Rund 90 Prozent der Motorräder stammten von der Kult-Marke Harley Davidson, die Marke Indian war da schon ziemlich exotisch, aber dennoch reizvoll. Bei den Autos dürfte zahlenmäßig der Ford Mustang die Nase vorn gehabt haben – Oldtimer, aber auch aktuelle Autos. Es wurde viel gefachsimpelt, gute Tipps gab es gratis. „Ich fahr‘ in keine Waschstraße“, erklärte ein Dodge-Fahrer. Ein anderer empfahl ein bestimmtes Produkt für folierte Fahrzeuge: „Das hält die Folie elastisch.“ Apropos Dodge: Ein Hingucker war ein neuer Challenger für 129 800 Euro mit stolzen 806 Pferdestärken.
Die lässige amerikanische Lebensart verkörperten vor allem diejenigen, die in Klappstühlen hinter ihrem Straßenkreuzer saßen, es sich gut gehen ließen, gerne aber auch Fragen zu ihrem Auto beantworteten. Die Suburbans sind immer dann im Fernsehen präsent, wenn Staatsgäste nach Deutschland kommen, Die schwarzen Geländewagen sind vom beeindruckender Größe. Winfried Broeckmann aus Kevelaer kann darüber nur lachen: Sein Suburban ist weiß, hat acht Türen und ist 7,45 Meter lang. Für Exotik sorgte ein Polizeifahrzeug der „Palm Beach Gardens Police“.
Auch Aussteller kamen nach Grefrath zur Show. An den Ständen fanden Besucherinnen und Besucher allerhand dekorative Dinge, unter anderem Schilder, Blechschilder und Kleidung. An einem Stand für Anstecker standen zwei Schilder eng beieinander. Auf einem stand „Abwrackprämie – ich hab’ überlebt“ und auf dem anderen: „Junge Frau zum Mitreisen gesucht“.
Rolf Mechtel aus Bergheim war mit einem Chevrolet C 10 Geländewagen vorgefahren. Die Besonderheiten: Das Fahrzeug, Jahrgang 1976, hat einen Kippaufsatz, und der Eigentümer würde sich gerne von ihm trennen. „25 000 Euro soll er mindestens bringen“, sagte der Besitzer.
Armin Hesse aus Sonsbeck saß geduldig neben seinem Chevrolet Pick-up von 1970. „Er ist auf 39 500 Euro geschätzt worden“, erklärte der 62-Jährige. Zeno Ablass aus Moers kam mit einem goldfarbenen Chevrolet vorgefahren – von der Größe vergleichbar mit einem VW-Bus. Aber er hat einen 5,7-Liter-Achtzylinder. Die Höchstgeschwindigkeit verriet er nicht. Er sagte nur folgendes: „Ab Tempo 100 kriegt man Angst.“