Handel in der Innenstadt ist beliebt

Viele Bürger stehen zum Einzelhandel vor Ort. Günstige Preise locken allerdings zum Kauf im Internet.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Wo kaufen Sie Ihre Weihnachtsgeschenke — im Internet oder im örtlichen Handel? Die Frage, die die WZ in dieser Woche gestellt hat, bewegt die Menschen. Auf der Homepage der Westdeutschen Zeitung und gestern am WZ-Mobil in der Altstadt wurde rege über das Kaufverhalten diskutiert.

„Für mich ist das Internet überhaupt kein Thema, weil ich mich damit nicht auskenne“, sagt Paul Klaaßen. „Ich kaufe vor Ort in Kempen ein und bin damit mehr als zufrieden.“

Hans Ringelberg würde gerne alles vor Ort kaufen. Aus seiner Sicht geht das aber nicht: „Es ist eine Frage der Verfügbarkeit. In Kempen vor Ort bekomme ich nicht alles.“ In solchen Fällen würde er das Internet nutzen. Und wenn es sich preislich „über die Maßen lohnt“. Zum Beispiel habe er jüngst Laminatfolie im Netz bestellt — zum Quadratmeterpreis von 9,99 Euro. Der örtliche Handel wollte laut Ringelberg 36 Euro dafür haben.

„Als Kempenerin und Fan unserer schönen Kleinstadt kaufe ich selbstverständlich auch hier ein“, schreibt Marin Keuck-Buckesfeld in einer E-Mail an die Redaktion. „Mir gefallen die Beratung und die persönlichen Gespräche. Mir würde kein Grund einfallen, warum ich im Internet einkaufen sollte.“

„Internet ist dann interessant, wenn sich der Einzelhandel nicht mehr engagiert“, findet Fritz Müller. Wenn der Service nicht mehr stimme, weiche der Kempener Heilpraktiker aufs Internet aus. Im Textilbereich sei das der Fall: „Ich kaufe mittlerweile meine Hemden im Internet.“ Um gegen die Internet-Konkurrenz eine Chance zu geben, empfiehlt Müller dem örtlichen Handel ein Online-Portal zu installieren, dass man gemeinsam betreiben könnte.

Antonius Brörmann sieht sich gezwungen, im Internet einzukaufen, weil er Waren haben möchte, die fair gehandelt werden. „In Kempen gibt es kein einziges Unternehmen, das solche Textilien oder Schuhe verkauft“, bemängelt er. Die meisten wüssten noch nicht einmal, was der Begriff „Fair Trade“ (fairer Handel) bedeute. „Die halten das oft für irgendeine Marke“, so Brörmann. Im Internet bekomme er diese Artikel hingegen.

Sehr zufrieden mit dem Einzelhandel in Kempen ist Monika Schmedders. Sie kauft alles in der Stadt. „Ganz konventionell“, sagt sie.

Auch Hans Schlößer vertraut bei seinen Einkäufen dem Kempener Einzelhandel. „Hier kann man am schönsten einkaufen. Dafür bezahle ich dann gerne auch mal ein bisschen mehr“, sagt er. Schlößer nutzt auch die Bauernläden in der näheren Umgebung für seine Einkäufe. Das Internet meidet er auch deshalb, weil er keine Lust hat, Ware, die ihm nicht gefällt, wieder zurückschicken zu müssen.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ist für Peter Amelang das entscheidende Kriterium. „Warum soll ich für eine kleine Hundehütte vor Ort 70 Euro bezahlen, wenn das baugleiche Modell im Internet rund 50 Euro kostet und kostenlos angeliefert wird?“, fragt er in seinem Internet-Beitrag. Als zweites Beispiel nennt er einen Fernseher, den er — je nach Modell — im Internet bis zu 20 Prozent günstiger erwerben könne. Zudem müsse er im Einzelhandel noch einmal 25 bis 40 Euro für die Lieferung bezahlen. Solange der Einzelhandel den Kunden nicht auch als Kunden sehe, werde er weiter im Internet einkaufen.

Heiner Schultes findet einen anderen Aspekt wichtig. Er schreibt, wenn es keinen örtlichen Einzelhandel mehr gebe, würden Stadtfeste nicht mehr veranstaltet, gemeinnützige Institutionen nicht mehr unterstützt und Gewerbesteuern wegfallen. „Vielleicht merkt ihr es erst, wenn eure Arbeitskraft auch im Internet viel billiger angeboten wird.“