Johnson: Die Zukunft nach dem Ende

Der Autozulieferer hat seine Tore in Grefrath geschlossen. 230 ehemalige Mitarbeiter befinden sich in einer Transfergesellschaft.

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Grefrath. Die ehemaligen Mitarbeiter des Autozulieferers Johnson Controls in Grefrath befassen sich derzeit hauptsächlich mit ihrer beruflichen Zukunft. So lässt sich die aktuelle Situation für die etwa 230-köpfige Restbelegschaft in Kürze zusammenfassen. Nach einer Versammlung in der Albert-Mooren-Halle sprach die WZ mit Frank Müller, Geschäftsführer der Wuppertaler Pro Person GmbH, die sich nach eigenen Angaben auch um ehemalige Draftex-Mitarbeiter kümmert. Sie stellt im Auftrag von Johnson seit Anfang des Jahres die Transfergesellschaft für die Belegschaft. „Es sind jetzt faktisch unsere Mitarbeiter“, so Müller.

An einem angemieteten Standort in Viersen soll es bis Ende dieses Monats zunächst um die Formulierung individueller Ziele gehen. Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht laut Müller vom vorgezogenen Ruhestand bis zum Eintritt in die Selbstständigkeit. In der Regel werde allerdings ein neuer Arbeitsplatz gesucht.

Rückblick: Im Jahr 1998 übernimmt Johnson Controls das ehemalige Grefrather Fibrit-Werk von der Becker-Group. Damals arbeiten knapp 1000 Menschen am Standort. Nach mehreren Entlassungsrunden ist die Belegschaft Ende 2005 auf nicht mehr ganz 700 Mitarbeiter reduziert. Vier Jahre später wird das Entwicklungszentrum geschlossen und die Verwaltung verlegt. Dadurch sinkt die Zahl der Beschäftigten auf 350. Ende des vergangenen Jahres ist dann endgültig Schluss in Grefrath. Ein bedeutendes Kapitel lokaler Industriegeschichte geht zu Ende.

Für die früheren, meist langjährigen Mitarbeiter muss das Leben nun ohne Johnson weitergehen. Der größte Teil war im Produktionsbereich beschäftigt, nicht wenige sind ungelernte Kräfte. Aber auch Arbeitsplätze in der Verwaltung waren von der Schließung betroffen. Etwa 75 Prozent Mitarbeiter in der Transfergesellschaft sind männlich.

Sie bekommen nun Kurzarbeitergeld, das von Johnson Controls aufgestockt wird. „Maximal zehn Prozent weniger“ als früher gibt es nach Angaben von Pro Person. Die Verträge mit der Wuppertaler GmbH sind befristet, das Enddatum ist der 31. Dezember 2016.

„Uns ist wichtig, dass niemand ohne eine tragfähige und langfristige Perspektive austritt“, betont Frank Müller. Das selbst gesteckte Ziel heißt „60 Prozent plus X“, wobei die 60 Prozent sowohl die Vermittlung in ein neues Arbeitsverhältnis, die Verrentung als auch den Start in die Selbstständigkeit umfassen. Hartz IV gilt dagegen als schlimmster Fall.

Um diesen zu verhindern, kümmern sich in Viersen zehn Berater um die Jobsuchenden. Jeder soll seinen persönlichen „Coach“ haben. Auf dem Programm stehen unter anderem Motivationsförderung, Hilfe bei Bewerbungen und — so nötig — Deutschkurse. Computer mit Internetanschluss stehen zur Verfügung.

„Es gibt bereits Vermittlungen“, so der Pro-Person-Geschäftsführer, der die allgemeine wirtschaftliche Lage als verhältnismäßig günstig einstuft. Mit Blick auf Unternehmen in der Region verweist er auf die Möglichkeiten von Praktikumsverträgen und Probearbeiten. „Diese sind für die Unternehmen unverbindlich und kostenfrei.“