Jugend forscht mit Haut und Haaren

Seit 20 Jahren schickt das LvD-Gymnasium Schüler mit Projekten ins Rennen, an denen sie über Monate geforscht haben.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Müsste ein Filmteam die Rolle eines Physiklehrers besetzen, Christian Reiners hätte beste Chancen bei diesem Casting: Der junge Mann vom Luise-von-Duesberg-Gymnasium ist ein Professoren-Typ wie er im Buche steht. Der Naturwissenschaftler ist aber keiner dieser verschrobenen Pädagogen aus dem Filmklassiker „Feuerzangenbowle“, sondern ein junger Tüftler, der seit 2009 seine LvDler motiviert, sie beim Forschen anleitet und nicht nur auf seinem T-Shirt verkörpert: „Denken lohnt sich!“

Christian Reiners unterstützt seine Kollegin Irmgard Linssen in der AG „Jugend forscht“. Sie leitet das Forschen außerhalb des Unterrichts an dem Kempener Gymnasium seit genau zwei Jahrzehnten. Am 16. Februar reichen wieder 43 Schüler und Schülerinnen der Stufen fünf bis 9 zwanzig Projekte ein, an denen sie seit Monaten arbeiten und an deren Abschluss-Präsentation sie zurzeit noch feilen.

„20 Jahre Jugend forscht — das feiern wir. Aber nicht in der Aula, wo jemand für uns Geige spielt, sondern wir fahren nach Dortmund, zu einer interaktiven Ausstellung, die beschreibt, wie unser Arbeitsplatz der Zukunft aussehen kann“, freut sich Irmgard Linssen auf die Mitmachstationen.

Apropos mitmachen: Als Schüler hat Christian Reiners nie an „Jugend forscht“ teilgenommen. Nun füllt es ihn aus, dass er Schüler ermuntern kann, sich für naturwissenschaftliche Themen zu interessieren. Dabei machen Linssen und er Schwerpunkte aus: „Jungen interessieren sich für Technik, Computer und Energiethemen. Mädchen kümmern sich gern um Projekte mit dem Schwerpunkt „Chemie und Kosmetik“.“

Viele der Schüler seien „Wiederholungstäter“, sagt Linssen. Als sie Mitte der 90er Jahre die ersten Schüler aufforderte, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen, hat sie nicht ahnen können, welche Erfolge und wie viele Planungstreffen das zur Folge hat.

Die Präsentation in Krefeld sei ein Heimspiel geworden, sagt sie. „Die Schüler motivieren mich mit ihrer Begeisterung immer wieder“, sagt Lehrerin Linssen, die auch schon mal ans Aufhören gedacht, den Schlussstrich unter ihr Engagement aber tatsächlich bisher nie gezogen hat. „Das ist einfach so eine Positivspirale!“

Am Nebentisch kleben Jana Ungerechts (6c) und ihre Freundin Ann-Kathin Schmitz (6d) Fotos auf Plakatbögen. Sie haben sich seit einer Radtour im Sommer dem Thema „Bienen — wie können wir ihnen helfen?“ gewidmet. „Wir mögen Tiere und wollen uns für sie einsetzen“, sagt Ann-Kathrin.

Bodylotions geprüft und selbst hergestellt haben Eva Wollziefer und Lucia Grefkes aus der 7a. Ihr Ziel war es, eine Lotion ohne Tierzusätze zu entwickeln. Die Prüfer dürfen sich auf den Melone-Wasserlilienduft freuen. Yannik Pixbeg und Nick Hummel aus der 8c haben Lebensmittel konserviert, Theveya Vijayarajah und Nina Hoffmanns (9c) sich erneuerbarer Energie durch „Windräder“ zugewandt. Um „Intelligentes Wohnen“ geht es im Projekt von Thomas Ortmann und Felix Boersma (8b).

Zu Hause fühlen sich die Jugend-forscht-AGler im naturwissenschaftlichen Trakt des Schulgebäudes. Dort können sie in Schränken ihre Arbeiten aufbewahren und in den Fachräumen arbeiten —ohne weite Wege zu Mikroskopen und Reagenzgläsern. „Der Förderverein hilft bei den benötigten Materialen“, sagt Irmgard Linssen. Wie gut die LvDler beim Regionalwettbewerb in Krefeld gegen die Konkurrenz aus anderen Schulen abschneiden werden, wird die Jury Mitte Februar veröffentlichen. Egal, ob es Sieg, Platz oder ein „Dabei sein ist alles“ sein wird, das Motto von Christian Reiners hat kein Verfallsdatum: „Denken lohnt sich!“