Kempen Junge Liberale fordern Zahlen zu Aqua-Sol-Verlusten

Stadtwerke veröffentlichen keine Sparten-Bilanz. Das findet die Jugendorganisation der FDP nicht transparent.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. „Was kostet eigentlich das Kempener Schwimmbad?“ Diese Frage stellt der Kreisverband der Jungen Liberalen (Julis) in einer Pressemitteilung. In Zeiten knapper Kassen in den Kommunen stünden öffentliche Einrichtungen wie ein Schwimmbad vielerorts auf dem Prüfstand. Und auch in Kempen werde seitens der Verwaltung stets Sparsamkeit propagiert. Um den Betrieb des öffentlichen Schwimmbads Aqua-Sol in Kempen zu prüfen, fehlen aus Sicht der Jugendorganisation der FDP aber belastbare Zahlen — beziehungsweise werden nicht der Öffentlichkeit mitgeteilt. „Warum liegt über dem Zuschussbedarf des Kempener Schwimmbads ein Mantel des Schweigens“, fragt die Juli-Vorsitzende Johanna Krall.

Nach Angaben der Jungen Liberalen stellt sich die Situation in Nachbarkommunen anders da — dort würden Zahlen veröffentlich: „2014 lag der jährlich notwendige Zuschuss für das Willicher Schwimmbad bei einer Million Euro, in Tönisvorst steht das Schwimmbad sogar vor dem Aus, dort liegt der Zuschuss bei 1,3 Millionen Euro jährlich.“

In Kempen lässt sich laut Krall zum Aqua-Sol, das von den Stadtwerken betrieben wird, kein Zahlenmaterial finden. Gleichwohl sei davon auszugehen, dass die Werke als 100-prozentige Tochter der Stadt zusteuern müssen. „Es ist wohl anzunehmen, dass kaum ein Schwimmbad in Deutschland Gewinne einfährt“, so die Vorsitzende. Nach Ansicht der Julis haben die Bürger ein Anrecht auf die Zahlen und fordern Transparenz von den Kempener Stadtwerken.

Deren Geschäftsführer Siegfried Ferling bestätigt auf WZ-Anfrage, dass das Aqua-Sol mit Freibad und Saunalandschaft ein „Verlustgeschäft“ ist. „Das dürfte kein Geheimnis sein“, so Ferling. Allerdings würden die Verluste des Schwimmbads nichts ins Kontor des Unternehmens schlagen. Laut Ferling sind die Stadtwerke nach Sparten getrennt: Wärme, Strom, Wasser und Bäderbetrieb. Und da die Stadtwerke beispielsweise für das Aqua-Sol die Wärme liefern, zahle sich dieser „Querverbund“ aus. „So kann man die Verluste des Aqua-Sols steuerlich geltend machen“, sagt Ferling. Das sein ein Grund dafür gewesen, warum die Stadt den Betrieb des Bads vor mehr als 30 Jahren an die Stadtwerke abgegeben habe.

Das Unternehmen ist nach Angaben des Geschäftsführers nicht verpflichtet, die einzelnen Sparten der Bilanz der Öffentlichkeit mitzuteilen. „Zu den konkreten Zahlen des Aqua-Sols werden wir auch nichts sagen“, so Ferling. Selbstverständlich würde aber der Aufsichtsrat über sämtliche Zahlen informiert. Das Gremium, das aus Bürgermeister und Ratsmitgliedern der einzelnen Fraktionen besteht, bekomme die Bilanz der Stadttochter vorgelegt. Auf Nachfrage würden auch die Zahlen der einzelnen Sparten erklärt. Sonderliche Probleme habe es in der Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat bislang nicht gegeben.