Kempen: Auswärtige Schüler werden weggeschickt
Obwohl das Duesberg- Gymnasium Anmeldungen für vier Klassen hat, sagt die Stadt strikt Nein. Für die LvD-Spitze ist das unverständlich.
Kempen. Lange Gesichter gibt’s in 30 Familien, die hofften, dass ihr Kind im Sommer am Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) aufgenommen wird.
"Leider mussten wir viele Absagen erteilen", bedauert LvD-Leiter Rainer Helfenbein. "Die Stadt hat uns dazu gezwungen, weil sie an der Dreizügigkeit in unseren fünften Klassen festhalten will."
126 Anmeldung hat das LvD für das nächste Schuljahr bekommen, aber nur 96 erhalten den Zuschlag. Das Thomaeum dagegen meldet nur 91 Neue- bei drei Eingangsklassen. Es profitiert sogar vom LvD-Überschuss, denn Helfenbein wird dem Thomaeum Schüler vermitteln, damit das Gymnasium ebenfalls auf 96 Anmeldungen kommt. "Darunter sind Härtefälle aus Stenden."
In die Röhre gucken bei den Absagen vor allem Auswärtige. Helfenbein: "Wir mussten noch nie Kindern - von Geschwistern abgesehen - aus Kerken, Stenden und Wachtendonk absagen." Darunter seien gute Schüler gewesen.
Helfenbein kann die Strategie der Stadt als Schulträger nicht nachvollziehen: "Diese Isolations-Politik ist völlig verfehlt. Bei sinkenden Schülerzahlen sollte man Kinder von auswärts nicht abschrecken. In ein paar Jahren sind wir auf eben diese angewiesen."
Er rechnet vor, dass in fünf Jahren die 96 Neuen in die 10. Klasse kommen, nach der sich bekanntlich die Reihen vor der Oberstufe lichten.
Schulleiter Helfenbein- der zum Sommer in den Ruhestand geht (WZ berichtete) - betont, dass es am LvD genügend Räume und Lehrer für 126 Fünftklässler gäbe: "Stattdessen geben wir vier Räume an die Realschule ab und in der Hauptschule gibt es welche, die nicht genutzt werden."
Helfenbein hatte gehofft, in einem Gespräch mit seinem Thomaeum-Kollegen, Edmund Kaum, Bürgermeister Rübo, Schulamtsleiterin Elfie Böhm, Dezernenten der Bezirksregierung sowie Schulleitern aus Straelen und Geldern eine zusätzliche Klasse fürs LvD zu erkämpfen - ohne Erfolg.
Dabei, so der 64-Jährige, empfehle die Bezirksregierung, Kinder nicht so weit übers Land zur Schule zu schicken. Und für manche läge Kempen so nah.
Viele Eltern, so der Schulleiter, hätten wenig Verständnis für die Absagen. Schließlich hätten sie das LvD bewusst für ihr Kind ausgesucht.
"Wir hatten allein für die Bläserklasse 48 Anmeldungen", sagt er. Und erinnert an den Ärger vor zwei Jahren, als das LvD vor dem gleichen Problem stand und er sich bei der Stadt Kritik eingefangen hatte, weil er für eine vierte Klasse gekämpft hatte.
Im vergangenen Jahr seien die Zahlen umgeschlagen. Da hatte das Thomaeum 122 Anmeldungen für vier Klassen, das LvD 96 für drei.
Auch Edmund Kaum vom Thomaeum bedauert, dass Absagen erteilt werden mussten. "Ich sehe die Gefahr, dass die bisherigen Einzugsgebiete Straelen und Wachtendonk sich nach Norden oder Westen orientieren und langfristig verloren sind. Das ist für den Schulstandort Kempen nicht glücklich."
"Vom Dezember 2009 gibt es einen Ratsbeschluss, dass es je drei Eingangsklassen an den Gymnasien gibt, mit der Option für eine vierte bei Bedarf", sagt Bürgermeister Volker Rübo.
Er habe deshalb mit allen Fraktionen gesprochen und diese seien bei der Zahl sechs geblieben. Das sei auch eine Frage des Geldes. "Eine vierte Klasse kostet uns mindestens 12 000 Euro", sagt Rübo. Den Hinweis auf schülerarme Zeiten versteht Rübo nicht: "Wir haben noch fünf, sechs Jahre starke Jahrgänge, da sehe ich mittelfristig keine Probleme."
In der Nachbargemeinde Grefrath ist die Situation anders: Die Liebfrauenschule sucht noch Kinder für eine fünfte Eingangsklasse.