Den Niederrheiner liebevoll auf die Schippe genommen Ein Heimspiel für Ludger Kazmierczak

Kempen · Der Klever Ludger Kazmierczak hatte mit seinem Stand-up-Pro­gramm „Hier is‘ wat los“ im Forum in St. Hubert am Montag beinahe ein Heimspiel. Dort nahm er den Niederrheiner liebevoll auf die Schippe.

Ludger Kazmierczak präsentierte sein Stand-up-Programm „Hier is‘ wat los“. Dem Publikum gefiel es sehr.

Foto: Norbert Prümen

(tg) „Ich bin ein waschechter Niederrhei­ner“: Mit dieser Selbstverortung, die er im Laufe des Abends mit zahlrei­chen Belegen unterfütterte, hatte Ludger Kazmierczak, Jour­nalist beim WDR und dort unter an­derem als Niederlande-Korrespon­dent tätig, seine Zuhörer im fast rest­los gefüllten Saal im Forum St. Hubert schnell auf sei­ner Seite. Rund zwei Stunden lang ent­warf er ein treffendes humoristi­sches Porträt der Bewohner unserer Regi­on, aber auch unseres ihm gut be­kannten Nachbarlandes mit all ihren Macken, aber vor allem ihrer Lie­benswürdigkeit: immer pointiert, nie verletzend.

Für Kazmierczak, der vor zehn Jahren die Kleinkunstbühne für sich ent­deckte, war es der erste Auftritt in Kempen. Ein unbeschriebenes Blatt war die Stadt für ihn aber nicht, und so schwelgte er in Erinnerungen an frühere Besuche in der Diskothek „KK-Center“ oder Ausflüge mit dem Rad inklusive Altstadtbummel, an deren Ende das Kompliment stand: „Kem­pen is‘ schön, aber wohnen wollt‘ ich da nicht!“ Schließlich sei die Komfortzone des Niederrheiners eng umgrenzt.

Bei Kazmierczak ist das die Gegend rund um Kleve: Seine Jugend verbrachte er in Nütterden, heute lebt er in Materborn. Er weiß also, was Dorfleben bedeutet, und brachte das in einer formvollendeten lyrischen „Ode an die Dorfkneipe“ zum Ausdruck. Auch typische Inter­aktionen im Geschäft – dem Ort für Klatsch und Tratsch – gab er inklusi­ve sprachlicher Ausdrucksformen („Tun se mich mal drei normale Brötchen!“) treffend wieder.  „Grammatik ist am Niederrhein ein unverbindliches Angebot“, so Kaz­mierczak, der auch der Frage nach­ging, wer die ersten Nie­derrheiner waren: die Römer, die Neandertaler oder gar Adam und Eva?

Wiederholt stellte er  sei­ne Sangeskünste unter Beweis: So gab er mit „Merci, ich weiß, wo‘s liegt“ einen Lobpreis des „Schnuppschranks“ zum Besten und sang auf Dua Lipas und Elton Johns „Cold Heart“ über den sehr unterschiedlichen Umgang mit der Pandemie bei uns und in den Niederlanden. Überhaupt die Hol­länder: das zweite große Thema des Abends, mit dem sich Kazmier­czak berufsbedingt bestens auskennt. Ob merkwürdige Regeln im Straßenver­kehr (Tempo 100 auf der Auto­bahn), die Errungenschaften der niederlän­dischen Küche (Fri­kandel aus dem Automaten) oder die Touris­ten mit den gelben Autokenn­zeichen, denen man weder in Kleve noch im Toska­na-Urlaub entkommen kann – aus al­len Beobachtungen sprach ein Witz, der auf Zunei­gung zu Land und Leuten beruhte. Auch die Spra­che kam nicht zu kurz: Zum Ab­schluss des Abends übte Kaz­mierczak gemein­sam mit dem Publikum nie­derländische Zungenbrecher ein.