Den Niederrheiner liebevoll auf die Schippe genommen Ein Heimspiel für Ludger Kazmierczak
Kempen · Der Klever Ludger Kazmierczak hatte mit seinem Stand-up-Programm „Hier is‘ wat los“ im Forum in St. Hubert am Montag beinahe ein Heimspiel. Dort nahm er den Niederrheiner liebevoll auf die Schippe.
(tg) „Ich bin ein waschechter Niederrheiner“: Mit dieser Selbstverortung, die er im Laufe des Abends mit zahlreichen Belegen unterfütterte, hatte Ludger Kazmierczak, Journalist beim WDR und dort unter anderem als Niederlande-Korrespondent tätig, seine Zuhörer im fast restlos gefüllten Saal im Forum St. Hubert schnell auf seiner Seite. Rund zwei Stunden lang entwarf er ein treffendes humoristisches Porträt der Bewohner unserer Region, aber auch unseres ihm gut bekannten Nachbarlandes mit all ihren Macken, aber vor allem ihrer Liebenswürdigkeit: immer pointiert, nie verletzend.
Für Kazmierczak, der vor zehn Jahren die Kleinkunstbühne für sich entdeckte, war es der erste Auftritt in Kempen. Ein unbeschriebenes Blatt war die Stadt für ihn aber nicht, und so schwelgte er in Erinnerungen an frühere Besuche in der Diskothek „KK-Center“ oder Ausflüge mit dem Rad inklusive Altstadtbummel, an deren Ende das Kompliment stand: „Kempen is‘ schön, aber wohnen wollt‘ ich da nicht!“ Schließlich sei die Komfortzone des Niederrheiners eng umgrenzt.
Bei Kazmierczak ist das die Gegend rund um Kleve: Seine Jugend verbrachte er in Nütterden, heute lebt er in Materborn. Er weiß also, was Dorfleben bedeutet, und brachte das in einer formvollendeten lyrischen „Ode an die Dorfkneipe“ zum Ausdruck. Auch typische Interaktionen im Geschäft – dem Ort für Klatsch und Tratsch – gab er inklusive sprachlicher Ausdrucksformen („Tun se mich mal drei normale Brötchen!“) treffend wieder. „Grammatik ist am Niederrhein ein unverbindliches Angebot“, so Kazmierczak, der auch der Frage nachging, wer die ersten Niederrheiner waren: die Römer, die Neandertaler oder gar Adam und Eva?
Wiederholt stellte er seine Sangeskünste unter Beweis: So gab er mit „Merci, ich weiß, wo‘s liegt“ einen Lobpreis des „Schnuppschranks“ zum Besten und sang auf Dua Lipas und Elton Johns „Cold Heart“ über den sehr unterschiedlichen Umgang mit der Pandemie bei uns und in den Niederlanden. Überhaupt die Holländer: das zweite große Thema des Abends, mit dem sich Kazmierczak berufsbedingt bestens auskennt. Ob merkwürdige Regeln im Straßenverkehr (Tempo 100 auf der Autobahn), die Errungenschaften der niederländischen Küche (Frikandel aus dem Automaten) oder die Touristen mit den gelben Autokennzeichen, denen man weder in Kleve noch im Toskana-Urlaub entkommen kann – aus allen Beobachtungen sprach ein Witz, der auf Zuneigung zu Land und Leuten beruhte. Auch die Sprache kam nicht zu kurz: Zum Abschluss des Abends übte Kazmierczak gemeinsam mit dem Publikum niederländische Zungenbrecher ein.