Kempen: Papp-Särge für Bauerfeind

Mit einem Trauermarsch protestiert die Belegschaft gegen die subventions-orientierte Firmenpolitik ihres Arbeitgebers.

Kempen. Am Donnerstag gehen die Mitarbeiter von Bauerfeind auf die Straße. "Wir tragen unsere Arbeitsplätze symbolisch zu Grabe", sagt Betriebsrats-Sprecher Jörg Hagedorn. Ende Juli hatte die 210-köpfige Belegschaft des Bandagen-Herstellers erfahren, dass Ende des Jahres im Kempener Werk an der Arnoldstraße15 die Lichter ausgehen.

"Mit Subventionen in den Osten werden unsere Arbeitsplätze kaputt gemacht."

Jörg Hagedorn, Bauerfeind-Betriebsrat

"Wir protestieren vor allem dagegen, dass mittels Subventionen in den Osten Deutschlands unsere Arbeitsplätze hier im Westen kaputt gemacht werden", sagt Hagedorn. Hintergrund: Bauerfeind hat in den 90er-Jahren seine Zentrale wieder nach Zeulenroda (Thüringen) verlegt, wo das Unternehmen 1929 gegründet worden ist. In Kempen gibt es Bauerfeind seit 1972, anfangs mit rund 400 Mitarbeitern.

Gerüchte, dass Firmen-Chef Hans Bruno Bauerfeind die Kräfte in Zeulenroda (750 Mitarbeiter, weltweit 1800) bündeln will, kursieren seit zehn Jahren in Kempen. Seit dem 23.Juli wissen die Kempener Mitarbeiter, dass aus dem Gerücht bitterer Ernst geworden ist.

Um 14 Uhr marschieren die Mitarbeiter übermorgen vom grün-gelben Bauerfeind-Hochhaus hinter dem Bahnhof Richtung Innenstadt. "Wir gehen davon aus, dass uns noch einige Politiker unterstüzten. Außerdem stoßen einige Betriebsräte aus anderen Städten zu der Kundgebung", berichtet Hagedorn. Auch die IGMetall unterstützt die Streikenden in ihrem Anliegen.

Weil der Buttermarkt wegen der bevorstehenden Kirmes belegt ist, findet die Abschluss-Kundgebung gegen 15 Uhr in der Altstadt an der Ecke Burgstraße/Engerstraße statt. Mit Särgen aus Pappmaschee und ganz in Schwarz zieht der Streik-Tross am Bahnhof vorbei über die Thomasstraße in die Innenstadt. Hagedorn: "Eventuell nehmen wir noch eine Schleife über die Kuhstraße mit."

Der Bauerfeind-Betriebsrat hat gestern Bürgermeister Karl Hensel über den Trauermarsch am Donnerstag informiert und hofft bei den Abschlussreden auch auf Unterstützung aus dem Kempener Rathaus.

Mit dem Protest eröffnet die Belegschaft die Verhandlungen über die Sozialpläne, die es jetzt im Ringen mit dem Arbeitgeber aufzustellen gilt. Bislang hat nur ein Bruchteil der über 200Mitarbeiter einen neuen Beruf gefunden. Das Angebot der Firmenleitung, einen gleichwertigen Arbeitsplatz im 533 Kilometer entfernten Zeulenroda anzunehmen, können die meisten aus familiären oder sonstigen Gründen nicht annehmen.