Kempen: Tierisch viel los in der Altstadt
In der Altstadt kam man nur im Trippelschritt voran. Auch der Regen tat dem Ansturm keinen Abbruch.
Kempen. Von A wie Adler bis Z wie Ziegenkäse: Es gab viel zu schmecken und zu entdecken beim 2.Bauernmarkt auf dem und rund um den Buttermarkt. Als Ortslandwirt Heinz-Josef Tölkes die Veranstaltung Sonntag Vormittag bei recht trübem Wetter eröffnete, waren schon erstaunlich viele Besucher da. Später sollte das Gedränge groß werden.
Das Konzept von Bürgermeister Karl Hensel, dem "Erfinder" des Bauernmarktes: Im Mittelpunkt standen landwirtschaftliche Betriebe, die in der Innenstadt für ihren Hofverkauf werben konnten. Mit 55Ständen war der zweite Bauernmarkt deutlicher größer als die Premiere vor zwei Jahren mit knapp 40Ständen.
"Mit dieser Resonanz hätte ich nicht gerechnet", freute sich der Bürgermeister, während die Besucher nur mit Trippelschritten vorwärts kamen. Seine Grundidee sei es gewesen, Direktanbietern ein Forum zu bieten, um sich und ihre Produkte vorzustellen.
Ganz in diesem Sinne war das Obstgut Hardt aktiv, das einige Kubikmeter Äpfel kostenlos anbot. Diese Verköstigung wurde jedoch von einer anderen in den Schatten gestellt: Martin Doll, Schnapsbrenner aus dem Schwarzwald, hatte Markus Hardt bei der Ausbildung zum Obstbaumeister in Ahrweiler kennengelernt. Er hatte seine monumentale, rund 50 Jahre alte Schnapsbrenn-Anlage auf dem Buttermarkt aufgebaut und bot Kostproben an.
Imker Hermann Diedrich leistete auf der Ellenstraße Überzeugungsarbeit für seine Zunft. Was ihn optimistisch stimmt: "1994, als ich erste Erfahrungen mit Bienen sammelte, gab es neun Imker in Kempen, jetzt sind es 15."
"Sind das Mücken?", fragte ein Mädchen am Schaukasten von Imker Diedrich - Indiz dafür, wie weit sich der moderne Mensch von der Landwirtschaft entfernt hat. Der Bauernmarkt war eine gute Gelegenheit, um solche Wissenslücken zu schließen.
Dafür sorgten auch Monika Schüren aus St. Tönis, der Lakenfeldhühner aus eigener Zucht zeigte, und der Kempener Matthias Peuten mit seinen prachtvollen Brama-Hühnern. Etwas Süßes für den guten Zweck: Der Verein "Kleine Zwerge ganz Gross" verkaufte Schokoäpfel - der Erlös ist für das Kinderhospiz "Regenbogenland" in Düsseldorf.
Im Trend lag ganz klar solide Hausmannskost, das Herzhafte. Während die Eltern kauten, schauten sich die Kinder um - sie entdeckten unendlich viel, durften beispielsweise die Volksbank-Kuh melken und am Stand der Kreisjägerschaft Vogelhäuser zimmern.
Auf der Judengasse standen alte Traktoren wie der "Spätheimkehrer" Deutz F1M414 von 1939, den Markus Hanka 1996 vom Hof des Großvaters im fernen Sudetenland geholt hatte. Thomas Brinkmann aus Brüggen hatte eine 18 Quadratmeter große Landwirtschafts-Szenerie mit Siku-Landmaschinen-Modellen aufgebaut. Und die Katholische Landjugend Kempen bot auf der Wiese vor der Mühle ein Ferkelrennen mit 40-Meter-Parcours.
Die Landfrauen hatten rund 100 Kuchen - nein, nicht selbst gebacken, sondern gekauft. Die Nachfrage war enorm. Gegen 14.30 Uhr waren schon 1200 Stücke Kuchen verkauft. Um 15 Uhr war alles weg. "Die Leute haben sich oft drei, vier Stückchen mit nach Hause genommen", so Maria Tölkes, Vorsitzende der Landfrauen.
Selbst die Regenschauer am Nachmittag konnten den Andrang nicht schmälern. "Die Leute stellen sich dann kurz unter und weiter gehts", lacht Tölkes.