Mensch & Stadt Ein ganz heißer Bauwagen

Kempen. · Der junge Kempener Simon Dammer hat ein Faible für alte Bauwagen und Saunen. Zwei Dinge, die sehr gut zusammenpassen. Zumindest dann, wenn man Ideen hat und handwerklich geschickt ist.

Dieses Sauna-Mobil steht noch im Garten von Familie Dammer in Kempen. Es wird aber demnächst an die Maas transportiert:

Foto: Wolfgang Kaiser

Es war einmal ein alter grüner Bauwagen, der einfach nur vergammelt aussah. So könnte Simon Dammer anfangen zu erzählen, wenn er von dem schmucken Gefährt erzählt, auf dessen Stufen er gerade sitzt. Wenngleich sich kaum jemand beim Anblick der edlen Holzhülle mit dem großen Fenster an der Längsseite, der kleinen Fenstervariante an der Stirnseite und der Holztür an der anderen kurzen Wand einen heruntergekommenen Bauwagen vorstellen kann. Aus einem solchen alten Modell, das früher einmal in einem Oberhausener Kindergarten stand und dort ein Hühnerhaus werden sollte, hat der 27 Jahre alte Maurermeister aus Kempen eine schicke Sauna gemacht.

Eine Vorliebe, aus „Alt mach Neu“ zu realisieren und damit verbunden auch eine neue Nutzung zu kreieren, hat Simon Dammer schon lange. Er ging noch in die Lehre, als er seinen ersten Bauwagen in eine Sauna umbaute. „Damals war es ein Uraltteil von meinem Onkel“, erzählt der 27-Jährige. Die mobile Sauna steht heute im heimischen Garten und wird fleißig genutzt.

Für den neuen alten Bauwagen hat er dagegen andere Pläne. „Der geht mit an die Maas, wo wir ein Ferienhaus haben“, sagt der Kempener. Im Dezember vergangenen Jahres entdeckte er im Internet bei E-Bay den Bauwagen. Die Kita wollte ihn loswerden, weil die Idee der Hühnerhaltung doch nicht umgesetzt werden konnte. Simon Dammer fuhr hin, zahlte die gewünschten 500 Euro und brachte das Gefährt nach Kempen. Im Februar startete er mit der Arbeit, was zunächst einmal einen Abriss bis auf das Grundgestell bedeutete. Dann fehlte die Zeit, und der Bauwagen stand herum.

Ein Ski-Urlaub im österreichischen Ischgl veränderte dann für den Kempener Vieles. Simon Dammer hatte sich mit dem Coronavirus infiziert, und er musste in häusliche Quarantäne. „Da ich aber keinerlei Symptome hatte, dafür aber jede Menge Zeit, und meine Freundin sowie meine Mutter als meine Kontaktpersonen ebenfalls daheim bleiben mussten, war das die Gelegenheit, gemeinsam an den Umbau des Bauwagens zu gehen“, erzählt Simon Dammer. Ein Onkel erhielt die Einkaufslisten mit dem benötigten Material, was er wiederum kontaktlos vor dem Haus der Familie Dammer ablegte.

Statt drei Wochen Langeweile war intensives Arbeiten angesagt. Nach dem gemeinsamen Frühstück gab es jeweils eine Arbeitsbesprechung, was am betreffenden Tag anstand, und es ging los, oftmals bis spät in den Abend hinein. „Es hat super viel Spaß gemacht. Auf diesem Weg war die Quarantäne auszuhalten“, sagt Mutter Stephanie Dammer lachend. Rund 200 Arbeitsstunden und Material im Wert von 12 000 Euro stecken jetzt in dem 4,50 Meter langen, 2,10 Meter breiten und 3,20 Meter hohen Bauwagen.

Dafür ist er aber auch nicht wiederzuerkennen. Das abgeschliffene und grundierte Metallgestell erhielt aus Holz einen neuen Korpus, der sogar entsprechend isoliert wurde. Schließlich soll die Saunahitze im Inneren bleiben. Innen zog Simon Dammer eine Wand ein. Der vordere Raum mit Eingangstür bietet nun Platz zum Umziehen samt Ablagemöglichkeiten. Als Wandverkleidung entschied er sich für unbesäumte Holzbretter, die auch für die Sauna genommen wurden. Beim Dach blieb die typische Rundung eines Bauwagens erhalten. Den Fußboden zieren WPC-Dielen in Schwarz. Ein toller Kontrast zu dem hellen Holz.

Durch eine Glastür geht es in den Saunaraum mit Saunaofen, zwei Liegebänken und einer schmalen Sitzbank. „Die Saunabänke habe ich über E-Bay Kleinanzeigen in Krefeld gefunden“, erzählt Simon Dammer. Die Vorhänge vor dem großen Fenster sind der Clou. Sie wurden aus alten Kartoffelsäcken genäht und passen zu dem gemütlichen Ambiente. Die Sauna verfügt auch über einen Stromanschluss und Licht. Saunieren am Abend ist also kein Problem. Eingeweiht wurde die Sauna bereits. Sie wartet nun auf ihren Transport in die Niederlande.