Kempen VdK machte Kriegsopfern Mut

Kempen/St. Tönis. · Vor 100 Jahren wurde in Kempen ein Selbsthilfeverein der Kriegsbeschädigten gegründet. Vor 70 Jahren ging aus ihm der Kempener Sozialverband VdK hervor.

Dieses Foto stammt aus der Vereinschronik des Kempener VdK. Zum 50-jährigen Bestehen des Kempener VdK gratulierte im Jahr 1968 Bürgermeister Heinz Aan den Boom (rechts) den langjährigen Mitgliedern für ihre Treue zu dem Verband.

Dieses Foto stammt aus der Vereinschronik des Kempener VdK. Zum 50-jährigen Bestehen des Kempener VdK gratulierte im Jahr 1968 Bürgermeister Heinz Aan den Boom (rechts) den langjährigen Mitgliedern für ihre Treue zu dem Verband.

Foto: VdK Kempen

Blenden wir 100 Jahre zurück: 1918 geht der Erste Weltkrieg in sein viertes Jahr. Aus Kempen und Schmalbroich haben 351 Männer ihr Leben an der Front verloren. Dazu kommen zahlreiche Witwen, Waisen und Eltern, deren Söhne gefallen sind. Die Renten für diese Opfer des Krieges werden von der Inflation immer mehr aufgefressen.

Versehrte schreiten
in Kempen zur Selbsthilfe

In Kempen schreiten die Kriegsversehrten zur Selbsthilfe. Am Sonntag, 10. März 1918, gründen sie in der Gaststätte „Zur großen Esche“, Judenstraße 3, die „Wirtschaftliche Vereinigung der Kriegsbeschädigten“. Eine Selbsthilfeorganisation, die bis zu ihrer Auflösung durch die Nationalsozialisten das harte Leben der Kempener Kriegsopfer wesentlich erleichtert hat. Mit ihren Anträgen und Einsprüchen bessert sie vielen Kriegsversehrten, Witwen und Waisen die Rente auf, sorgt für Erziehungshilfen und Zuschüsse. In Ausschüssen des Stadtrates und Kreistages erheben Vertreter des Kempener Vereins ihre Stimme. Als 1923 die Hyperinflation das Geld wertlos macht, beschaffen sie von Bauern und Händlern Kartoffeln, Mehl und Kohlen.

Geschädigte und
Witwen werden Sozialfälle

Auf den Ersten Weltkrieg folgt schon nach wenigen Jahren der Zweite. Als er im Mai 1945 zu Ende geht, gibt es in Deutschland 5,5 Millionen Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen und -waisen. Viele junge Kriegsversehrte sind arbeitslos. Wer nimmt schon einen Einarmigen, der am Stock geht – selbst, wenn er ein Handwerk erlernt hat? Die Kriegsbeschädigten und viele junge Witwen stehen ohne Rente da und werden Sozialfälle.

Der VdK-Ortsverband Kempen steht den Opfern zur Seite

Auch in Kempen bildet sich 1946 eine Selbsthilfegruppe, die die Interessen von Opfern des Krieges vertritt. Am 13. November 1948 – in diesem Jahr vor 70 Jahren – tritt sie dem Sozialverband VdK bei. Wie der 1918 gegründete Vorgängerverein steht der VdK-Ortsverband den Opfern des Zweiten Weltkrieges mit Rat und Tat zur Seite und hilft, die Lebensqualität vieler Kriegsbeschädigter, Witwen und Waisen zu verbessern. Weihnachtsfeiern und gesellige Abende, Ausflüge und mehrtägige Fahrten lenken die Mitglieder von den Mühen ihres Alltags ab. Mit der Zeit erweitert der VdK seinen Aufgabenkreis. Er übernimmt Fürsorge auch für körperlich, geistig und psychisch Behinderte und sozial Benachteiligte.

2007 wird der VdK-Ortsverband St. Hubert/Tönisberg in den Ortsverband Kempen eingegliedert, 2011 kommt der St. Töniser hinzu. Mit mehr als 650 Mitgliedern ist der VdK-Verband Kempen-St. Tönis für die Zukunft gut aufgestellt.