Kempen: Thomaskirche bekommt neuen Altar von Willicher Ein Altar auf Schienen für die Thomaskirche
Kempen/Willich · Das umgestaltete Gotteshaus kann nun flexibler genutzt werden. Der Willicher Steinmetz Carsten Kox hat dies umgesetzt.
Carsten Alexander Kox lehnt sich mit einer Hand an den Quader und schiebt. Es dauert einige Augenblicke, bis die Masse von rund 700 Kilogramm in Bewegung kommt, doch dann gleitet der Block problemlos nach hinten. Das dunkel-rollende Geräusch erinnert an Horror- oder Abenteuerfilme aus Hollywood. Doch im Boden kommt weder der Eingang zu einer Grusel-Gruft noch zu einem Schatz-Versteck zum Vorschein. Lediglich zwei parallel laufende schwarze Linien sind zu erkennen. Es sind im Boden versenkte Schienen, auf denen der vermutlich einzige Altar dieser Art am Niederrhein hin und her bewegt werden kann. Etwa anderthalb Meter Spielraum stehen zur Verfügung. Zu finden ist der Altar in der umgestalteten Thomaskirche am Rande der Kempener Innenstadt.
Umgesetzt hat die Idee eines Kölner Planungsbüros Steinmetz Kox. „Er hat Stein im Blut“ mag schief klingen, aber bei dem 48-Jährigen passt das Bild dennoch. Der Mann mit der auffälligen Buddy-Holly-Brille ist mütterlicherseits Enkel des langjährigen Krefelder Innungsobermeisters Heinz Gutsche sowie väterlicherseits Enkel des ebenfalls langjährigen Krefelder Innungsobermeisters Hermann Kox, außerdem Sohn des Steinmetzmeisters Udo Kox. Mutter Gabriele führt an der Heideckstraße am Krefelder Hauptfriedhof das Grabmal-Unternehmen Gutsche/Kox.
Auch eine Rampe führt
nun in den Altarraum
Ihr Sohn ist Geschäftsführer der Natursteinzentrale im Willicher Gewerbegebiet Stahlwerk Becker und damit für sämtliche Aufträge außerhalb des „Friedhofsgeschäfts“ zuständig. Die Bandbreite reicht von Küchenarbeitsplatten über Kaminverkleidungen bis hin zu Sonderanfertigungen wie jetzt im Kempener Gotteshaus. Kirchen stehen vergleichsweise häufig in seinen Auftragsbüchern, mindestens einmal im Jahr, so Kox, sei man in Altarräumen und ähnlichen Bereichen tätig. So habe man beispielsweise in der Alten Kirche am Schwanenmarkt vor einigen Jahren sämtliche Bodenbeläge erneuert.
In der Thomaskirche, seiner jüngsten Arbeit, schimmert nun Travertin Classico im Schein der neu installierten Lichtanlage. Der helle Stein aus Italien bedeckt den Boden des Altarraums, zu dem zwei breite Steinstufen sowie neuerdings auch eine Rampe für Menschen mit Gehbehinderung führen. Kox hatte die Ausschreibung der evangelischen Gemeinde für alle „Prinzipalstücke“ gewonnen, neben dem Altar sind das die Kanzel, das schmale Stand-Kreuz, das Taufbecken sowie der Ständer für die Osterkerze. Der verarbeitete Travertin, eigentlich ein poröses Material, wurde gespachtelt und auf Hochglanz poliert.
Fertigstellung ist
eine „Punktlandung“
„Wir sind absolut begeistert“, lautet das Lob des Auftraggebers in Person von Baukirchenmeister Uwe Hofer. Dank des Altars auf vier kugelgelagerten Rollen kann die Gemeinde den vorderen Kirchenraum flexibler nutzen. Hofer spricht unter anderem die „sehr aktive Musikszene“ an. Wird der Altar an die Rückwand gerollt, können zum einen mehr Musiker mit Blick aufs versammelte Publikum spielen und singen. Umgekehrt ist es möglich, Stühle in den Altarraum zu stellen, von denen aus man die restaurierte Orgel auf ihrer Empore nicht nur hören, sondern auch sehen kann.
Am Sonntag wird die neu gestaltete Kirche den Gläubigen im Rahmen eines Gottesdienstes präsentiert. Seit Pfingsten hatte man ins Gemeindezentrum ausweichen müssen. Uwe Hofer vom Prebyterium spricht von einer „Punktlandung“: „Ich hatte damals vorhergesagt, dass wir den ersten Gottedienst am Ersten Advent feiern können.“