Kiesabbau: Venlo könnte Bagger stoppen
Von neuen Wasserschutz-Plänen aus Holland berichtet Regierungspräsident Büssow bei seinem Besuch in Nettetal.
Lobberich. Ist das die Wende? An den niederländischen Nachbarn könnte es liegen, dass nichts wird aus den Plänen, über 100Hektar Land zwischen Kaldenkirchen und Breyell für den Kiesabbau freizugeben. "Die Holländer haben Schutz angemeldet für die Wassergewinnungs-Zone in der ausgewiesenen Fläche in Nettetal", erklärte Regierungspräsident Jürgen Büssow gestern im Rathaus. "Wir können fast schon Signal geben, dass wegen Wasserschutz hier nichts zum Abbau freigegeben werden könnte."
Vergangene Woche noch hatten Nettetaler Politiker unter dem Beifall hunderter Bürger geschimpft: "Wir lassen uns nicht zum Büttel der niederländischen Kiesindustrie machen!" Seit gestern ist klar: Ein "Signal aus Venlo", wie Büssow formulierte, könnte das im Regionalplan für den Kiesabbau aufgeführte Gebiet zwischen Kaldenkirchen und Breyell retten. Die Wassergewinnungs-Zonen am Rande der Venloer Scholle (um die Groote Heide) sollen laut Büssow als Schutzgebiete ausgewiesen werden: "Die Holländer haben spät Schutz angemeldet, aber nicht zu spät."
Büssow gab gestern im Rathaus eine Pressekonferenz. Dutzende Bürger hatten vorm Eingang friedlich mit Transparenten gegen den Kiesabbau demonstriert. Büssow begrüßte sie - und lud sie als Gäste dazu: "Wir haben uns heute das Gebiet angesehen, die Landschaft und den Schulweg", sagte er. Das Engagement vieler Nettetaler - Versammlungen, Trecker-Sternfahrt und Menschenkette - habe in Düsseldorf durchaus Wirkung gezeigt.
Allerdings stellte Büssow klar: "Wir haben eine Rechtspflicht, Gebiete auszuweisen." Die Bezirksregierung müsse neutral und unbefangen "abwägen zwischen den Interessen von Industrie und Menschen." Letztlich habe man aus den von der Kiesindustrie beantragten 18000Hektar Fläche nur 1650Hektar ausgewiesen.
BEZIRKSREGIERUNG Der Bezirk Düsseldorf ist der flächenkleinste, aber mit über 5 Millionen Menschen der einwohnerstärkste der fünf Regierungsbezirke in NRW. Die Bezirksregierung beschäftigt rund 2000Mitarbeiter. Regierungspräsident ist seit 1995 Jürgen Büssow (61/SPD).
REGIONALRAT Die Bezirksregierung ist zuständig für die Ausweisung von Flächen für den Kiesabbau. Entscheidendes Gremium ist der Regionalrat als das Parlament der Bezirksregierung.
VERFAHREN Im April soll es laut Büssow eine Erörterung in Düsseldorf mit Vertretern der betroffenen Kommunen und der Kiesindustrie geben. Im Juni fällt die letzte Entscheidung im Regionalrat.