Nettetal: Protest gegen Riesen-Kiesgrube

Menschenkette: Gegen die geplante Auskiesung gehen etwa 1500 Bürger auf die Straße. Einige machen erstmals bei einer Demonstration mit.

Nettetal. Die Bürger wehren sich: Sternförmig bewegten sie sich zu Fuß, per Fahrrad, mit Kinder- und Bollerwagen, einzeln und in Gruppen, am Samstagmittag Richtung Lambertimarkt (Breyell) und zur Gaststätte "Zur Mühle" (Kaldenkirchen). Sie waren Teil einer beeindruckenden Demonstration: der Menschenkette gegen die geplante Riesen-Kiesgrube im Nordwesten Breyells.

Etwa 600 Breyeller, Schaager und Lobbericher hatten sich gegen 14.10 Uhr am Alten Lambert versammelt, als Ortsvorsteherin Inge von den Bruck das Startsignal per Megaphon gab: "Wir marschieren jetzt über die Biether Straße und Bieth Richtung Kaldenkirchen". An der Mühle setzten sich etwa 700 Bürger kurz nach 14 Uhr in Bewegung. So mancher war aber erst gar nicht zu den Treffpunkten gegangen, sondern wanderte direkt Richtung Feldweg zwischen Eisenbahn und Autobahn 61.

Ein gutes Dutzend Ordner in roten Warnwesten und mehrere Polizeiwagen begleiteten den Protestzug. Dabei waren auch Politiker aller Fraktionen, Aktive aus Bruderschaften und Vereinen, Einzelhändler und Bauern.

"Kein Loch in Nettetal", stand auf dem Spruchband der Pfadfinder. "18 000 000 Kubikmeter - das wollen wir nicht", hatte die Nachbarschaft Ritzbruch geschrieben. Sie zogen den "Ritzbrucher Kubikmeter" auf einem Handwagen zum geplanten Auskiesungsgebiet zwischen Breyell und Kaldenkirchen. "Wir sind für den Erhalt guter Ackerböden mit gesunden Früchten. Wir wollen gute Nahrung für Tausende", stand auf einer der Seiten.

Theo Jansen: "Ich will nicht, dass Düsseldorf gegen unseren Willen unsere Landschaft kaputt macht. Hier wird sehr viel Schönes kaputt gemacht. Dagegen wehre ich mich." Der 74-jährige Dekorateurmeister war viele Jahre Leiter des Musterlagers bei Niedieck und erstmals bei einer Demo.

Erich Schmolke (86): "Ich bin dagegen. Deshalb bin ich dabei. Es ist meine erste Demonstration."

Kevin Sieben: "Wir haben in der Schule über den Kiesabbau gesprochen. Durch das Loch wird unsere Heimat zerstört", so der siebenjährige Lambertus-Schüler.

Gerd Heynen: "Wir sind mit drei Generationen bei der Menschenkette dabei, weil hier auch Julias Zukunft zerstört wird. Unsere zehn Monate alte Enkelin soll wie wir und wie unsere Kinder später gefahrlos durch die Ackerlandschaft ihre Tante und ihre Nichte in Kaldenkirchen besuchen können."

Jan Peters (8), Sabrina Peters (10), Melina Schmacks (7): "Hier rollen wir jeden Tag, gehen mit dem Hund spazieren. Wir wollen nicht, dass hier ein großes Loch gebaggert wird." Die Kinder waren zusammen mit Hans-Günther Peters (39) und dem dreijährigen Buddy, einem Appenzeller Sennenhund-Rüden, per Roller auf den Feldweg zwischen Breyell und Kaldenkirchen gefahren.