Veranstaltung am Rhein-Maas-Berufskolleg in Kempen Schüler untersuchen klimaneutrale Utopien
Kempen · Wie weit ist Deutschland auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft? Eine Veranstaltung am Kempener Berufskolleg befasst sich mit einer nachhaltigen Zukunftsvision.
„Wann ist der soziale Kippunkt einer Gesellschaft erreicht?“ Die Antwort überrascht einige der etwa 200 anwesenden Schüler und Schülerinnen des Rhein-Maas-Berufskollegs in Kempen sichtlich: Nur 25 Prozent einer Gesellschaft müssten davon überzeugt sein, dass neue soziale Konventionen nötig sind, und dementsprechend handeln, dann würde der Rest folgen. Denkt man über den Klimawandel und seine Herausforderungen nach, gibt das Hoffnung, sagt Patric Dujardin. Er ist Moderator der Veranstaltung „Energievision – Wie wollen wir leben?“ des Vereins „Die Multivision“ für politische und gesellschaftliche Bildung von Jugendlichen.
Die „Vision“-Veranstaltung am Berufskolleg dreht sich um die Frage, wie ein klimaneutrales Deutschland aussehen könnte. Dujardin verweist auf gute Nachrichten der vergangenen Jahre. So konnte Deutschland 2025 bereits 62 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken – ein Rekord. Es sei aber „noch viel zu tun“ bis 2045. Spätestens in diesem Jahr, so steht es im Klimaschutzgesetz, will Deutschland Treibhausgasneutralität erreicht haben. Wie diese aussehen könnte, zeigt ein Kurzfilm der „Agora Energiewende“: rein elektrische Energie, autonom fahrende Autos, bessere Bedingungen für Radfahrer – eine zehnminütige Utopie, die Fragen aufwirft. „Wie soll das mit Flugzeugen gehen?“, meldet sich ein Schüler. „Wie viel soll das kosten?“, fragt eine Schülerin. Dujardin zeigt eine Grafik: Die Kosten für fossile Brennstoffe beliefen sich jährlich auf 75 bis 133 Milliarden Euro, der Umstieg auf erneuerbare Energien koste jährlich 37 bis 73 Milliarden Euro. „Eigentlich eine Milchmädchenrechnung. Jeder Euro, den wir jetzt in die Erneuerbaren stecken, zahlt sich zehnfach zurück“, sagt der Moderator.
Der Dialog-Aspekt und auf Fragen einzugehen, sei ihm besonders wichtig. „Lehrer sieht man jeden Tag, ein Außenstehender hat einen anderen Zugang“, erklärt er. „Ich kann auf einer anderen Ebene auf die Schüler eingehen.“ Seit sieben Jahren leitet Dujardin „Multivisionen“ vor Schülerinnen und Schülern. „Der Ton in der Diskussion zum Thema Nachhaltigkeit ist rauer geworden, aber auch das Wissen durch Unterricht hat zugenommen.“
Dujardin betont, dass er kein schlechtes Gewissen machen wolle. Die Politik sei es, die etwas ändern müsse. Dazu skizziert Dorothee Ströh, Klimamanagerin in Kempen, für die Anwesenden, wie die Steuereinnahmen der Stadt nachhaltig verwendet werden. „Ich konnte auf jeden Fall etwas mitnehmen“, sagt Schülerin Milla. „Es ist anders, als die Themen im normalen Unterricht zu hören.“ Eine andere Schülerin sei von einigen Antworten des zuvor durchgeführten Quiz‘ überrascht gewesen, „am Ende war es dann aber doch etwas einschläfernd“.