Kriminalität: Kempen - Mordfall wird neu aufgerollt
Vor 20Jahren verschwand die Studentin Dagmar Knops. Ein anonymer Brief an die Polizei hat die Fahnder erneut auf den Plan gerufen.
Kempen. Der Fall Dagmar Knops wird wieder neu aufgerollt. Am 28.März 1988 verließ die damals 22-jährige Pädagogik-Studentin das Lokal Lichtblick an der Tiefstraße und ist seitdem spurlos verschwunden.
Ein anonymer Briefschreiber hat die Polizei jetzt wieder auf den Plan gerufen. "Das ist kein Wichtigtuer", sagte am Sonntag der Mönchengladbacher Polizeibeamte Ingo Thiel (Foto) im Konferenzraum der Kempener Polizei. Der Kriminalhauptkommissar leitet die Mordkommission "Dagmar Knops", die aufgrund des mysteriösen Schreibens wieder ins Leben gerufen worden ist.
Umgebracht und verscharrt- diese beiden Wörter in dem mit Computer geschrieben und per Post zugestellten Schreiben an die Wache Kempen machten die Beamten hellhörig. Das Landeskriminalamt hat den Brief- es handelt sich um knapp gefasste vier Zeilen- mittlerweile bis ins kleinste Detail analysiert, die Mordkommission aus Gladbach hat von der Staatsanwaltschaft Krefeld die Akten angefordert und studiert sie Zeile für Zeile.
"Wir haben viele Zeugen von damals wieder gehört. Und es sind einige neue dazugekommen", deutete Thiel an, dass die Beamten bereits jetzt weiter sind als die erste Kommission vor zwei Jahrzehnten.
"Wir bitten weitere Zeugen aus dem Umfeld von Dagmar Knops, sich bei uns zu melden", so Thiel, der natürlich auch froh wäre, wenn der anonyme Schreiber sich outen würden. Die Polizei geht bei ihm davon aus, dass er- oder sie?- "nicht der Täter ist, aber Tatkenntnisse hat". Thiel sagt dem Briefschreiber zu, dass seine Angaben und Personalien vertraulich behandelt werden, also in keiner Akte auftauchen.
Der Briefschreiber jedenfalls hat die Fahnder auch auf die Spur zur Villa Horten geführt. Dort sei die Studentin ermordet und verscharrt worden. "Wir sind dabei, auch diesem Hinweis nachzugehen", erklärte Thiel auf Nachfrage. Im Keller dieses 138Jahre alten Gebäudes seien bereits Experten wie Archäologen, Rechtsmediziner, Brunnenbauer, Geologen oder Historiker am Werk gewesen. Die Polizei muss dem Hinweis nachgehen, dass die Leiche der Vermissten im Keller der Villa einbetoniert worden sein könnte. Allerdings stoße man dort wegen der alten Bausubstanz aus statischen Gründen langsam an Grenzen, so Thiel.
Die Beamten räumen aber auch ein, dass es nach bisherigen Erkenntnissen keine Beziehung zwischen der Vermissten und der Villa gegeben hat. Die Villa liegt zirka 400Meter vom Lokal Lichtblick entfernt, wo Dagmar Knops zuletzt gesehen wurde. Allerdings lag das Haus nicht am Nachhauseweg der 22-Jährigen, der über die Franziskanerstraße geführt haben dürfte.
Der anonyme Brief mit dem Hinweis, dass es sich um ein Gewaltdelikt handeln könnte, wiegt umso schwerer, als Dagmar Knops als zuverlässig galt und nicht ohne weiteres von der Bildfläche verschwunden wäre oder sich irgendwohin abgesetzt hätte. "Wir sind auf einem guten Weg, diese Sache endlich aufklären zu können", so Thiel.
28. März 1988: Die 22-jährige Kempenerin Dagmar Knops(Foto) studierte in Köln Sozialpädagogik und hatte am 28.März 1988 ihreelterliche Wohnung an der Kempener Siegfriedstraße besucht. Die Elternwaren zu dieser Zeit kurz vor Ostern im Urlaub in der Schweiz.
Kneipenbesuch: An besagtem 28.März verließ DagmarKnops gegen 22Uhr das Lokal Lichtblick an der Tiefstraße24. Danach istsie nie wieder gesehen worden.
Lichtblick: Dieses Haus im Nordostteil der Altstadtetwa 200 Meter von der Burg ist nach 66Jahren Gastronomie Ende 2004 fürreine Wohnnutzung umgewidmet worden.
Vermisst: Weil der Kölner Freundeskreis Dagmar Knopsin Kempen vermutete und die Kempener sie in Köln wähnten, wurde diejunge Frau erst Anfang April als vermisst gemeldet.
Beschreibung: Dagmar Knops war dunkelblond, 68kg, 1,72m. Leger gekleidet, trug Jeans und Nike-Turnschuhe.