Organist bietet nicht-alltägliche Klänge

Summereder zieht alle Register beim Konzert in der Propsteikirche — vor fast leeren Bänken.

Foto: Lübke

Kempen. „Durch Nacht zum Licht“, unter dieses Motto hatte der Wiener Organist und Universitätsprofessor Roman Summereder sein Konzert in der Propsteikirche gestellt. Musikalisch setzte er dies mit einem großen zeitlichen Querschnitt von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis ins Jahr 1975 um.

Mit drei Werken aus dem Grand Livre d’ Orgue von Louis Couperin (1626-1661) beginnt er. Das Prélude, mit dem Hinweis, es ziemlich langsam zu spielen, gestaltet er als einen festlichen Auftakt. Beim zweiten Werk, einer Fantaisie à trois, wählt er Register, die oboenartig klingen.

Die Fantaisie sur le Cromhorne — über das mittelalterliche Krummhorn - lässt die Zuhörer entdecken, welches Repertoire die Albiez-Orgel hat, auch das Spektrum von historischen Blasinstrumenten mit einem nasalen, vibrierenden Klang lebendig werden zu lassen.

Das ist bei dem Konzert am Dienstagabend nur mit der tatkräftigen Unterstützung der Kempener Orgelprofis Ute Gremmel-Geuchen und Christian Gössel möglich, die beide den österreichischen Gast mit ihrem Registerziehen unterstützen. Summereder schöpft die Möglichkeiten des Instruments aus und bietet damit nicht-alltägliche Klangerlebnisse.

Deutlich wird dies auch wieder bei dem Werk „Fragment“ aus dem Jahr 1975 des koreanischen Komponisten Isang Yun (1917-1995). Mit tiefen warmen Tönen beginnt das Stück, das sich langsam unter hinzukommenden flirrenden Registern in die Höhe arbeitet. Die Anregung zum Thema des Konzerts wird hier offensichtlich. Dissonanzen erklingen, eindringliche wie durchdringende, dann wieder sphärisch schwebende Register, ein breites Spektrum an Klangfarben wird präsentiert und immer wieder sind die Geräusche von Registerwechseln zu vernehmen.

Auch bei dem zweiten Werk aus dem 20. Jahrhundert, dem Choralwerk IX: „Unüberwindlich starker Held, St. Michael“ von Johann Nepomuk David (1895-1977) schafft Summereder mit seinen beiden Registranten eindrucksvolle Klangbilder. Hier werden Assoziationen an die Zeit des Zweiten Weltkriegs geweckt, von düsteren Stimmungsbildern bis zu Hoffnungsschimmern.

Traurig war bei dem Konzert, dass gerade einmal ein Dutzend Personen — davon eine Handvoll Zuhörer, die alleine schon aus beruflicher Motivation anwesend sein mussten — nur den Weg in die Propsteikirche gefunden hatten. „Wir sind als Veranstalter“, sagt Ute Gremmel-Geuchen, „sehr enttäuscht, weil die musikalische Qualität bei der Konzertreihe stimmt.“