Konzert in Kempen Stehende Ovationen beim letzten „Bach total“-Konzert

Kempen · Das Mammutprojekt „Bach total“ fand am Sonntag in der Paterskirche seinen Abschluss. Warum Bachs Musik auf der König-Orgel besonders gut klingt und wie sich höhere Mächte am Konzert beteiligten.

„Es war für mich eine Ehre, das letzte Konzert der Reihe zu spielen“, sagt Organistin Ute Gremmel-Geuchen.

Foto: Theresa Szorek

„Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle glauben an Bach“, hat der Komponist Mauricio Kagel gesagt. Organistin Ute Gremmel-Geuchen findet in ihrer Begrüßung zum Abschlusskonzert der großen Reihe „Bach total“ in der Paterskirche am vergangenen Sonntag ähnliche Worte: „Für uns Organisten ist die Musik von Johann Sebastian Bach das Nonplusultra.“ Was macht den Komponisten, der vor 275 Jahren starb, so besonders?

„Zum einen ist das seine kompositorische Meisterschaft, wie er mit Satztechnik und Polyphonie umgeht“, erklärt Gremmel-Geuchen dem Publikum, bevor sie sich zum Spielen auf die Orgelbank setzt. „Zum anderen ist es seine Einzigartigkeit. Jedes Werk ist ein Unikat, das nicht mit denen anderer Komponisten zu verwechseln ist, die zu seiner Zeit lebten – aber auch mit keinem anderen Bachwerk.“ Wie vielfältig seine Musik sein kann, selbst wenn sie eine Stunde lang am gleichen Instrument erklingt, demonstriert sie eindrücklich an der König-Orgel.

Da gibt es zum Beispiel die Choräle. Das lutherische Kirchenlied „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ gehört zu Bachs meistbearbeiteten Melodien. Gremmel-Geuchen ordnet vier Bearbeitungen so an, dass sie immer dichter werden. Wie bei Orgelkonzerten in Kempen üblich, kann man die Musikerin per Videoübertragung beim Spielen sehen. Besonders interessant: Man sieht, schon bevor das Stück beginnt, wie viele Register gezogen werden. Die König-Orgel sei für Bach prädestiniert, sagt Gremmel-Geuchen im anschließenden Gespräch mit unserer Redaktion. Sie habe einen kraftvollen Klang, der aber auch durchlässig sei, einzelne Stimmen seien gut erkennbar.

Dazu gehört auch, dass bei Konzerten der Balg der Orgel von Menschenfuß getreten wird. Bei den meisten Orgeln, und in der Paterskirche auch bei Proben und Gottesdiensten, wird die Luft elektrisch zu den Pfeifen transportiert. „Durch die manuelle Bedienung wird der Klang lebendiger und natürlicher“, erklärt Gremmel-Geuchen.

Selten aufgeführt werden Bachs Präludium und Fuge in A-Dur. Die Tonart galt in der Barockzeit als licht und hell, vielleicht ein wenig zu heiter für Leute, die es tiefgründig lieben. Und tatsächlich: Als die Fuge sich dem Ende nähert, bricht die Sonne durch die Wolkendecke und taucht das Kirchenschiff in ein so gleißendes Licht, dass sich die Zuhörer schmunzelnd zueinander umdrehen. Zum Abschluss gibt es stehende Ovationen und eine Zugabe aus der Kantate „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“. Und ein Fazit aus dem Publikum: „Bach ist wirklich der Allergrößte.“