Post-Ärger? Das sollten Sie tun
Probleme mit der Zustellung gibt es weiterhin. Die Bundesnetzagentur ist Aufsichtsbehörde und bittet um Beschwerden.
Kempen/Willich. Klappt es bei Ihnen wieder mit der Briefzustellung durch die Deutsche Post? Teils, teils — so könnte man die Antworten der Leser aus den Kempener Stadtteilen zusammenfassen. Während es im St. Huberter Ortskern nach Leserangaben wieder besser läuft, bestehen die Probleme in den Außenbezirken weiterhin. Leser aus St. Hubert-Escheln berichten weiterhin, dass sie tagelang keine Briefe und dann an einem Tag „einen ganzen Packen“ bekommen. Auch aus dem Kempener Süden erreichen die Redaktion weiterhin ähnliche Schilderungen.
Wie mehrfach berichtet, beschweren sich Postkunden aus Kempen und auch aus Willich seit mehreren Wochen über Probleme mit der Zustellung durch die Deutsche Post. Diese hat die Schwierigkeiten, die durch Personalengpässe entstanden seien, eingeräumt. Die Dimension, die Leser und Informanten aus der Post-Mitarbeiterschaft schildern, streitet die Pressestelle des Konzerns auf Anfrage aber stets ab.
So weit. So gut. Oder eben nicht. Doch was kann man als Kunde eigentlich tun, um die Situation zu verbessern? Oder die Lage zumindest an entscheidender Stelle anzubringen? „In jedem Fall sollten Kunden ihre Beschwerden an die Bundesnetzagentur schicken“, empfiehlt Olaf Peter Eul, Sprecher der Bonner Behörde, die im staatlichen Auftrag die Bereiche Telekommunikation, Eisenbahn, Elektrizität/Gas und eben Postdienstleister kontrolliert.
Die Agentur, die wie die Post ihren Sitz in Bonn hat, gehe jeder Beschwerde nach. Mit den Einzelheiten werde der jeweilige Dienstleister dann auch konfrontiert. Insbesondere im Briefverkehr nehme die Bundesnetzagentur ihre Aufgabe ernst. Schließlich gilt in Deutschland die werktägliche Zustellpflicht, die die Deutsche Post offenbar derzeit nicht immer einhält.
„Wenn in einer Region ein massives Gesamtproblem auftritt, sind wir auch darauf angewiesen, dass wir so viele Beschwerden wie möglich bekommen“, ergänzt Eul. Denn nur so könne sich das betreffende Unternehmen nicht auf einen „bedauerlichen Einzelfall“ zurückziehen.
Dass die Beschwerden im Bereich von Brief- und Paketzustellung zunehmen, ist kein Geheimnis. „Bis jetzt haben wir rund 5800 Beschwerden in diesem Jahr entgegengenommen“, so der Sprecher der Bundesnetzagentur. Das entspreche einer Steigerung von über 25 Prozent im Vergleich zu 2016. In dieser Zahl seien sowohl Brief- als auch Paketprobleme enthalten. Und die Statistik betreffe alle registrierten Dienstleister. Im Briefbereich jedoch seien die meisten auf die Deutsche Post zurückzuführen. Denn der Bonner Konzern hält laut Netzagentur weiterhin 84 Prozent des Briefmarktes.
Mit Blick auf die Briefmengen in Deutschland sprechen Deutsche Post und Bundesnetzagentur übrigens unterschiedliche Sprachen. Während die Post jüngst noch auf WZ-Anfrage erklärte, dass es immer weniger Brief- und dafür deutlich mehr Paketsendungen gebe, sieht die Kontrollagentur das anders. Zumindest für das Jahr 2016. Damals seien mit 15,9 Milliarden Stück „etwas mehr“ Briefsendungen befördert worden als 2015. Auch die Umsätze seien um 0,5 auf 9,3 Milliarden Euro gestiegen. „Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern haben die Briefmengen in Deutschland leicht zugelegt“, sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.
Dass die Zahl der Briefsendungen keineswegs abnehme, berichten auch Mitarbeiter der Post, die die WZ anonym über die aktuellen Missstände informieren. Auch in den vergangenen Tagen erhielt die Redaktion wieder Meldungen, dass unter anderem in Willicher Verteilzentren immer wieder Bezirke liegenbleiben, weil die Mitarbeiter das Pensum nicht mehr schafften. Vor allem die Kollegen, die in der sogenannten Verbundzustellung Pakete und Briefe gemeinsam zustellen, seien überlastet. In dieser Form stellt die Post zum Beispiel in Kempen seit Sommer zu. Und seitdem bestehen die Probleme.