Praktiker-Markt: Mitarbeiter fühlen sich im Stich gelassen

Ehemalige Angestellte üben Kritik. Eine E-Mail hat falsche Hoffnung geweckt.

Kempen. Sie fühlen sich allein gelassen und bangen seit Monaten um ihre berufliche Zukunft. 30 Mitarbeiter des ehemaligen Praktiker-Marktes an der Kleinbahnstraße durchleben seit der Insolvenz der Baumarktkette im Juli „ein extremes Auf und Ab“, wie Elke Ileri-Johannes stellvertretend sagt.

Ein Rückblick: Die Kempener Filiale befand sich bereits im Abverkauf, weil sie in einen Max-Bahr-Markt umgestaltet werden sollte, als Praktiker im Juli Insolvenz anmeldete. „Dann hieß es zwischendurch, wir werden trotzdem als Max Bahr wiedereröffnen“, sagt Ileri-Johannes. Doch das kam nicht zustande. Am 25. Oktober endete der Verkauf in Kempen.

Neue Hoffnung kam wenige Tage später auf. In einer E-Mail sprach der Praktiker-Gesamtbetriebsrat einen „Herzlichen Glückwunsch“ aus und übermittelte den Kempener Kollegen ein „verfrühtes Weihnachtsgeschenk“. Die Filiale gehörte zu jenen, für die laut einer angehängten Liste ein neuer Interessent — Hagebau — gefunden war, inklusive Betriebsübernahme zum 1. Januar 2013. „Wir kennen uns zum Teil seit Jahrzehnten.

Es sind Freundschaften entstanden. Dann hätten wir alle zusammen hier weiterarbeiten können“, sagt Margarete Goerigk. So verzichteten die Angestellten auf den Gang in die Transfergesellschaft, als Anfang November die Kündigung zum 31. Januar erfolgte. „Einige haben sogar Jobangebote abgelehnt“, sagt Goerigk.

In dieser Woche folgte dann der Schock. Nicht Hagebau, sondern Obi wird Nachfolger in Kempen, aber erst zum Frühjahr. Zwar können sich die ehemaligen Praktiker-Mitarbeiter bewerben und der neue Unternehmer hat bereits mitgeteilt, dass sie „willkommen sind“. Aber man sei von etwas anderem ausgegangen. Für ihn klinge die detailreiche E-Mail ganz klar so, dass eine Weiterbeschäftigung fix sei, sagt Josef Blosczyk.

Dass dem nicht so war, wisse man erst jetzt. Ob der Betriebsrat vorschnell Hoffnung verbreitet hat oder an welcher Stelle falsch kommuniziert wurde, ist unklar. Hagebau wollte sich auf WZ-Nachfrage nicht äußern, ob es Verhandlungen mit dem Vermieter des Gebäudes gegeben hat oder wie weit diese fortgeschritten waren.

„Wir wollen niemanden an den Pranger stellen“, sagt Blosczyk. Auch den Vermieter könne er verstehen. „Aber wenn man um seine Existenz bangt, wie wir, klammert man sich an jeden Strohhalm. Keiner hat klare Ansagen gemacht, stattdessen nur Hoffnungen“, kritisiert er deutlich den Umgang mit den Mitarbeitern. „Sonst hätten wir andere Entscheidungen treffen können. Wir sind ja nicht die Ersten, und sicher auch nicht die Letzten, denen das passiert.“