Oedt Raum für kleine und große Betriebe

Auf dem Girmes-Gelände geht es voran. Die GVE hat bereits zwei Drittel der 2013 erworbenen Fläche vermarktet.

Foto: Friedhelm Reimann

Oedt. „Girmes: Ein Areal mit viel Potenzial“ titelte die WZ im Oktober 2014, nachdem sie einen exklusiven Rundgang über das Gelände gemacht hatte. Begleiter war Helmut Pasch. Auch jetzt war der Geschäftsführer der Girmes Vermarktungs- und Entwicklungs-GmbH (GVE) wieder als Führer unterwegs. Denn die WZ wollte nachhaken, was sich in der Zeit seit dem letzten Besuch auf dem Gelände getan hat und ob Teile der damaligen Pläne bereits umgesetzt wurden.

Von außen ist nicht wirklich viel Veränderung am Gebäude, das seit 2008 leer steht, zu erkennen, dessen Fassade zur Johannes-Girmes-Straße sowie der Anliegerstraße zwischen dem Bau und der Villa Girmes unter Denkmalschutz steht — inklusive dem 67 Meter hohen Schornstein. Die Anliegerstraße wurde mittlerweile für den Durchgangsverkehr gesperrt. „Es ist ein Privatweg. Wir mussten aus Versicherungsgründen so handeln“, erläutert Pasch.

Im Innern der Hallen und Büroräume hat sich zumindest in Bezug auf Abfall und Akten einiges getan. Pasch: „Wir haben alles leergeräumt. Allein vier Papiercontainer wurden aus den ehemaligen Büros entsorgt.“ Darunter seien auch etliche Akten gewesen, die er dem Insolvenzverwalter von Girmes hat zukommen lassen. „Die wurden wohl vergessen“, so der Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Steuerrecht und Wirtschaftsprüfung. Pasch ärgert sich, dass immer wieder Müll und Schmierereien weggeräumt oder abgewischt werden müssen, die von Unbekannten hinterlassen werden. Man hab immer noch mit Vandalismus zu tun.

Die Pläne für die Turbinenhalle, hinter der Mauer, an der auch die markante Uhr angebracht ist, sind gleich geblieben. Die 401 Quadratmeter große und zwölf Meter hohe Halle mit ihrem frühindustriellen Charme und der gut erhaltenen, denkmalgeschützten Fassade könnte ein Festsaal werden. Es gäbe einen Interessenten, verrät Pasch. Der auch den Plan, im Innern eine Art gläsernen Wintergarten einzurichten, gut findet. „Die Wände kann man je nach Größe der Veranstaltung verschieben. Auch energetisch eine gute Lösung“, findet Pasch. Im Keller wäre Platz fürs Catering.

Dahinter, in der ehemaligen Schlosserei (982 Quadratmeter) böte sich Gastronomie an und in einem weiteren Raum (189 Quadratmeter) eine Bar. Dort sorgt der runde Fuß des 67 Meter hohen Ziegelturms für eine industriell-gemütliche Atmosphäre.

Im zweistöckigen Kesselhaus werden demnächst Mitarbeiter der Meyer-Werft aus Papenburg anreisen, um die Behälter fachgerecht zu entsorgen. Dann können die Planungen für einen weiteren Saal weitergehen. Das Kesselhaus eignet sich für den großen Auftritt: 1289 Quadratmeter — inklusive eines Blickes durch das Glasdach in den Sternenhimmel. Der Raum sei groß genug für eine Bühne, so Pasch bei der ersten WZ-Besichtigung.

Zu einer Art „Mall“ könnte der Wandelgang werden. Der etwa 350 Meter lange, überdachte Weg trennt die beiden Hauptschiffe. Die Gebäude rechts und links seien ideal für kleinere Handwerks- und Gewerbebetriebe, so Pasch. Zum Gang hin sollen die Räume geöffnet werden. „100 bis 400 Quadratmeter sind möglich“, sagt der Investor. Die meisten Anfragen gibt es jedoch für kleinere Einheiten.

Rückbau ist bei der GVE ein großes Thema. So wird der Teil, der zu Beginn von Girmes als Stall und für Fuhrwerke genutzt wurde, wieder diesen Charakter erhalten. Wo Wände gezogen wurden, werden Öffnungen wieder hergestellt und Rundbögen bleiben erhalten.

Da nicht der ganze Girmes- Komplex unter Denkmalschutz steht, konnte die GVE einige Gebäudeteile abreißen. So wurde ein Wegenetz geschaffen, auf dem sich Lkw teilweise begegnen können. Wende hammer und Parkflächen sind geplant. Es soll Stellflächen für 500 Pkw geben.

Wer sich auf dem Gelände nicht auskennt, der kann sich auf den 60 000 Quadratmeter verlaufen. Das kann Helmut Pasch nicht passieren. Fast wie im Schlaf lotst er die WZ durch Lücken in Mauern, über mit Wasser gefüllte Schlaglöcher — oder besser kleine Seen — und zeigt dabei auf Gebäude rechts oder links. Fast überall gibt es noch Raum für größere oder kleinere Betriebe. Einige sind jedoch schon von Unternehmen belegt, wie vom Bauunternehmen Krahmer & Moellenberg.

Von den ehemals 60 000 Quadratmetern, die die GVE im September 2013 erworben hat, wurde ein Drittel an die Kleinewefers GmbH (Krefeld) verkauft und von ihr vermarktet. Ein weiteres Drittel hat die GVE entweder an Unternehmen verkauft oder vermietet, so dass jetzt die letzten 20 000 Quadratmeter vermarktet werden können. Pasch: „Wir waren nie auf das schnelle Geld aus. Uns ist es wichtig, langfristige Lösungen zu finden.“

Im Gespräch ist die GVE mit mehreren Interessenten, ob für die Turbinenhalle oder andere Flächen. Es gebe beispielsweise einen Interessenten aus der Türkei. Der Großhändler suche einen Standort in NRW. Ebenso gebe es Gespräche mit einem Fitnessstudio, einem Friseur und einem „etwas anderen Baumarkt“ sowie einem potenziellen Kunden, der an Garagen interessiert ist. Pasch: „Solche Verhandlungen dauern auch schon mal länger. Manche zerschlagen sich auch“, erklärt Pasch. Die Interessenten kämen aus der näheren Umgebung aber auch von weiter her. Zu denen aus der Nähe gehört ein Orthopädieschuhmacher, der sich im Gebäudeteil der Anliegerstraße niedergelassen hat. Diese hat eine denkmalgeschützte Fassade. Zunächst habe es Schwierigkeiten wegen der Genehmigung gegeben, da vorläufig Kunststofffenster eingesetzt worden seien. Doch die wurden am Mittwoch, wie Pasch sagt, ausgeräumt. „Wir bekommen eine Teilgenehmigung.“

Pasch wundert sich, dass bei den Rathaus-Überlegungen (die WZ berichtete), nicht über eine Oedter Lösung nachgedacht wird. „In unserem Verwaltungstrakt gibt es genug Büroräume für alle“, sagt er. Und da bei der eventuellen Aufgabe des Oedter Rathauses der Heimatverein heimatlos wird, hat sich die GVE mit dem Verein in Verbindung gesetzt, um ihm eine Lösung des Problems anzubieten — zu günstigen Bedingungen.