Kempen Kritik an Ellenstraßen-Plänen

Politiker stimmen dem Entwurf für die Ecke am Hessenwall zu. Händler bemängeln aber, dass kein Ladenlokal vorgesehen ist.

Foto: Friedhelm Reimann/Modell: Büro Scheuvens & Wachten

Kempen. Die Pläne für einen Neubau an der Ecke Ellenstraße/Hessenwall sind vorerst festgezurrt. Der Denkmausschuss hat dem von Stadt und Investor gemeinsam erarbeiteten Konzept einstimmig grünes Licht gegeben. Doch in der Einwohnerfragestunde der Sitzung am Montagabend zeigte sich, dass es auch Kritik gibt.

Foto: Friedhelm Reimann

Hintergrund ist, dass der Komplex mit dem ehemaligen Geschäft Heitzer abgerissen werden soll. Der private Bauherr will dort einen Neubau errichten und hat sich bereit erklärt, das Planungsverfahren zusammen mit Vertretern der Stadtverwaltung, der Politik und des Architekturbüros Scheuvens und Wachten durchzuführen. In zwei Workshops haben sich die Beteiligten mit verschiedenen Entwürfen auseinandergesetzt.

Foto: Friedhelm Reimann/Modell: Büro Scheuvens & Wachten

Nachdem im Februar die Ergebnisse des ersten Treffens vorgestellt wurden, wurden nach einem zweiten Workshop noch kleinere Änderungen vorgenommen, zum Beispiel an den Fenstern und der Gestaltung der Loggien zum Hessenwall hin. Geblieben ist es dabei, dass günstige Mietwohnungen auf zwei Geschossen plus ausgebautem Dachgeschoss entstehen sollen.

Kunibert Wachten vom Planungsbüro betonte, dass man auf die Feingliedrigkeit geachtet habe. Es handelt sich um zwei Häuser — einmal mit Zugang über die Ellenstraße, einmal zum Hessenwall. Diese wirken aber durch die unterschiedlichen Giebelrichtungen, Traufhöhen und Fassadengestaltungen wie vier Baukörper.

Was nun Bürger offenbar stört, ist die Tatsache, dass im Erdgeschoss Wohnungen und keine Geschäfte vorgesehen sind. „Eine Planung ohne Läden ist der Tod für die Ellenstraße“, sagte Wilhelm-Josef Heinen, selbst jahrzehntelang Geschäftsmann an der Ellenstraße und Initiator des Kunstzentrums Kempen. Künstler haben leerstehende Geschäftsräume in und an der Von-Broich-Passage in Ateliers und Verkaufsräume für ihre Werke verwandelt.

Früher habe es einmal 33 Geschäfte an der Ellenstraße gegeben, heute seien es noch sechs, so Heinen. Und die Entwicklung werde so weitergehen. Er würde es gut finden, wenn durch neue Ladenlokale wenigstens im „unteren Teil“ der Ellenstraße wieder Leben einziehen würde.

Kritik kam auch vom Werbering-Vorsitzenden Armin Horst, der an der Ellenstraße das Restaurant Ellenpoort und die Gaststätte Treppchen betreibt. Durch die Entscheidung, auf Geschäfte zu verzichten, werde eine fatale Entwicklung eingeleitet. An der Peterstraße habe man schon den Anfang gemacht. Auch dort gibt es in dem Neubau keine Läden, nur Wohnungen. Horst wies darauf hin, dass zum Beispiel im Klosterhof ältere Bürger eingezogen seien, die gerne auch in der Stadt einkaufen würden. Das werde immer schwieriger — auch mit Blick auf den Weggang von Kaiser’s.

An der Ellenstraße sei eine Gelegenheit, großflächige Geschäftsflächen anzubieten, die es sonst nicht mehr in der Stadt gibt. Es habe Gespräche mit dem Krefelder Sportgeschäft Borgmann gegeben. Es gebe die Bereitschaft, einen Zehn-Jahres-Vertrag zu unterschreiben. Das spreche dafür, dass es ein guter Standort ist. „Borgmann wäre ein hervorragender Ankermieter gewesen“, so Armin Horst.

Der Werbering-Chef blickt aber auch schon in die Zukunft. „Das hat eine fatale Wirkung auf zukünftige anstehende Projekte wie die Von-Broich-Passage“, so Horst. Es könnte die Tendenz verstärken, auch dort Wohnbebauung zu realisieren.

Der Technische Dezernent Stephan Kahl hatte gleich zu Beginn erklärt, dass auch Industrie- und Handelskammer sowie der Einzelhandelsverband in ihrer Beurteilung zu dem Ergebnis gekommen sind, dass die Nachfrage nach Geschäftsflächen sinken würde und man daher auf die Flächen an der Ellenstraße verzichten könnte. Es sei denn, man würde eine Geschäftsnutzung finden, die eine hohe Kundenfrequenz bringe. Es habe Gespräche mit einem großen Sportgeschäft gegeben, doch die Entscheidung sei letztlich dagegen gefallen.

Da es sich um einen privaten Bauherrn handle, könne man da keinen Einfluss nehmen und müsse die Entscheidung akzeptieren. Zudem sei der Stadt auch das Angebot, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sehr willkommen, so Kahl.

Von der Politik gab es erneut großes Lob für den Planungsprozess und die Bereitschaft des Bauherrn diesen mitzugehen — und Unterstützung für die Entscheidung, auf Geschäftsflächen zu verzichten. Man müsse den Entwicklungen Rechnung tragen, so Peter Fischer (CDU). Heinz Wiegers (SPD) lobte, dass man die ganze Altstadt für Planungen im Blick habe. Joachim Straeten (Grüne) sieht darin den Einstieg in weitere Planungen für die Ellenstraße. Werner Rennes (Freie Wähler Kempen) befand, Einzelhandel habe es an dieser Stelle sehr schwer. Neue Ladenflächen dort würde Kempen nicht vertragen, so Rennes.