Rokal: Entlassungen besiegelt
Der Lobbericher Armaturen-Hersteller entlässt fast 130 Mitarbeiter. Es bleibt eine Rumpf-Truppe.
Lobberich. Seit Sommer vergangenen Jahres kämpften Betriebsrat und Mitarbeiter verzweifelt gegen drohende Enlassungen - ohne Erfolg. Denn nun steht es fest: Beim Sanitär-Armaturen-Hersteller Rokal werden die meisten der zurzeit noch 163 Mitarbeiter entlassen. Spätestens ab Januar 2008 wird es nur noch 34 Mitarbeiter geben. Einziges Trostpflaster: Es gibt einen mit 3,7 Millionen Euro dotierten Sozialplan.
In den letzten Tagen wurden vom Personalleiter und einem Prokuristen die Kündigungen an die Mitarbeiter übergeben. "So mancher konnte die Tränen nicht zurückhalten", so Betriebsrats-Vorsitzender Detlev Pockrandt. Dass es erst jetzt zu den Kündigungen kam, ist für den 44-Jährigen ein kleiner Trost: "Neun Monate lang haben wir alle in Lohn und Brot halten können."
Verstehen kann Pockrandt die Entlassungen nicht: "Arbeit ist doch genug da. Seit Sommer gab es an fast allen Samstagen Sonderschichten." Zudem erziele der Mutterkonzern Hansa Rekordumsätze, "wahrscheinlich auch dank des Standortes Lobberich", so der gelernte Kaufmann, der seit 14 Jahren bei Rokal arbeitet. Das wird er auch in Zukunft - er wurde nicht entlassen. Nachdenkliuch stimmt Pockrandt, dass es kejne schriftliche Standort-Garantie für Lobberichgibt, "obwohl wir das gefordert haben."
Zehn Mitabrieter der Agentur für Arbeit waren gestern bei Rokal, m die Meldungen der künftig Arbeitslosen entgegen zu nehmen. Und in der nächstren Woche beginnt die Tüv-Akademie mit dem Bewerbungs-Training für die Betroffenen.
Andernosrts sollte Personal eingestellt und nur in Lobberich entlassen werden - und zwar im großen Stil. Von den damals 180 Beschäftigten sollte der größte Teil gehen. In der ersten Version war davon die Rede, dass nur 30 Arbeitsplätze übrig bleiben.
Fast genauso ist es gekommen - trotz des fast neunmonatigen Kampfes der Lobbericher Mitarbeiter, diverser Gerichtsprozesse und von Gegen-Gutachten, die im Auftrag von Betriebsrat und IG Metall erstellt wurden. Dabei ging es vor allem um die Rentabilität des Werkes, in dem jahrelang rote Zahlen geschrieben worden waren. Und natürlich um den Erhalt von mehr als nur 30 Arbeitsplätzen.
Umsonst war auch das Engagement der Politik. Bürgermeister, Land- und Bundestags-Abgeordnete, Landrat Peter Ottmann, NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und Kajo Wasserhövel (Staatssekretär Bundes-Arbeitsministerium) waren von Betriebsrat und Gewerkschaft für den Kampf eingespannt worden. Es gab sogar einen Besuch bei der Zentrale in Stuttgart. Doch auch das änderte nichts an den Auswirkungen durch die "Optimierung der Produktion".
Überraschend kommt die Entscheidung aus Stuttgart nicht. Ende November hatte Pockrandt bei einer Versammlung der Belegschaft deutlich gemacht, dass es auch bei allen juristischen Streitereien darum gehe, "noch mehr Zeit zu gewinnen" - sprich ein Zeitspiel gegen die drohende Arbeitslosigkeit. Dessen Ende steht nun fest.
Eine Stellungnahme von der Hansa-Geschäftsleitung war gestern nicht zu bekommen.