Sternenkinder: Der Trauer einen Ort geben
Das Gräberfeld für Tot- und Fehlgeborene ist fertig.
Kempen. Warum? Diese Frage beschäftigt Eltern, die ein Kind vor der Geburt verloren haben. Plötzlich ist das, was schon zur Familie gehörte, nicht mehr da. Für diese Menschen gibt es seit 2008 auf dem Friedhof an der Berliner Allee einen Ort für Trauer, Trost und Gedenken. Jetzt ist die Gestaltung des Gräberfelds für tot- und fehlgeborene Kinder abgeschlossen. Zu diesem Anlass gab es Freitag eine Gedenkstunde.
Eine Birke und zwei Sitzbänke komplettieren den würdigen Ort. Von den Bänken aus blickt man auf den Gedenkstein, der am 23. April 2010 an selber Stelle eingeweiht wurde. Der Künstler Jürgen Pankarz und Steinbildhauer Manfred Messing schufen den runden anthrazitfarbenen Granitstein mit Sternmotiven. Auf dem Granit-Rund thront ein großer Stern aus Sandstein. Angelehnt an das Gedicht eines betroffenen Vaters ist liebevoll von „Sternenkindern“ die Rede.
Jetzt machten Pankarz und Messing erneut gemeinsame Sache und schufen eine Bank aus Lärchenholz und schwedischem Granit. Am Rand des Grabfeldes steht zudem eine weißrindige Himalaja-Birke. Der Baum wurde von der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) und der Evangelischen Frauenhilfe gespendet.
„Zur Idee kam es vor zwei Jahren bei einem Besuch des Grabfeldes“, sagt Barbara Drissen-Köhler, Sprecherin der KFD Kempen. Berührt vom Besuch wollten die Frauen helfen — und entschieden sich für die Spende. „Der Baum symbolisiert das Leben. Er bietet Schutz und Schatten“, sagt Barbara Drissen-Köhler.
Wie aktuell das Thema ist, verdeutlichte Freitagvormittag Krankenhausseelsorgerin Sylvia Bolz, die diese Woche zwei der inzwischen 261 tot- und fehlgeborenen Kinder zur letzten Ruhe begleitete. „Trauer einen Ort geben — darum geht es hier“, sagt sie. Die Bänke laden zum Innehalten ein. Und das an einem Ort, an dem Leben und Tod zusammenkommen.