Stolpersteine — so geht’s weiter
Für die Initiative um Ute Gremmel-Geuchen und Roland Kühne beginnt jetzt die eigentliche Arbeit
Kempen. „Jetzt dürfen Sie durchstarten.“ Diese Worte richtete Bürgermeister Volker Rübo (CDU) nach der Entscheidung pro Stolpersteine in Kempen an Pfarrer Roland Kühne, ein Mitstreiter der Initiative. Rübo, ein erklärter Gegner des Stolperstein-Gedenkens, nahm die Entscheidung des Stadtrates also sportlich und die Initiative in die Pflicht: „Ich halte es für wichtig, dass das Projekt jetzt, wie von Ihnen angekündigt, vor allem von den Schulen getragen und im Unterricht thematisiert wird.“
Mit 29 zu 15 stimmten die Ratsmitglieder am Dienstagabend dafür, dass die Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Holocaust in Kempen verlegt werden dürfen (die WZ berichtete am Mittwoch). Damit ist der zweite Anlauf geglückt — 2011 waren die Gedenksteine noch abgelehnt worden.
Sichtlich erleichtert nahm Ute Gremmel-Geuchen das Ergebnis auf. Die Schulpflegschaftsvorsitzende des Gymnasiums Thomaeum steht an der Spitze der Initiative. Für sie und ihre Mitstreiter beginnt die eigentliche Arbeit erst jetzt: „Die Entscheidung war für uns der Startschuss“, sagte sie im Gespräch mit der WZ. „Wir werden jetzt Kontakt mit dem Künstler Gunter Demnig aufnehmen.“ Erst wenn man die Genehmigung einer Kommune habe, beschäftige sich das Büro vom Demnig mit den Anfragen.
„Primäres Ziel ist, einen ersten Termin festzulegen, um die ersten Stolpersteine zu verlegen“, so Gremmel-Geuchen. Wann und wo das sein wird, sei noch völlig offen. Ein gutes halbes Jahr werde es aber mindestens dauern.
„Uns ist jetzt sehr daran gelegen, alles genauestens zu dokumentieren“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende. Mit Blick auf derzeit 46 geplante Stolpersteine habe Historiker Hans Kaiser bereits „hervorragende Vorarbeit“ geleistet. Nun werde man intensiv mit den Angehörigen der Opfer über die Details sprechen. „Und auch die Eigentümer der Gebäude, vor denen die Stolpersteine liegen sollen, werden einbezogen“, sagt Gremmel-Geuchen. „Wir werden nicht gegen Widerstände angehen.“
Unterstützung bekommen die Kempener aus Tönisvorst. Edith Mascini aus Vorst ist die Enkelin des ermordeten Juden Max Mendel aus St. Hubert. Mascini setzt sich schon seit Jahren für Stolpersteine in Vorst ein. Nach der Ratssitzung am Dienstag, an der sie als Besucherin teilnahm, bot Mascini Ute Gremmel-Geuchen ihre Unterstützung bei der künftigen Arbeit an.
„Es würde mich sehr freuen, wenn zum Gedenken an meinen Großvater ein Stolperstein verlegt würde“, hatte Edith Mascini im September in einem Brief an Bürgermeister Rübo geschrieben.
Auch Lehrer und Schüler des St. Töniser Michael-Ende-Gymnasiums (MEG) waren im Kempener Rathaus. „Wir haben ausreichend Erfahrung gesammelt und bieten unsere Hilfe an“, sagte MEG-Lehrer David Wirth, der einen entsprechenden Initiativkreis in St. Tönis leitet, zu Ute Gremmel-Geuchen. In der Nachbarstadt ist die Stolperstein-Initiative aus der Schule heraus gewachsen.
„Und so ist es ja bei uns auch“, sagt Gremmel-Geuchen und erinnert daran, dass die Schulkonferenzen von vier weiterführenden Schulen das Projekt unterstützen. „Es gab bereits Gespräche mit Lehrern, wie man das Thema im Unterricht begleiten kann.“ In aller Ruhe sollen Konzepte erstellt werden. „Die Schüler werden ins Boot geholt. Darauf fußt die Initiative.“