Kempen Tönisberg: Mehr Zeit für die Zeche
Nach dem gestrigen Spitzengespräch im Kempener Rathaus ist der Abriss von Förderturm und Co. zunächst vom Tisch.
Tönisberg. Gute Nachrichten für den Fördervein zum Erhalt der Tönisberger Zeche: Ein gestriges Spitzengespräch hat ergeben, dass in Ruhe ein mögliches Nutzungskonzept für das Gelände erarbeitet werden soll. Ein Abriss der denkmalgeschützten Gebäude ist vorerst vom Tisch.
An dem rund zweistündigen Treffen im Rathaus am Buttermarkt nahmen Vertreter des NRW-Ministeriums für Bauen, Stadtentwicklung und Verkehr, der Ruhrkohle AG (auch weiterhin Eigentümerin), des LVR-Amtes für Denkmalpflege, der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, der Bezirksregierung Düsseldorf, der Kreisverwaltung Viersen und der Stadt Kempen teil. Darüber hinaus waren alle Fraktionen, der Nabu und der Zechenturm-Förderverein dabei. Die Moderation übernahm Stadtplaner Kunibert Wachten.
Laut Stadt verständigten sich alle Beteiligten darauf — auch in Zusammenhang mit dem Quartierskonzept zur Wartsbergsiedlung — für das Areal der ehemaligen Schachtanlage Tönisberg ein planerisches Gesamtkonzept zu entwickeln. Der Bearbeitungszeitraum für dieses Gesamtkonzept werde nicht „unter dem Zeitdruck eines drohenden Abbruchs durchgeführt“, hieß es kurz nach dem Treffen hinter verschlossenen Türen. Das kommende Jahr soll dafür genutzt werden, Maßnahmen zu erarbeiten. Andere formelle Verfahren würden in diesem Zeitraum „ruhend gestellt“.
Das Planungsverfahren ist als dialogorientierter Prozess gedacht. Die bisherige Nutzungsabsicht des Nabu und des Fördervereins sollen in diesem Verfahren konkretisiert werden. Beide Organisationen können sich auf dem Gelände der Zeche eine Art Naturschutzzentrum vorstellen — ähnlich dem Naturschutzhof in Lobberich-Sassenfeld.
Als weiteren Nutzungsbaustein wird das Ziel verfolgt, zur Kompensation des Standortverlustes der Firma Naue neue Gewerbeansiedlungen zu erreichen. Hiermit werde einer wichtigen Entwicklungsperspektive von Tönisberg entsprochen, so die Stadtverwaltung. Das Ministerium will Kontakte nutzen, um Fördermöglichkeiten der NRW-Stiftung auszuschöpfen.
Der Hintergrund: Die RAG hatte in der Vergangenheit immer auf einen Abriss gedrängt. Die entsprechende Genehmigung der Stadt Kempen gilt bis Anfang des kommenden Jahres. Es gab im Vorfeld des jüngsten Spitzengesprächs aber auch Signale aus der Essener Konzernzentrale, unter bestimmten Bedingungen vom Abriss abzusehen.
Per Ministererlass vom März waren drei Gebäude, darunter der Turm, zum Denkmal erklärt worden. Das bedeutet aber nicht, dass sie unantastbar sind. Das geltende Recht lässt einen Abriss zu, wenn keine sinnvolle Nutzung gefunden wird und dem Eigentümer beziehungsweise der Kommune die Folgekosten nicht zuzumuten sind.