Kempen Verbindung ins Heute schaffen
Schüler des Berufskollegs haben sich mit der Ausstellung zur „Weißen Rose“ auseinandergesetzt.
Kempen. Rechte Parolen und Intoleranz sind leider vielerorts auf dem Vormarsch. Deswegen ist es wichtig, Zeichen dagegen zu setzen und Zivilcourage zu zeigen. Diese Themen werden auch immer wieder im Schulunterricht besprochen. Das ist auch am Kempener Berufskolleg so. Die Klasse 12 der Fachoberschule besuchte deshalb jetzt die Wanderausstellung „Die Weiße Rose — Studenten gegen Hitler, München 1942/43“, die noch bis zum 27. November im Kulturforum Franziskanerkloster zu sehen ist.
Sven Heckes, Schüler des Berufskollegs über die Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“
Die Schau beschreibt auf 44 Tafeln die Geschichte der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ um die Geschwister Scholl, die 1942 und 1943 insgesamt sechs Flugblätter verteilten, um die Menschen in Deutschland wach zu rütteln und zum Widerstand gegen Hitler aufzurufen. „Das ist doch alles noch gar nicht so lange her“, meinte einer der Schüler, nachdem er sich die Ausstellung angesehen hatte. „Die waren alle noch recht jung“, ergänzt sein Klassenkamerad Sven Heckes (22). So jung wie Sophie Scholl, die nur 21 Jahre alt wurde. Sie, ihr Bruder Hans und weitere Mitstreiter wurden 1943 hingerichtet.
Roland Kühne, Pfarrer und Religionslehrer am Berufskolleg in Kempen, hatte die Idee, mit seinen Schülern die historische Ausstellung zu besuchen. „Es ist wichtig, eine Verbindung zu heute herzustellen“, sagt er. In einer kurzen Einstimmung auf die Ausstellung schwor er seine Schüler darauf ein, sich zu empören und zu wehren, wenn Menschenrechte missbraucht werden, Menschen sich nicht frei äußern dürfen oder Richter ihrer Ämter enthoben werden — wie jüngst in der Türkei. Er rief dazu auf, dieses Verhalten auch in die Schule zu tragen. „Der Bezug zu heute ist wichtig, dann bleibt auch die Historie erhalten“, sagt Kühne.
Er und viele Schüler des Berufskollegs setzen sich schon seit 2010 für die Menschenrechte ein. Jedes Jahr demonstrieren sie am Tag der Menschenrechte (10. Dezember) vor der chinesischen Botschaft in Berlin für die Freilassung des Dissidenten Liu Xiaobo. Er war 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden, weil er sich mit anderen Systemkritikern für demokratische Grundrechte in China eingesetzt hatte. Ein Jahr später erhielt Xiaobo den Friedensnobelpreis.
In diesem Jahr fahren die Schüler des Berufskollegs vom 8. bis zum 10. Dezember nach Berlin. Außerhalb der Demonstration haben sie die Wahl, an Führungen teilzunehmen. Zur Auswahl stehen der Deutsche Bundestag, das Holocaust-Denkmal, das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen und das KZ Sachsenhausen.