Vom Parkhotel an der Kö ins Schloss nach Hinsbeck
Der neue Geschäftsführer setzt auf eine Kooperation mit Haufe, dem größten Anbieter für Weiterbildung in Europa. Künftig soll es das ganze Jahr über Angebote geben.
Hinsbeck. Es wird wohl der letzte ruhige Sommer sein: Auf Schloss Krickenbeck gibt es im Urlaubsmonat August traditionell keine Seminare und Tagungen für Mitarbeiter und Vorstände aus deutschen Wirtschaftsunternehmen. Doch das Ende dieser Tradition ist in Sicht. Wenn im September der Betrieb wieder aufgenommen wird, beginnt offiziell die Kooperation mit der Haufe-Akademie. „Das ist der größte Weiterbildungs-Anbieter in Europa“, sagt Henning Thomas Graf von Schwerin, seit Februar Geschäftsführer auf Schloss Krickenbeck.
Dann wird die 100-prozentige Tochter der West-LB selber keine Weiterbildungsseminare mehr anbieten, sondern sich ganz auf das Tagungsgeschäft konzentrieren. Und natürlich auf die Betreuung der rund 20 000 Gäste pro Jahr. Die wird auch in Zukunft ganz unterschiedlich ausfallen. Je nach dem, was der Kunde bucht. Und welchen Preis er bereit ist zu zahlen. „Unsere Spannbreite ist bei Unterkunft und Verpflegung vergleichbar mit den Hotelkategorien von Drei-Sterne-Plus bis Fünf-Sterne-Superior“, sagt von Schwerin.
Das sind Kategorien, in denen sich der Krickenbeck-Chef als gelernter Restaurant-Fachmann und studierter Hotel-Betriebswirt bestens auskennt. Der 43-Jährige, trotz des Nachnamens ein waschechter Niederrheiner aus Dinslaken, war in den vergangenen 15 Jahren als Führungskraft in verschiedenen Luxushotels tätig: Auf dem Petersberg bei Bonn, in Köln im Dorint-Kongress und zuletzt an der Düsseldorfer Kö im Steigenberger Parkhotel.
Bewusst hat er sich aus diesem Bereich verabschiedet — aus familiären Gründen: „Ich möchte, dass meine beiden Jungs am Niederrhein groß werden — genau wie ich.“
Zurück zum Schloss: Die Kooperation mit der Haufe-Akademie gehört für von Schwerin zur neuen strategischen Ausrichtung, weil sich die West-LB immer stärker aus dem Geschäft mit eigenen Seminaren zurückgezogen hat.
Da tauchen Fragen auf: Steht das im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen der Bank, die bekanntlich vor der Zerschlagung steht? „Nein, den Rückzug aus diesem Bereich und die Kontakte zu Haufe gibt es schon länger“, sagt der Schloss-Direktor. Und wie ist es um die Zukunft von Schloss Krickenbeck bestellt? „Die Immobilie gehört der West-LB, aber wir sind eine eigenständige GmbH, die wirtschaftlich erfolgreich arbeiten muss“, so von Schwerin.
Und die will sich vor allem darauf konzentrieren, Tagungs- und Bildungszentrum zu sein. Aber nicht nur. „Wir werden sicherlich nicht zu einem normalen Hotel oder einem Ausflugsziel, wo es Kaffee und Kuchen auf der Terrasse gibt. Aber wir sind auch offen für private Feiern. Zum Beispiel Geburtstage oder Hochzeiten“, sagt von Schwerin.
Und egal wer kommt, alle sollen sie das Besondere von Krickenbeck spüren: die prächtige Lage am Glabbacher Bruch mitten im Naturschutzgebiet. „Dies ist ein Ort der Entspannung, der Entschleunigung.“ Der bewusst puristisch ist: Die 152 Einzelzimmer haben weder Minibar noch Pay-TV. Dazu gibt es noch zehn Suiten. Von Schwerin: „Und wir haben hier einen Campus-Charakter, wie es ihn sonst nur bei alt-ehrwürdigen Universitäten in England oder Amerika gibt.“
Dazu kommt die Zusammenarbeit mit drei Partnern: Golfclub Haus Bey, Biologische Station und die Blaue Lagune mit Hochseilgarten, Wasserski, Floßbau und anderen Angeboten, die zur Rubrik „Teambildende Maßnahmen“ gehören. „Und das alles ist zu Fuß zu erreichen“, schwärmt von Schwerin. Sein Fazit: „Wir haben eine gute Grundlage für die Zukunft.“
Ab 2012, spätestens ab 2013, wenn Haufe das erste eigenständige, komplette Jahresprogramm anbieten kann, soll Schloss Krickenbeck durchgehend geöffnet sein. „Bis auf die Zeit um Weihnachten und Silvester, da tut sich zwei Wochen lang nichts“, sagt von Schwerin. Spätestens ab 2013 sollen die Gäste das Besondere an 50 Wochen im Jahr erleben können. Und dann ist es vorbei mit dem ruhigen August auf Schloss Krickenbeck. . .