Vorstandskrise bei der Martinus-Hilfe
Vorsitzender Erich Berrens und Kassierer Jürgen Schneider treten zurück. Es gibt Differenzen mit dem übrigen Vorstand.
Kempen. Hinter den Kulissen der Kempener Tafel hat es gekracht. Die Martinus-Hilfe, Trägerin der Einrichtung an der Mülhauser Straße 111, teilte am Dienstag mit, dass Vorsitzender Erich Berrens und Kassierer Jürgen Schneider zurückgetreten sind. An der Spitze des Vereins steht nun vorläufig Bruno Wrede, der seit Januar 2. Vorsitzender ist. Er hatte vor einigen Wochen die Nachfolge des Vereinsgründers Dieter Sandmann angetreten. Sandmann hatte aus gesundheitlichen Gründen aufgehört.
„Ich habe alle Mitglieder über meinen Rücktritt informiert“, sagte Erich Berrens am Dienstag auf Anfrage der WZ. Eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit dem übrigen Vorstand sei nicht mehr möglich gewesen. Das Verhalten der Kollegen sei „nicht integer“ gewesen. Gemeint sind damit Bruno Wrede und der St. Huberter Joachim Lasch, der im Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Die derzeitigen Unstimmigkeiten basieren auf Turbulenzen, in denen die Martinus-Hilfe schon seit einigen Jahren steckt. Bei der Mitgliederversammlung im Februar 2012 wurde deutlich, dass der damalige Vorstand (Sandmann 1. Vorsitzender, Berrens 2. Vorsitzender) ab 2006 nicht mehr entlastet worden war. Die Kassenprüfung für die Jahre 2007 bis 2009 war erst im Oktober 2011 vorgelegt worden. Zudem gab es Schwierigkeiten beim Einziehen der Mitgliedsbeiträge. Nach der Versammlung 2012 tauschten Sandmann und Berrens die Funktionen im Vorstand. „Es sind Dinge nicht so regelmäßig gelaufen, wie es sein sollte“, hatte Berrens damals bei der Versammlung gesagt.
Am Dienstag sagte er, dass die Schwierigkeiten der vergangenen Zeit ausgeräumt seien: „Auf der finanziellen Seite ist alles geklärt.“ Geplant sei gewesen, dass der Vorstand bei einer Mitgliederversammlung im September entlastet wird. Nun der Rücktritt, „weil eine Zusammenarbeit im Vorstand nicht mehr möglich war“.
„Ich bin vom Rücktritt von Herrn Berrens überrascht worden“, erklärte am Dienstag Bruno Wrede gegenüber der WZ. Der Rückzug von Kassierer Schneider sei weniger plötzlich gekommen. „Das hatte er bei der Versammlung im Januar schon angedeutet“, so Wrede, der indirekt ebenfalls von Unstimmigkeiten mit Erich Berrens sprach: „Die Zusammenarbeit hat nicht so gut geklappt.“
„Jetzt müssen wir mit der Situation leben und so schnell wie möglich Klarheit schaffen“, so der 62-jährige Wrede. Deshalb hätten er und Joachim Lasch schnellstmöglich den Weg an die Öffentlichkeit gesucht. Zudem gibt es schon einen vorgezogenen Termin für eine Mitgliederversammlung: 8. April, 18 Uhr, Haus Wiesengrund, Wiesenstraße 59. Dann soll ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Und auch die Entlastung des alten Vorstandes steht noch aus.
Wrede strebt das Amt des 1. Vorsitzenden an: „Ich werde kandidieren.“ Alles weitere müssten dann die stimmberechtigten Mitglieder entscheiden. Bis zur Neuwahl im April führt der Rentner nun den Verein. „Alle Kunden und Spender können sicher sein, dass bei uns alles reibungslos weiterläuft“, so Wrede. „Bei der Kempener Tafel wird solide gearbeitet. Keiner muss sich Sorgen machen.“ Das Angebot, bei der Tafel Lebensmittel zu kaufen, wird laut Wrede pro Woche von rund 140 Familien genutzt. Insgesamt seien etwa 500 Bedürftige regelmäßig auf die Hilfe angewiesen. Wrede: „Dafür setzen wir uns auch weiterhin ein.“