Kreis Viersen Wir schmieden das Glück für 2017

Die WZ-Redaktion wünscht einen guten Übergang und allen ein gutes Gelingen für das neue Jahr.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Wenn ein Pferd früher ein Hufeisen verlor, stand es bald darauf angeleint vor der Dorfschmiede, wo ihm ein neues angepasst wurde. Wenn der Topf über der Herdstelle einen neuen Henkel brauchte, wandte sich die Köchin an den Dorfschmied, der ihn mit gezielten Hammerschlägen auf dem Amboss in Form brachte. Wenn der Mistgabel ein Zinken fehlte, eine neue Schöppe fällig wurde, ein Stövchen in der Küche fehlte, ein Schloss erneuert werden musste, wenn am Fenster ein Griff, an ein Tor ein Riegel oder Gitter angebracht werden sollte — ja dann wandte man sich an den Mann im Dorf, der es verstand, Eisen in der Glut des Feuers zu wärmen und es in Form zu bringen.

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Eine Schmiede, wie sie auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath zu sehen ist, eingerichtet 1999 in den ehemaligen Pferdeställen der Dorenburg, gab es bis weit ins 19. Jahrhundert in fast jedem Ort.

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„Der Schmied besaß in der dörflichen Struktur eine hohe Stellung“, sagt Anke Wielebski, Leiterin des Museums. „Er war es, der das Werkzeug anfertigte oder reparierte, Messer schliff, Haushalts- und landwirtschaftliche Geräte anfertigte. Oder auch Waffen zur Verteidigung.“

Die Schmiede hat es in den Duden der Redewendungen und Redensarten gebracht. „Vor die rechte/richtige Schmiede gehen“, heißt es da, bedeute, sich an die richtige Stelle zu wenden.

Zu den Anfängen der Metallverarbeitung muss man sehr weit in der Menschheitsgeschichte zurückgehen. Beispielsweise in die Eisenzeit, um 1200 vor Christus.

Im Hochmittelalter, ab 1050 n. Chr., bildeten die Schmiede erstmals eine gemeinschaftliche Zunft oder Gilde. Ihr Schutzpatron ist bis heute der Heilige Eligius. An ihn erinnert in der Schmiede in Grefrath ein Schriftzug an der Wand zwischen der Esse aus Vorst und dem Blasebalg aus dem Raum Krefeld. „Jedes Jahr kommt mindestens einmal die St. Eligius-Gilde aus Dülken zu uns, zum Mairitt oder Treckertreff, und dann schmieden die Meister mit Kindern Hufeisen. Das kommt immer gut an“, erzählt Anke Wielebski.

Hufeisen — das ist eine ideale Überleitung zu unserem Neujahrsgruß, denn der ist verbunden mit Glücks-Wünschen. Das Hufeisen gilt als Glücksbringer. Eigentlich schützt es die Hufe eines Pferdes vor Abnutzung. Immer mal wieder gingen Hufeisen auch verloren. Der Finder, erzählt Anke Wielebski, „durfte nicht sprechen und das Eisen nicht mit den bloßen Händen anfassen, sondern musste ein Tuch nehmen, um die Glückswirkung nicht einzudämmen“. Besonderes Glück habe es bedeutet, wenn in dem Hufeisen noch drei Hufnägel steckten.

Zur Schadensabwehr wurde ein Hufeisen gern über einem Hauseingang angebracht. „Früher mit der Öffnung nach unten, damit sich das Glück auf alle ergieße.“ Heute wird es eher mit der Öffnung nach oben aufgehängt, damit das Glück nicht verloren geht.

Glück im neuen Jahr, das können wir alle gebrauchen. Aber man sollte auch nicht nur warten, dass es einem in den Schoß fällt. Denn, wie heißt es so schön: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Man möge also seine Chance nutzen, die einem das Leben bietet. Jeder ist für sein Weiterkommen selbst verantwortlich. Man kann ja trotzdem ein Hufeisen über die Hausschwelle nageln. Sicher ist sicher!