Zwölf Blues-Takte gehen so richtig in die Beine
Die Band „Flat Blues Ltd“ machte den Auftakt zu einer neuen Reihe in der Musikkneipe Stradivari.
Kempen. Er ist die Keimzelle der populären Musik, inspirierte große Bands bei ihrem Schaffen und steckt voller Gefühl: der Blues. Am Samstagabend hielt er in der Musikkneipe Stradivari Einzug — genauer gesagt war es klassischer Chicago-Blues der 1950er und 1960er Jahre. Damit lockte die „Flat Blues Ltd“-Band um Sänger Peter Lenzen das Publikum an, das sich über freien Eintritt, urige Atmosphäre und vor allem über erstklassige Bluesmusik freuen konnte.
Mit „Hide Away“ ging es bei ausbaufähiger Stimmung los, bevor der Klassiker „Let the good times roll“ von 1947 nicht nur textlich an die „gute alte Zeit“ erinnerte. Der Song watschelte förmlich von Blue Notes geschwängert voran.
Es sind nur zwölf Takte; aber die gehen in die Beine. Fast keiner steht still da. Alle fühlen, summen oder singen mit. Ein Abend der Gegensätze war das: Lässiger Sound wurde von Kopfnicken sowie von „zustimmendem“ Kopfschütteln begleitet.
Während von den Wänden jecke Deko grüßte und Clowns lachten, litten fünf gestandene weiße Männer bluesig auf der Bühne. Ihr Ausdruck von Trauer, Leid und Schmerz dürfte heranreichen an den junger Schwarzer, die ihr Schicksal in der Mitte des 20. Jahrhunderts in Lieder und Alkohol ertränkten. Äußerlicher Coolness setzt „Flat Blues Ltd“ quälend langsame Töne entgegen. Dunstig-ebenmäßiges Halbtongleiten ist das, vom zweistimmigen Gesang kaugummiartig umschlossen.
Blues-Gitarrist Patrick Zimmermann schneidet Fratzen. Er fühlt und leidet sichtbar, während Peter Lenzen am Mikrofon klebt und die Emotion in Gesten festhält. Formenreiche Standards prägen den Wiedererkennungswert dieser Musik. Am Ende gibt es großen Beifall, Gruß und Blues. kr