Mückenplage droht im Sommer
Die ersten Mücken sind schon aktiv. Ungewöhnlich, sagt eine Biologin.
Kreis Viersen. Die ersten Mücken sind aktiv. Das bestätigt Stefani Pleines von der Biologischen Station Krickenbecker Seen. „Sie stechen nicht“, sagt die Biologin. Es handelt sich um Wintermücken — eine Art, deren Vertreter auch bei Schnee und Frost durch die Luft schwirren und nicht über Saugrüssel verfügen, mit denen sie stechen könnten. Stechmücken hingegen überwintern derzeit noch in Nischen und Ritzen. Offenbar aber nicht alle: Schließlich haben einige Menschen im Kreis erste Mückenstiche.
Die Biologin wundert sich darüber, im Februar, bei Minusgraden. „Das ist sehr selten“, sagt sie. Sie findet zwei mögliche Erklärungen: Aufgrund der warmen Temperaturen traut sich mitunter eine Stechmücke aus ihrem Winterversteck. Sie hat schon Eier gebildet, mit Hilfe von Blut, das sie im vergangenen Herbst aufgesaugt hat. Stehen nun Gefäße herum, in denen sich Wasser sammelt, und wird dieses Wasser warm, legt die Mücke ihre Eier darauf ab. Bleibt es warm, schlüpfen bald die ersten neuen Mücken.
Vielleicht liegt die Erklärung auch darin, dass einzelne Mücken keinen Winterschlaf gemacht haben. Sie stechen nun, um neue Eier zu bilden. „Das wäre eine Ausnahme, ist aber möglich. In diesem Winter war es sehr warm“, sagt Pleines.
Diese Wärme könnte für eine Plage von Stechmücken im Sommer sorgen. Den Winter überleben nur Mückenweibchen. Je wärmer es ist, desto mehr von ihnen schaffen es durch die kalte Jahreszeit. Sie können im Frühjahr ihre Eier legen. Ist es früh warm, werden auch die Eier früh abgelegt. Die Mückenpopulation wird größer, weil sich die Tiere häufiger vermehren. „Ich war froh, dass es nun noch einmal frostig war. Das wirft die Mückenpopulation etwas zurück“, sagt Pleines.
Als Biologin ist sie aber eigentlich für jede Mücke dankbar. Schließlich sind sie eine wichtige Nahrungsquelle für heimische Vögel wie Zaunkönige, Rotkehlchen und Meisen. Vor allem die Larven bilden eine wichtige Erstnahrung für Vogeljunge. Deshalb findet Pleines es wichtig, kein Gift zu verwenden, um Mücken abzuwehren. Das Gift tötet auch Vögel, wenn sie vergiftete Mücken fressen.
Pleines hat das vor einigen Jahren erlebt. Ihre Nachbarn behandelten Rosensträucher mit Gift, weil sie von Blattläusen befallen waren. In der Nähe hatten Meisen in einer Kiste gebrütet und die Jungen mit Läusen gefüttert. „Nach drei Tagen war Ruhe in der Kiste.“ Pleines sah nach. Die kleinen Meisen waren tot. „Meine Nachbarn waren ganz bestürzt. Sie haben ihre Rosen danach nie wieder behandelt“, sagt sie.