Stellen auch in Nettetal So geht Freiwilligendienst in der freien Natur

Nettetal · Heide pflegen, Fische zählen, Wanderer beraten – wer ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der Biologischen Station absolviert, hat vielfältige Aufgaben. Auch der Naturschutzhof bietet FÖJ-lern viele Möglichkeiten.

Wiebke Esmann, Leiterin der Naturschutzhofes und der FÖJ-ler Liam Bell befestigen selbstgezimmerte Wildbienen-Nistkästen an einem Nistbaum.

Foto: Heinz Koch

Die Augen von Laura Lazetta und Amelie Minkenberg strahlen, wenn sie über ihre Arbeiten und Aufgaben in der Biologischen Station Krickenbecker Seen erzählen. Täglich Pegelstände messen, monatliche Grundwassermessungen rund um die Krickenbecker Seen und Einträge in Messlisten gehören dazu. Ein großer Bereich ist die Öffentlichkeitsarbeit im Infozentrum der Station, inklusive der Beratung zu Wander- und Radtouren sowie Einkehrmöglichkeiten. Dies und noch mehr ist Bestandteil des Freiwilligen Ökologischen Jahrs (FÖJ), das die beiden in der Station an den Krickenbecker Seen absolvieren. Für viele sei das FÖJ eine Überbrückung oder eine Zeit der Orientierung bis zum Beginn der Ausbildung oder eines Studiums meist in Biologie, Umwelt- und Landwirtschafts- oder Naturschutz, sagt die Leiterin des Infozentrums, Cordula von der Banken.

Viele Institutionen in Deutschland – nicht nur ökologisch, sondern auch sozial engagierte – sind zur Erledigung ihrer Aufgaben auf die Mitarbeit von Freiwilligen angewiesen. Denn eine volle Abdeckung mit ausgebildeten Mitarbeitern wäre sowohl personell als auch wirtschaftlich nicht möglich. FÖJ-ler können eingesetzt werden zum Beispiel auf Bauernhöfen und Gärtnereien, in Biologischen Stationen oder Zoos. „Interessierte sollten natürlich naturbegeistert sein“, sagt von der Banken.

Die Biologische Station an den Krickenbecker Seen setzt FÖJ-ler schon seit vielen Jahren ein, momentan sind vier beschäftigt. Laura Lazetta und Amelie Minkenberg gehören zum Team. Ihr im Laufe der Zeit angeeignetes Wissen geben sie auch bei Führungen weiter, etwa an Schulklassen, die sich in der Jugendherberge oder im Haus des Landessportbundes aufhalten. Beliebt sind die Arbeiten „im Feld“, wie Pflege der Heideflächen, Kartierung von Fauna und Flora gemeinsam mit den Biologen oder die Erfassung der Fischbestände im Herbst. Im FÖJ-Jahr erwarten die Teilnehmer zudem fünf jeweils fünf Tage dauernde Seminare in verschiedenen Bildungseinrichtungen des Landschaftsverbands Rheinland.

Die Grundlagen für das Freiwillige Ökologische Jahr wurden schon 1993 gelegt und der Dienst eingeführt. Er richtet sich an Jugendliche von 16 bis 26 Jahre mit einer abgeschlossener Schulausbildung, die sich womöglich noch für ihren weiteren Berufsweg orientieren wollen. Eine Erweiterung erfuhr der Dienst 2002, als er auch für anerkannte Kriegsdienstverweigerer geöffnet wurde. Nach dem Auslaufen des Zivildienstes 2011 wurde auf Bundesebene als Ersatz der Bundesfreiwilligendienst (BFD) geschaffen, der sich an Menschen jeden Alters über 16 Jahre richtet. Die Aufgaben beider Gruppen in den Institutionen sind überwiegend gleich. In der Biologischen Station sind zurzeit zwei „Bufdis“ tätig.

Mit einem Teleskop-Unkrautstecher rücken (v. l.) Amelie Minkenberg, Infozentrums-Leiterin Cordula von der Bank und Laura Lazetta dem Jakobskreuzkraut zu Leibe.

Foto: Heinz Koch

Die Stellen und Einrichtungen der FÖJ-ler werden vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) koordiniert, die der „Bufdis“ zum Beispiel von der BFD-Zentralstelle im Naturschutzbund NABU. Für die Zeit ihres Einsatzes erhalten die freiwilligen Helfer ein Taschengeld, auch Urlaub und Praktika sind festgelegt. Beginn des Einsatzes bei den FÖJ-lern ist immer der 1. August. Er dauert zwölf Monate. Die „Bufdis“ können monatlich starten, die Einsatz-Dauer liegt zwischen sechs und 18 Monaten. Momentan sind bei der Biologischen Station noch einige Stellen frei.

Auch der NABU-Naturschutzhof in Nettetal-Sassenfeld bietet die Möglichkeit, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr zu leisten. Wie die Leiterin Wiebke Esmann berichtet, ist für den 1. August noch ein Platz für einen Jugendlichen mit einem Abschluss der Sekundarstufe I zu vergeben. Auch auf dem Hof sind die Tätigkeiten sehr abwechslungsreich. Neben der Gestaltung und Pflege des Außengeländes gehören Umweltbildung, Büroarbeit, handwerkliche Tätigkeiten sowie der Verkauf von Naturprodukten dazu.