41 Schüler von der Realschule an der Josefskirche abgewiesen

Die Realschule an der Josefskirche weist 41 Kinder ab. Von 5710 Schülern der weiterführenden Schulen kommen 1043 aus den Nachbarstädten.

Viersen. Der Wettbewerb belebt das Geschäft - auch im Schulbereich. Dass er aber auch zu Irritationen führen kann und eine Menge Ärger mit sich bringt, zeigen die Anmeldezahlen der weiterführenden Schulen in Viersen. Das Sorgenkind der Verwaltung heißt Realschule an der Josefskirche.

Viersener Eltern haben sich an Bürgermeister Günter Thönnessen gewand, weil ihre Kinder von der Viersener Realschule an der Josefskirche abgewiesen wurden - mit dem Hinweis, in anderen Städten gäbe es noch Kapazitäten. Stattdessen nahmen die Realschulen 42 Schüler von außerhalb auf. Die Verwaltung hat genauer hingeschaut.

Die Realschule an der Josefskirche wollen im kommenden Schuljahr 131 Kinder besuchen, nur 90 werden aufgenommen. Die Möglichkeit, die Klassenstärke pro Klasse fünf um zwei Schüler zu erhöhen, schließt die Schulleitung aus.

An der Realschule Süchteln sind die Verhältnisse auf den ersten Blick ausgewogener: 129 Schüler können aufgenommen werden, 129 sind angemeldet. Das Problem: 32 dieser Schüler kommen nicht aus Viersen, sondern aus Grefrath. Damit ist eine von insgesamt vier Klassen in Grefrather Hand.

Die Realschule an der Josefskirche wollen zehn Schüler aus Willich und ein Schüler aus Schwalmtal besuchen. Die Kapazität der beiden Realschulen reicht laut Schuldezernent Paul Schrömbges für die Viersener Schüler aus. Aber nicht für den "Ansturm" aus den Nachbarstädten.

Für Thönnessen ist die Lage ganz klar: "Bei Engpässen müssen die Schulleiter auf jeden Fall den Viersener Schülern den Vorzug geben." Das geschehe in Einzelfällen offensichtlich nicht.

Die Entscheidung, welche Schüler aufgenommen werden, liegt bei den Schulleitern. Hier ist die Stadt nicht weisungsbefugt, das Land ist zuständig.

Die Schulleiter müssen zwar bestimmte Kriterien bei der Aufnahme der Schüler beachten, auch die Frage nach dem Schulweg. "Das ist aber nicht klar formuliert", sagt der Schuldezernent.

Was sich an der Realschule an der Josefskirche abzeichnet, steht für eine generelle Entwicklung. 18,3Prozent der Schüler auf Viersens weiterführenden städtischen Schulen kommen von außerhalb: 1043 der 5710, eigentlich eine Auszeichnung für die Kreisstadt. Der Grund liegt für Thönnessen auf der Hand. "Unsere Schulqualität ist hervorragend." Seit 2004 arbeite man am Ganztagsangebot. "Andere Schulträger haben diese Schritte nicht getan", sagt Schrömbges.

Auffallend sind die Zahlen der Pendler aus Grefrath und Willich. 358Schüler aus Grefrath besuchen Viersener Schulen, davon 237 die Realschule in Süchteln. 171 Willicher kommen nach Viersen, davon 103 in die Realschule an der Josefskirche. Damit gehen nicht nur Schulbänke für Viersener Kinder verloren. Für die Pendler muss die Stadt auch zahlen. Thönnessen spricht von Millionenbeträgen.

In der Kreis-Bürgermeisterkonferenz habe er das Thema angesprochen, wobei man nicht die Vorstellung habe, alle Kosten erstattet zu bekommen. "Schließlich sind wir auch stolz darauf, Kreisstadt zu sein." Allerdings seien auch die Städte und Gemeinden im Kreis gefordert. So gebe es in Grefrath einzig eine Hauptschule. Brüggen mit seiner Gesamtschule beweise, dass es anders gehe. In der Pflicht sei auch das Land, sagt Schrömbges: "Die haben die Aufgabe, den Wanderzirkus zu steuern."

Wie Land, Verwaltung und Schulleitung mit dem Problem Realschule an der Josefskirche umgehen, ist unklar. Fest steht: Eine weitere Klasse zu schaffen, hält die Verwaltung für ausgeschlossen. "Wenn wir bei jeder Schwankung sofort einen Pavillon bauen sollen, schaffen wir am besten Rollcontainer an und fahren sie hin und her", sagt Thönnessen.