Mathe: Kinder gewinnen gegen Oma und Opa
Die Großeltern durften an der Viersener Martinschule am Unterricht ihrer Enkel teilnehmen. Eine lehrreiche Erfahrung.
Viersen. Eine liebevoll zur Cafeteria umgebaute Eingangshalle lässt den Besucher ahnen, dass es ein besonderer Tag ist in der Martinschule. Die städtische katholische Grundschule im Stadtteil Süchteln hat zum Großelterntag eingeladen. 230 Opas und Omas sind gekommen, um gemeinsam mit ihren Enkeln am Unterricht teilzunehmen.
Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Schulleiterin Sabine Weuthen macht in ihrer Mathe-Stunde den Test. „Wir haben ein Einmaleins-Wettrechnen veranstaltet. Das Ergebnis: Die Kinder haben gewonnen!“, sagt sie.
Hildegard (65) und Bernd (69) Jabs besuchen ihre Enkelin Jil Segieth. Sie ist schockiert von dem, was Oma und Opa aus ihrer eigenen Schulzeit erzählen. „Die mussten nicht nur oft nachsitzen, sondern auch in der Ecke stehen und wurden sogar geschlagen“, sagt die Neunjährige.
Ihre Oma Hildegard findet toll, wie locker der Unterricht abläuft. Zwischendurch wird gesungen, auch mal was gegessen, und wer fertig ist mit seiner Arbeit, darf sich an den Computer setzen. „Den hatten wir früher nicht“, sagt Opa Bernd.
Gisela Stenzel (59) hat zwei Enkel, die in der Martinschule unterrichtet werden: Felix Kempmann ist acht und seine Schwester Christina sechs Jahre alt. In Christinas Klasse sollen die Schüler herausfinden, welche Großeltern zu welchem Kind gehören. Die „Trefferquote“ ist eher gering, und deshalb wird viel gelacht.
Gleich nebenan wird Englisch unterrichtet. Die Omas und Opas staunen, wie gut ihre Enkel Tierarten in Englisch aussprechen können. Konrektorin Marion Bors ist begeistert, wie sehr sich die Schüler auf den Besuch ihrer Großeltern freuen.
Als der Unterricht beginnt, ist ein Opa noch nicht da. Fünf Minuten später kommt er aber doch und wird von seiner Enkelin überschwänglich begrüßt.
Die Martinschule hat bereits zum dritten Mal die Großeltern eingeladen. „Wir machen das alle drei bis vier Jahre und freuen uns jedes Mal wieder über die große Beteiligung. Unser Großelterntag ist wohl einmalig in Nordrhein-Westfalen. Wir haben jedenfalls bisher keine andere Schule gefunden, die so etwas macht“, sagt Schulleiterin Weuthen stolz.
Die Omas und Opas haben an diesem Tag einiges von ihren Enkeln gelernt und umgekehrt. Viel Vergleichbares zum Unterricht früher gibt es zwar nicht, aber eine Gemeinsamkeit hat Oma Hildegard gefunden: „Die Kinder haben ein Begrüßungslied gesungen. Das gab es bei uns auch schon.“