Sanierung: Es geht voran im Kutscherhaus
Ein Ziel der Baufirma ist die Fertigstellung des Rohbaus im Januar.
Viersen. Die Eisenkette des Krans spannt sich. Ein kurzer Ruck - und per Fernbedienung geht der Kübel mit Bauschutt in luftige Höhen, um schließlich in den Container entleert zu werden.
"Der Schutt stammt von den Fensterdurchbrüchen, dort, wo einst die öffentlichen Toilettenanlagen im Kutscherhaus waren", erklärt Georg Wilms, kaufmännischer Geschäftsführer der Erkelenzer Firma Schleiff Denkmalentwicklung. Er deutet auf die Wand, an der neben den Fensterdurchbrüchen zahlreiche Graffiti-Sprühereien zu sehen sind.
Über einen kleinen Schuttberg geht es ins Viersener Kutscherhaus, das im Dreieck Heierstraße, Festhalle und Hauptstraße liegt. 1903 war das Gebäude vom Unternehmer Peter Kaiser als Kutscherhaus errichtet worden. Seit Anfang des Jahres wird es von der Erkelenzer Firma kernsaniert. Baustelle pur zeigt sich im Inneren. Moniereisen warten auf ihren Einsatz im Beton, Kabel laufen über den Boden, Schalbretter lehnen an den Wänden, ein Handwerker schlägt kleine Betonstücke von ihnen herunter.
Die Container im Innenhof sind voll mit altem Holz. Durch Baustützen muss Slalom gelaufen werden, während unter den Schuhsohlen Betonbröckchen knirschen. Wilms: "Die Baustützen tragen die Verschalung der Betondecken. Wir müssen komplett neue Zwischendecken einziehen. Teils sind sie schon fertig, teils noch in der Mache Auf dem Fußboden laufen wir dagegen schon über eine neue Betondecke."
Dort, wo künftig die Seniorenwohnungen sein sollen, geht der Blick noch bis ins Dach hinein. Holzdecke und uralte Dachluken sind zu sehen. Die Zwischendecke fehlt noch. Untermalt vom Radio heult die Kreissäge auf, und aus einem weiteren Raum ist Gehämmer zu hören.
Das alles kann Heinz Tessmann von der Mönchengladbacher Fensterfirma Herbert Kemp nicht stören. In aller Ruhe misst er die Fenster aus. "Die alten Proportionen bleiben erhalten, daher muss wirklich jedes Fenster gemessen werden", sagt Tessmann, während er mit dem Zollstock an den Öffnungen im Mauerwerk hantiert.
Etwas befremdlich neben dem alten, rustikalen und rötlichen Mauerwerk der 120 Quadratmeter große Kalksandstein-Neubau, der unter anderen den Eingangsbereich mit Aufzug beherbergen wird. Später würden alt und neu nicht mehr zu unterscheiden sein, erklärt Wilms.
Das Nachbarhaus an der Heierstraße hat die Firma Schleiff ebenfalls gekauft: Vier Einheiten mit modernen Wohnungen soll es geben. "Wenn alles entsprechend weiterläuft, werden wir im Herbst fertig sein", sagt Wilms. Erstes Ziel: die Fertigstellung des Kutscherhaus-Rohbaus im Januar.