Bibliothek: Neue Technik für mehr Service

Leiterin Christiane Wetter stellt ein Ausleih- und Rückgabesystem vor. Ausschuss diskutiert Bücherei-Gebühren.

Viersen. Was die Albert-Vigoleis-Thelen-Bibliothek freut, ärgert ihre Kunden. Vor allem an Samstagen kommen so viele Besucher in die Einrichtung, dass sich die Schlange von der Annahme-Theke bis zum Rathausmarkt hinzieht. Das könnte in zwei Jahren anders sein.

Ein automatisches Ausleih- und Rückgabesystem soll’s möglich machen. Eines der Vorbilder steht in der neuen Mediothek in Krefeld. Viersens Bibliotheksleiterin Christiane Wetter stellte die so genannte RFID-Technik den Mitgliedern des Kulturausschusses vor.

"Die Öffnungszeiten sind für eine Bibliothek unserer Größenordnung sehr bescheiden", sagt die Bibliothekarin. Erweitern könne man sie mit dem derzeitigen Personal nicht, mehr Mitarbeiter könnten nicht bezahlt werden. Deshalb sei es sinnvoll, in die Technik zu investieren.

RFID ist die Kurzform für Radio-Frequenz-Identifikation. Die Medien werden mit einem Etikett versehen, das mit den wichtigsten Daten beschrieben wird. An einer Station können die Bibliotheksnutzer ihre Bücher, CDs und DVDs auf einem Pult ablegen. Das Gerät speichert die Entleihe. Umgekehrt können die Bücher genauso abgegeben werden. Automatisch gelangen sie danach vorsortiert in eine Kiste.

Neben Stationen in der Bibliothek soll es für den 24-Stunden-Dienst eine weitere geben, die die Besucher außerhalb der Öffnungszeiten für die Rückgabe nutzen können. Fällige Gebühren zahlen die Kunden an einem Kassenautomaten.

Um zehn Stunden könnten Öffnungszeiten von 21 auf 31 pro Wochen erweitert werden, so dass die Besucher an Mittagen nicht mehr vor verschlossenen Türen stehen. Die Zahl der Mitarbeiter müsste dafür nicht aufgestockt werden.

Zudem erwartet die Leiterin, dass sich mehr Leser anmelden und mehr Medien ausgeliehen werden. Schließlich würden unnötige Wartezeit vermieden. Die Kunden können sich also mehr Zeit zum Beispiel für ihre Literatursuche nehmen.

Die frei gewordenen Kapazitäten der Mitarbeiter könnten unter anderem dem Service-Bereich zugute kommen.

Bibliotheken, die bereits mit dem System arbeiten, hätten die Erfahrung gemacht, dass die Zahlungsmoral der Kunden zunehme. Anderseits hätten die Beschwerden nachgelassen.

Was sich alles prima anhört, hat vor allem in Zeiten einer leeren Stadtkasse seine unangenehmen Seiten: Für die Technik und die Erstausstattung der Medien mit einem Chip müsste der Kämmerer 380000Euro locker machen. Dazu kommen Umbauten in Höhe von 50000 Euro. Vom Land könnte es einen Zuschuss von 100000 Euro geben. Für zirka 11200Euro wird das System jährlich gewartet. Ob und wann das System verwirklicht werden kann, wird in den nächsten Haushaltsberatungen erörtert.

Während die Mitglieder des Kulturausschusses von diesen neuen Perspektiven angetan waren, schlug ein anderer Tagesordnungspunkt auf die Stimmung: die Gebührenerhöhung für die Stadtbibliothek. Nicht akzeptieren wollten CDU und FürVie, dass der Jahresbeitrag für Erwachsene von 12 auf 15 Euro, der für Familienausweise von 15 auf 20 Euro erhöht werden soll. Da half auch der Hinweis der Bibliotheksleiterin nicht, dass seit dem Umzug 1990 die Gebühren unverändert geblieben sind.

Und auch die Feststellung des Beigeordneten Paul Schrömbges beeindruckte wenig: "Wir reden über 11000 Euro, die durch eine Erhöhung der Gebühren mehr eingenommen würden. Das ist viel." Laura Mavrides (CDU) stellte fest: "Außerhalb der Stadtgrenzen können wir ohne Erhöhung dafür werben, dass Kultur bei uns nicht teuer ist." Statt der Jahresgebühr möchte FürVie lieber die Säumniszuschläge erhöhen. "Das hat der Bürger dann selbst in der Hand", betonte Panagiota Kallianteris.

Schließlich setzten sich CDU und FürVie durch: Der Jahresbeitrag bleibt, inwieweit die Säumniszuschläge erhöht werden, soll die Verwaltung mitteilen.

Das Thema wird noch den Finanzausschuss, dann den Rat beschäftigen.